• Ein Mitbringsel aus Wolfenbüttel

    Veröffentlicht am 20. September 2013 von marion in Blog, Erdteilallegorien, Vorträge.
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    Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel

    Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel

    Vergangene Woche vom 9. bis 11. September 2013 fand an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel die Jahreskonferenz der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts statt. Das Thema war „Präsenz und Evidenz fremder Dinge im Europa des 18. Jahrhunderts“ (zum Tagungsprogramm). Wie bereits an anderer Stelle angekündigt waren sowohl Prof. Wolfgang Schmale als auch ich mit einem eigenen Vortrag beteiligt.

    Wolfgang Schmale baute seinen Vortrag „Europa definieren – Gemalte Zivilisationsgeschichte fremder Dinge“ auf Beispiele aus der Hochkultur auf. Eine Untersuchung der Programme in den Stiegenhäuser in Schloss Pommersfelden und der Würzburger Residenz und ihrer Hierarchien der Kulturen ergab spannende neue Blicke auf Europa.

    In meinem Vortrag „Zwischen vertraut und barbarisch? – Die Präsenz des Fremden im Dorf“ näherte ich mich der Kategorie „Fremd“ über die Erdteilallegorien innerhalb von Dorfkirchen. Eine Analyse der verwendeten Versatzstücke, der Argumentations- und Vermittlungsstrategien innerhalb ländlicher Bildprogramme zeigt, dass hier wesentliche Unterschiede existieren und dass es sich in manchen Fällen nur um ein scheinbar Fremdes handelt. Das Eigene, das Vertraute, das Einheimische, sprich Europa ist schnell erkannt, gleicht es doch meist in Habit und Physiognomie einem Mitglied des Herrscherhauses bzw. Adels. Das Fremde konstituiert sich über seine Andersartigkeit: über Nacktheit, seltsame Kleidung (Federrock, Federkleid, Federkrone), geographischer Hinweise (Pyramide, Palmen) und vor allem über die Anwesenheit nicht einheimischer Tiere wie Elefant und Löwe. Aber trotz allem Fremdheitscharakter liegen den Bildern auch etwas Vertrautes inne. Denn die augenscheinlichen Unterschiede vernachlässigend verbindet die Anbetungshaltung die einzelnen Vertreter. Alle sind mehr oder minder stark in Liebe zu Gott, zu Maria, zu einem Heiligen entbrannt. Alle erweisen durch inbrünstige Bet- und Demutgesten ihre Ehre dem Objekt ihrer Anbetung.

    Im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. September 2013 erschien ein kurzer Konferenzbericht „Vor-Waren. Fremde Dinge“ aus der Feder von Martin Maurach. (vgl. FAZ, Nr. 217 v. 18.9.2013, S. N3, abrufbar im FAZ-Archiv).

    Neben interessanten Gesprächen und facettenreichen Vorträgen brachte die Konferenz noch ein weiteres Mitbringsel. Um von Wien nach Wolfenbüttel zu kommen, bietet es sich an nach Hannover zu fliegen. Von dort geht es weiter mit dem Zug via Braunschweig nach Wolfenbüttel. Die Zeit ermöglichte es am Mittwoch nach Abschluss der Konferenz und vor meinem Rückflug am Abend eines der Highlights in Hannover zu besuchen: die Gärten des Schlosses Herrenhausen. Es handelt sich hierbei um eine aus drei Gärten bestehende barocke Gartenanlage: Der große Garten, der Berggarten und Georgengarten.

    Blick von der Aussichtsterrasse im Großen Garten

    Blick von der Aussichtsterrasse im Großen Garten

    Teil des Skulpturenprogramms im Großen Garten sind auch Skulpturen der vier Erdteile. Gegenstand einer genaueren Untersuchung waren diese im Rahmen einer Lehrveranstaltung im Wintersemester 2004/2005. Diese war Teil eines österreichweiten Lehrverbunds zur interdisziplinären Erforschung des 18. Jahrhunderts, koordiniert von der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts. Wolfgang Schmale exemplifizierte an den Erdteilallegorien der Herrenhäuser Gartenanlage die Analyse dieser aus einem semiotischen Blickwinkel. Die Ergebnisse sind heute noch unter der folgenden URL – http://ferstel.univie.ac.at – abrufbar.

    Schlussendlich war mir das Glück hold: Von Regengüssen verschont, konnte ich im Garten lustwandeln und die Erdteilallegorien mit meinem Smartphone photographieren:

     



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