Kaufering (Landsberg am Lech) Zitieren

 

Erdteilallegorien an diesem Ort
Orts- und Gebäudegeschichte 

1033 erste urkundliche Erwähnung Kauferings als „Chufringen“
1268 Verkauf der reichsunmittelbaren Herrschaft an Ludwig II., der Strenge aus dem Haus Wittelsbach während des Interregnums im Heiligen Römischen Reich (1245–1273); Verwaltung als Hofmark; bis 1624 häufiger Wechsel der Lehensleute
1330 Verkauf des Kirchensatzes der Pfarrei St. Johannes Baptist in Kaufering an das Augustiner-Chorherrenstift Dießen am Ammersee; anschließende Inkorporation (1342); Besetzung durch Weltgeistliche
1624 Belehnung der Freiherrlichen Familie von Donnersberg mit der Hofmark (Besitz bis 1835)
1704 Eid der Kauferinger Bürger zum Bau einer hölzernen Kapelle; Filialkapelle von der Pfarrei St. Johannes Baptist in Kaufering [Pfarrer Leonhard Sedlmayer (reg. 1704–1727)]
1712 Einsturz der Kapelle und anschließender Neubau bis 1715 (Baumeister: Michael Natter)
1723 Weihe der Kirche durch den Ausgburger Weihbischof Johann Jakob Mayr
1765 Ausstattung der Kirche (Maler: Franz Seraph Kirzinger)

Geschichte der Wallfahrt 

In Kaufering ist der heilige Leonhard – einer der populärsten Heiligen in Süddeutschland[1] – Kultobjekt der Erdteile. Wie für Fischach, wo seit 1669 eine Leonhardskapelle an der Straße nach Augsburg steht, zogen – das ist bildlich überliefert – auch die Kauferinger Bürger in Prozessionen zu ihrer Wallfahrtskapelle, die sie 1715 unter der Ägide des Ortspfarrers Leonhard Sedlmayer nach dem Einsturz des hölzernen Vorgängerbaus durch einen Steinbau ersetzt hatten. Die Wallfahrt ist ebenfalls rezenten Datums, sie geht auf das Jahr 1660 zurück. Um diese Zeit soll der Lech Hochwasser geführt und der Überlieferung nach auf der Wiese am heutigen Standort der Kapelle ein hölzernes Bildnis des heiligen Leonhard angespült haben. Gefunden habe das Bildnis ein Mann, der es daraufhin in der Höhlung einer Eiche aufbewahrte. Allerdings soll es dort nicht verblieben sein, denn bei einem erneuten Besuch des Mannes sei es verschwunden gewesen und am ursprünglichen Fundort wieder aufgetaucht. Das Gleiche geschah noch einmal: Der Mann habe es in die Eiche zurückgelegt und wieder sei das Bild auf geheimnisvolle Art auf die Wiese zurückgekehrt. Daraufhin habe sich die Kauferinger Kirchengemeinde unter Führung des Ortsgeistlichen dazu entschlossen, am Fundort eine erste Kapelle aus Holz zu errichten. Die Legende berichtet von weiteren Licht- und Musikwundern.[2] An die Freigiebigkeit der Kauferinger Bürgerschaft („Kaufringana liberalitas“) erinnert heute noch die Chorbogeninschrift:

“SanCto LeonarDo LIbera proMIsItbIetas [= 1704]. DeVota KaVfrIngana ConDIDIt LIberaLItas [= 1715] MVnIfICa CoronaVIt pro DIgaLItas. [= 1765]“[3]

[1]       Der heilige Leonhard wird als Patron des Viehs, insbesondere der Pferde und der Gefangenen verehrt. Auf Letzteres verweisen stets die Ketten um die ihm geweihten Kirchen. Der Leonhardiritt an seinem Festtag (6. November) ist fester Bestandteil des Brauchtums besonders in Bayern; in Kreuth am Tegernsee beispielsweise wird er alljährlich seit dem 15. Jahrhundert durchgeführt. Einer der bedeutendsten Wallfahrtsstätten im Fürstbistum Augsburg befindet sich in Inchenhofen. Vgl. Plötzl Brauchtum 1999, 214–225. Solch ein Ritt ist auch für die Wallfahrtskapelle Heilig Blut in Schwenningen überliefert; hierbei handelte es sich allerdings um einen Blutritt. Vgl. Gabor Schwenningen 1996, 160f.

[2]       Vgl. Müller-Hahl Ortsgeschichte 1952, 105; Kowalski Renovatum 1975, 16f.

[3]       Dieser Freigiebigkeit ist nicht nur die 50 Jahre später erfolgte Ausmalung unter Pfarrer Joseph Huber (reg. 1756–1774) zu verdanken, sondern auch die Rettung der einsturzgefährdeten Kirche im Jahr 1975. Vgl. Tafel am Außenbau der Kirche „[…] 1975 restauriert und vor dem Verfall gerettet durch Beiträge von Kauferinger Bürgern und anderen spendenfreudigen Gönnern“. Vgl. auch die anlässlich der Restaurierung herausgegebene Festschrift Renovatum est. St. Leonhard/Kaufering 1715/1975. Kleine Chronik einer Restaurierung von Heinz Kowalski.

Bibliografie 

Zuletzt aktualisiert am: 02.12.2015

↑ zurück nach oben

 

Forschungsplattform Erdteilallegorien im Barockzeitalter / Research Database Continent Allegories in the Baroque Age

Nirgendwo hat der Barock eine solche Dichte an Allegorien der vier Erdteile – Europa, Asien, Afrika und Amerika – hervorgebracht wie im Süden des Heiligen Römischen Reiches. In ihnen manifestieren sich die Vorstellungen des Barock von der Gestalt der Welt, ihrer politischen, sozialen und spirituellen Ordnung, vom Fremden wie vom Bekannten. Diese einzigartige Sammlung dokumentiert Darstellungen der vier Erdteile in Fresken, Stuck, Gemälden oder Skulpturen in ihren ursprünglichen Ausstattungskontexten. Baugeschichten sind ebenso erfasst wie Künstler und Auftraggeber.

Publikationen zum Projekt:

***

Allegories of the four continents – Europe, Asia, Africa, and America – were an extremely popular iconographic motive during the baroque era. It was most prevalent in the Southern Parts of the Holy Roman Empire. These allegories express/manifest/carry the imagination/conception/vision of the baroque of the shape of the world, its political, social, and spiritual order as well as of foreign and familiar things. This unique collection documents depictions of four continents in frescoes, stucco, paintings or sculptures in their place of origin. The historical contextualization contains the building history as well as artists and principals.

New publications:

Nutzungsbedingungen anzeigen
 

GRUNDLEGENDES

Die Datenbank „Erdteilallegorien im Barockzeitalter im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (Süddeutschland, deutschsprachige österreichische Erblande)“ entstand im Rahmen des Projekts „Diskurs- und kunstgeschichtliche Untersuchung von Erdteilallegorien“ [FWF P23980] an der Universität Wien, Historisch-kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Geschichte. Die Nutzung der Datenbank unterliegt den im Folgenden genannten Bedingungen. Der Zugang zur Datenbank wird gewährt, sobald Sie die Nutzungsbedingungen akzeptiert haben.

Die Nutzungserlaubnis der Datenbank beinhaltet über das Lesen von Texten und Anschauen von Bildern hinaus die Möglichkeit, in der Datenbank für eigene Forschungsvorhaben zu recherchieren und eigene Statistiken auf der Basis der Daten unter Angabe der Quelle zu erstellen. Sämtliche Inhalte der Datenbank wie Texte, Karten und Bilder/Fotografien unterliegen den nachfolgend genannten Bedingungen. Kein Inhalt darf verändert werden.

 

BILDRECHTE

Für die Inhalte der Bilddatenbank (Texte, Karten, Bilder, Narrationen) gilt das österreichische Urheberrecht. Jegliche kommerzielle Nutzung ist untersagt. Sofern nicht anders angegeben, liegen die Rechte an den Fotografien bei den Fotografinnen und Fotografen des Projekts. Diesen liegen entsprechende Rechtseinräumungen (Fotografiererlaubnisse) der Besitzer der Objekte zugrunde. Downloads sind nicht erlaubt, die Bilder sind mittels einer Downloadsperre geschützt. Für allfällige Verwendungen außerhalb der Datenbank (z. B. Abbildungen in wissenschaftlichen Publikationen) sind die Rechte bei allen Rechteinhabern einzuholen. Ausgenommen hiervon sind Bilder mit Herkunft "Wikimedia Commons".

 

ZITIERBARKEIT

Bilder und Texte aus der Datenbank sind den üblichen Regeln entsprechend zu zitieren. Die zu zitierenden Angaben werden automatisch für jeden Text und jedes Bild generiert. Sie finden sich unterhalb jedes Beitrags in folgender Form:

  • Texte: [Autor/in, Titel, in: Name des Projektleiters: Titel des Projekts, Besuchsdatum, - <URL>]

Beispiel: Marion Romberg, Birnau (Bodenseekreis), Mariae Himmelfahrt, in: Wolfgang Schmale (Projektleitung): Erdteilallegorien im Barockzeitalter, Wien, besucht 15.09.2015, <http://erdteilallegorien.univie.ac.at/erdteilallegorien/birnau-bodenseekreis-mariae-himmelfahrt>.
 

  • Fotografien: [Fotograf/in, Titel, in: Name des Projektleiters: Titel des Projekts, Besuchsdatum, - <URL>]

Beispiel: Marion Romberg, Birnau (Bodenseekreis), in: Wolfgang Schmale (Projektleitung): Erdteilallegorien im Barockzeitalter, Wien, besucht 15.09.2015, <http://erdteilallegorien.univie.ac.at/bilder/birnau-bodenseekreis-mariae-himmelfahrt/birnau-bodenseekreis-5>.
 

  • Abbildungen: [Eigentümer/Aufbewahrungsort, Signatur/Inventarnummer, (Autor), Titel, in: Name des Projektleiters: Titel des Projekts, Besuchsdatum, - <URL>]

Beispiel: Cesare Ripa, Iconologia, Rom 1603, 335, Universitätsbibliothek Heidelberg, C 5456 A RES, in: Wolfgang Schmale (Projektleitung): Erdteilallegorien im Barockzeitalter, Wien, besucht 15.09.2015, <http://erdteilallegorien.univie.ac.at/bilder/iconologia-von-cesare-ripa/ripa-iconologia-1603-2>

 

Nicht ausdrücklich erlaubte und von keinem Tatbestand freier Werknutzung gemäß dem Urheberrecht, insbesondere nicht vom Zitatrecht umfasste Verwendungen von Inhalten der Datenbank sind nicht zulässig.

weiter

×