Maria zum Trost Bruderschaft (Oberigling) Zitieren
Bruderschaft, Gruppe

Auftraggeber von
Kurzbiografie 

Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (229-231):

Die Oberiglinger Bruderschaft[1] soll 1701 maßgeblich auf die Initiative des Hofmarksinhabers Joseph Ignaz von Donnersberg und seiner Familie ins Leben gerufen worden sein. Die Stelle des Pfarrvikars hatte zu dieser Zeit der Augustiner-Chorherr Quirin Wigerle (reg. 1693–1708) inne. Er war vom Augustiner-Chorherrenkloster Rottenbuch entsandt worden, dem die Oberiglinger Pfarrei seit 1404 inkorporiert war. Das Vorhaben der Donnersberger stieß auf das Wohlwollen des Pfarrvikars sowie auf das seines Vorgesetzten, Propst Patritius Oswald, wobei der Rottenbucher Kirchherr wenig Interesse an der Bruderschaft zeigte, da die Pfarrei bereits 1709 gegen die bischöfliche Pfarrei Osterzell eingetauscht wurde und von da an mit Weltgeistlichen besetzt wurde.[2] Votivbilder aus den Anfängen der Bruderschaft belegen eine beginnende Wallfahrt zum Gnadenbild Maria zum Trost, das anlässlich der Errichtung angefertigt wurde und laut Beischrift unterhalb des Bildes – Imago B. Birg. Mariä de Consolatione. Ivxta pro.(to) typvm quod in altari archiconfrat.(is) cincturator. bononiae. in dccl. s. Iacobi – eine Kopie des Ur-Gnadenbildes Maria vom Trost der Erzbruderschaft vom Gürtel der seligsten Jungfrau Maria vom Trost in Bologna darstellt[3]. Das Oberiglinger Gnadenbild wurde in der Folgezeit in zahlreichen Ausfertigungen in Kupfer gestochen und fungierte auch als Vorbild für das Gnadenbild der 1737 neu eingerichteten Bruderschaft an der ehemaligen Mutterkirche zu Rottenbuch. In der Notzeit des Spanischen Erbfolgekrieges[4] avancierte Oberigling rasch zum Ziel vieler Notsuchender und Verzweifelter.[5] Das Bruderschaftsbuch verzeichnet bis 1724 20.175 Namen neuer Mitglieder, bis zum Ende des Jahrhunderts waren es bis zu 40.730 Personen. Das Einzugsgebiet reichte anfänglich bis in die Oberpfalz, nach Tirol und in die Schweiz, beschränkte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts aber mehr auf die weiter östlich und südlich gelegenen Nachbarregionen Fürstenfeldbruck, Starnberger See und Ost- und Unterallgäu.[6]

Der starke Zustrom machte 1714 einen Neubau des Langhauses notwendig. Dieser wie auch die spätere bildliche Ausstattung wurden aus Bruderschaftsmitteln finanziert. Eine besondere Stellung als „Schutzherr“ der Bruderschaft nahm die freiherrliche Familie von Donnersberg[7] ein. Im ersten Eintrag im Bruderschaftsbuch am 21. August 1701 werden als Gründungsmitglieder Albrecht Sigmund von Donnersberg, der Bruder und Erbe des am 9. Juli 1701 verstorbenen Initiators Joseph Ignaz sowie dessen Witwe Maria Anna von Berndorf genannt. In die Zeit von Hofmarksherr Joseph Anton Christoph von Donnersberg[8] fallen der Neubau und die Stuckierung des Chores und Turmes 1724 bis 1726 und die reiche Ausstattung der Bruderschaftskirche:

  • 1726 stiftete die Familie den Hochaltar[9] für das Gnadenbild Maria zum Trost, zur gleichen Zeit erfolgte der Einbau einer neuen Kanzel,
  • 1735 wurde der Chor mit einem großen Leinwandbild von der Hand des Türkheimer Malers Johann Andreas Bergmüller für 60 fl.[10] ausgeschmückt, darum herum malte der Künstler al fresco acht Medaillons mit den vier Erdteilen sowie vier Emblemen zum Wirken der Bruderschaft,
  • 1759 wurde das Langhaus mit einem Deckengemälde des Malers Joseph Anton Walch ausgestaltet.

[1]      Grundlagenliteratur zur Oberiglinger Bruderschaft, die im Folgenden nicht einzeln zitiert wird: Wöllitz 300 Jahre 2001; KF Oberigling 2005; Fees-Buckecker Ortschronik 2009.

[2]      Für eine Liste aller Pfarrer von 1409 bis 2009 siehe Fees-Buchecker Ortschronik 2009, 107–109.

[3]      Der Ursprung der Bruderschaft liegt im Augustiner-Eremitenorden. Unter ihrem Generalprior Gerhard von Rimini ersuchte sie am 14. August 1439 beim Papst um die Erlaubnis, an der Kirche S. Giacomo in Bologna eine Gürtel-Bruderschaft (Confraternitas Cincturatorum et Cincturatarum S. Augustini et S. Monicae) zu gründen. Keine sechzig Jahre später, 1495, wurde auf Initiative des Augustinerpater Martinus von Vercelli erneut in Bologna eine zweite Bruderschaft Maria vom Trost (Confraternitas BMV de Consolatione) errichtet. Die Vereinigung beider Bruderschaften zur Bruderschaft vom Gürtel der seligsten Jungfrau Maria vom Trost durch den Ordensgeneral Thaddäus von Perugia wurde am 15. Juni 1557 durch Papst Gregor XIII. in der Bulle Ad ea bestätigt und am 1. August 1576 in der Breve Curandum est zu einer Erzbruderschaft erhoben. Vgl. MLK Trost 1994, 477f. Papst Gregor XIII. stammte selbst aus dem Augustiner-Orden und war das erste Mitglied der neu gegründeten Bruderschaft.

[4]      Auch Oberigling war von Plünderungen betroffen. Vgl. Dellinger Igling 1851, 23.

[5]      Besonders verzweifelte Eltern tot geborener Kinder brachten ihre Babys in der Hoffnung nach Oberigling, ihnen durch die Gnade des Bruderschaftsbildes doch noch den Weg ins Himmelsreich zu eröffnen. Zwischen 1704 und 1707 wurden 251 tot geborene Kinder zur Taufe hergebracht. Danach enden die Aufzeichnungen. 1729 wurde dieser Brauch durch die Obrigkeit verboten. Vgl. Wöllitz 300 Jahre 2001, 15.

[6]      Vgl. ebd., 17.

[7]      Die Hofmark befindet sich seit 1611 im Besitz der freiherrlichen Familie. Herzog Maximilian I. von Bayern verkaufte sie seinem Oberstkanzler Joachim von Donnersberg um 30.000 fl. Die Donnersberger blieben 200 Jahre Inhaber der Hofmark Igling. 1620 erbauten sie das Schloss von Oberigling, 1624 wurden sie in den Freiherrenstand erhoben und erwarben die östlich gelegene Hofmark Kaufering und 1629 das Dorf Erpfting. Vgl. Dellinger Kaufring 1848, 254–352; ders. Igling 1851, 18f.; Fees-Buchecker Ortschronik 2009, 41.

[8]      Joseph Anton Christoph von Donnersberg wurde am 4. März 1683 geboren, stand als Oberstforst- und Jagdmeister im Dienst der Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und folgte seinem Onkel Albrecht Sigmund nach dessen Tod 1719 als Hofmarksherr von Igling. Dort verstarb er am 5. Juni 1765 und wurde mit seiner ein Jahr zuvor verstorbenen Gemahlin Maria Friederike von Ow in der Pfarrkirche begraben. Vgl. Dellinger Igling 1851, 23f.; Fees-Buchecker Ortschronik 2009, 611.

[9]      Rechts und links des Auszugsbildes sind die Familienwappen der Freiherren von Donnersberg und Muggenthal angebracht. Das Wappen derer von Muggenthal verweist auf die Tante von Joseph Anton Christoph und Witwe von Albrecht Sigmund, Maria Johanna Franziska, geb. Muggenthal. Ihr Epitaph befindet sich heute in der Pfarrkirche; darauf ist zu lesen, dass sie mit 70 Jahren am 6. August 1728 verschied. Vgl. auch Dellinger Kaufring 1848, 349.

[10]     Vgl. Bisthum Augsburg 8/1912–1932, 302.

Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.

Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016

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Nirgendwo hat der Barock eine solche Dichte an Allegorien der vier Erdteile – Europa, Asien, Afrika und Amerika – hervorgebracht wie im Süden des Heiligen Römischen Reiches. In ihnen manifestieren sich die Vorstellungen des Barock von der Gestalt der Welt, ihrer politischen, sozialen und spirituellen Ordnung, vom Fremden wie vom Bekannten. Diese einzigartige Sammlung dokumentiert Darstellungen der vier Erdteile in Fresken, Stuck, Gemälden oder Skulpturen in ihren ursprünglichen Ausstattungskontexten. Baugeschichten sind ebenso erfasst wie Künstler und Auftraggeber.

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Allegories of the four continents – Europe, Asia, Africa, and America – were an extremely popular iconographic motive during the baroque era. It was most prevalent in the Southern Parts of the Holy Roman Empire. These allegories express/manifest/carry the imagination/conception/vision of the baroque of the shape of the world, its political, social, and spiritual order as well as of foreign and familiar things. This unique collection documents depictions of four continents in frescoes, stucco, paintings or sculptures in their place of origin. The historical contextualization contains the building history as well as artists and principals.

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