• Abstract zum 2. Vortrag in Salon (i)KonText am 17.6.

    Veröffentlicht am 6. Juni 2013 von marion in Blog.

    Am 17. Juni findet der zweite Vortrag der neuen Vortrags-und Diskussionsreihe “Salon (i)konText” im Hörsaal 45 des Hauptgebäudes der Universität Wien statt. Es spricht um 18:30 (s.t.) Anne Sophie Banakas von der Université Sorbonne zu

    Die politische Repräsentation in Maria Theresias Portraits

    Abstract:

    In meiner Dissertation untersuche ich die zu Lebzeiten Maria Theresias entstandenen Porträts dieser Herrscherin im Hinblick auf ihre politischen Funktionen. Erfasst wurde bisher ein Korpus von 221 Gemälden, die sich auf alle ehemaligen Länder der Monarchie (Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Italien, Belgien, Luxemburg) sowie in Süd- und Westdeutschland verteilen. Als Historikerin gehe ich nicht in erster Linie von künstlerischen Aspekten, sondern von Fragen des Gebrauchs und der Rolle dieser Porträts im Rahmen der Herrschaftsrepräsentation aus. Die Untersuchung der Bilder ist somit ein Weg, um die Politik der Herrscherin, ihrer Dynastie und ihrer Monarchie vor allem gegenüber den Eliten besser zu verstehen.

    Wie ließ sich Maria Theresia darstellen? Und warum so oft? Inwiefern entsprechen die Bildinhalte einer strategischen und dynastischen Politik? Auf welche Weise wird die Monarchin legitimiert, durch wen und  wem gegenüber? Welche Kontinuitäten und Wandlungen zeigen sich gegenüber der Repräsentation ihrer Vorgänger, aber auch im Laufe ihrer eigenen Regierungszeit?

    Um diese Fragen zu beantworten, habe ich das Korpus chronologisch und geographisch im Hinblick auf drei Aspekte untersucht: erstens die Maler und ihre Auftraggeber, zweitens die Empfänger der Porträts und die Orte der Zurschaustellung, sowie drittens die ikonographischen Inhalte.

    Die meisten Porträts wurden von Wiener Malern angefertigt. Diese standen überwiegend nachweislich in Beziehungen zum Hof und gehörten zumeist auch der Wiener Akademie an, die für die Ausbildung immer wichtiger wurde und zunehmend den Ton in der Porträtmalerei angab. Die Beziehungen zwischen Hof und Akademie waren eng, sowohl über Maria Theresias Lieblings-Maler Martin Van Meytens als Direktor der Akademie als auch später über den Staatskanzler Kaunitz als deren Protektor.

    Hinsichtlich der Verteilung der Porträts lässt sich sagen, dass neben deren Anbringung in den kaiserlichen Schlössern selbst mehrere Kategorien von Empfängern und Auftraggebern festzustellen sind. Alte und traditionelle Netzwerke von Unterstützenden der Dynastie werden wieder aktiviert: Landstände, adlige Familien, Städte, Klöster und Abteien,  sowie im Reich besonders die Fürstbischöfe. Im Laufe ihrer Regierung knüpft Maria Theresia aber auch Kontakte mit neuen politisch bedeutenden Gruppen an, insbesondere in Ungarn. Anlässe wie Krönungen, Landtagssitzungen, Geburten und Hochzeiten im Herrscherhaus bieten Gelegenheit zur Schenkung von Porträts durch die Herrscherin, aber auch zur Bestellung auf eigene Rechnung durch die späteren Besitzer. Die Anbringung eines Porträts oder die Einrichtung eines „Maria-Theresien-Zimmers“ kommemorieren oft einen Besuch der Herrscherin und führen damit vor Augen, dass ihre symbolische Präsenz durch das Bild ihre persönliche Anwesenheit fortsetzt und substituiert.

    Die Porträts Maria Theresias lassen sich mit wenigen Ausnahmen einigen klar definierten Bildtypen zuweisen, die in Wien geprägt und in den Provinzen imitiert werden. Es lässt sich zeigen, dass diese Typen bestimmten Phasen oder Ereignissen der Regierungszeit Maria Theresias entsprechen, die jeweils eigene Darstellungs- und Legitimationsbedürfnisse hervorrufen. Die heikle und unsichere Situation der ersten Regierungsjahre und die besondere Bedeutung der Unterstützung Ungarns im Erbfolgekrieg befördern etwa die Entstehung zahlreicher Porträts mit der Stephanskrone. In den fünfziger Jahren entstehen Familienporträts mit Franz Stephan und den vielen Kindern, die die Fruchtbarkeit der neuen Dynastie zur Schau stellen. Als Witwe nach 1765 wird Maria Theresia weniger mit Kronen als mit Feder und Schriftstück in der Hand dargestellt, was das sich wandelnde Herrschaftsverständnis des aufgeklärten Absolutismus sichtbar macht.

     

    Zur Person:
    Anne-Sophie Banakas hat zwischen 2003 und 2008 an der Universität Paris I Panthéon Sorbonne studiert, wo sie ihre Diplom-Magisterarbeit in Neuerer Geschichte im Juni 2008 abgeschlossen hat. Seit Oktober 2009 promoviert sie in Neuerer Geschichte im Rahmen einer Cotutelle zwischen Paris I Panthéon Sorbonne, mit Professorin Dr. Christine Lebeau, und der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg, mit Professor Dr. Thomas Maissen.



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