• Kurzbericht zum Projektworkshop

    Veröffentlicht am 21. März 2014 von marion in Allgemein, Blog, Erdteilallegorien, Team, Vorträge.

    Am 1. Januar 2012 nahm das Projektteam unter Leitung von Wolfgang Schmale seine Arbeit auf, mit dem Ziel einer systematischen Erfassung räumlich verankerter, allegorischer Darstellungen der vier Erdteile auf dem Gebiet des Südens des Heiligen Römischen Reiches. Die detaillierte Erfassung der Erdteilallegorien in einer Hypermedia-Umgebung erschließt diesen Quellencorpus für eine Vielfalt unterschiedlicher disziplinärer Zugänge. Ziel ist es dabei nicht, einfach einen großen Datenpool zur generieren, sondern es entsteht eine interaktive Datenbank, die die Fülle eines ansonsten nur schwer zugänglichen Quellencorpus so aufbereitet, dass der/die Benutzer/in wesentliche Einblicke in Präsenz, Gemeinsamkeiten, Unterschiede sowie in die historisch funktional-kommunikative Rolle der EA gewinnt.

    Im Rahmen eines zweitägigen Workshops am 7. und 8. März 2014  stellte das Projektteam nach gut zwei Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit erstmals die bisher erreichten Ergebnisse vor: 

    Die Erdteile im frühneuzeitlichen Blick – Neue Forschungsfragen

    (zum Programm)

    Am ersten Tag stand das Projekt im Vordergrund, indem zum einen Idee und Forschungslücke präsentiert, zum anderen aber auch ganz konkret Vorgehensweise der Erfassung sowie Aufbau und Implementierung der Datenbank vorgestellt wurde. Im Speziellen wurden von den jeweiligen Verantwortlichen folgende Aspekte vorgestellt:

    • von Marion ROMBERG und Josef KÖSTLBAUER: die Erfassungsrichtlinien sowie Navigationsmöglichkeiten der einzelnen Formulare
    • von Christine ENGELKE: ICONCLASS, das Klassifizierungskonzept zur Erfassung und inhaltlichen Erschließung von Bildinhalten
    • von Stefanie WOLF: Werkverzeichnisse der Künstler. Kriterien der Erstellung und Mehrwert
    • von Martin GASTEINER: Das Projekt im Kontext der Digital Humanities

    Das Fachpublikum hatte die Möglichkeit über sechs Laptops während des gesamten Workshops in der Arbeit mit der Datenbank erste persönliche Einblicke zu gewinnen. Zu den Teilnehmerinnen zählte u.a. Sabine POESCHEL, Professorin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Stuttgart, die 1984 eine der bis heute maßgeblichen Grundlagenstudien zur Ikonographie der Erdteile vom 16. bis 18. Jahrhundert veröffentlichte.

    ERSTE EINBLICKE IN DIE DATENBANK – WORK IN PROGRESS!

    STARTSEITE (alle Gebäudetypen) - Räumliche, zeitliche und typologische Präsentation und Navigation

    STARTSEITE (alle Gebäudetypen) – Räumliche, zeitliche und typologische Präsentation und Navigation

    STARTSEITE (ohne Kirchen) - Rechts innerhalb der Legende können durch das Aktivieren und Deaktivieren einzelner Gebäudetypen, Einblicke in die Verbreitung der Erdteilallegorien gewonnen werden.

    STARTSEITE (ohne Kirchen) – Rechts innerhalb der Legende können durch das Aktivieren und Deaktivieren einzelner Gebäudetypen, Einblicke in die Verbreitung der Erdteilallegorien gewonnen werden.

    PERSONEN - Auftraggeber & Künstler

    PERSONEN – Auftraggeber & Künstler

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    ALLEGORIE - Überblick (visuell wie auch als Liste)

    ALLEGORIE – Überblick (visuell wie auch als Liste)

    BILDER - Alle 394 Erdteilallegorien wurden mit annähernd 110.000 Photos erfasst, allerdings werden nur im Durchschnitt 10-20 Bilder für die Datenbank verwendet.

    BILDER – Alle 394 Erdteilallegorien wurden mit annähernd 110.000 Photos erfasst, allerdings werden nur im Durchschnitt 10-20 Bilder für die Datenbank verwendet.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Neben der systematischen Erfassung und Aufbereitung verfolgen die einzelnen Projektmitarbeiter auch eigene Forschungsfragen, die sie mithilfe der Datenbank und des aufbereiteten Quellencorpus zu beantworten anstreben. Präsentiert wurden diese mithilfe des eigens für die Datenbank entwickelten Narrationswerkzeug, das dem späteren Nutzer ein Hilfsmittel in der Entwicklung, Formulierung und Darstellung eigener Erkenntnisinteressen basierend auf den Bildquellen zur Seite stehen soll.

    Marion ROMBERG widmete sich der Frage, ob es sich bei den „volkstümlichen“ Erdteilallegorien innerhalb ländlicher Kirchen nicht um ein nur scheinbar Fremdes handelte? Wie fremd erschien das Dargestellte einem Gläubigen im 18. Jahrhundert wirklich?

    Josef KÖSTLBAUER skizzierte die Verbreitung des Sujets der um eine Weltkugel gruppierten Huldigungsgruppe in Tirol. Ausgangspunkt war das jüngste Beispiel des Quellencorpus: die Erdteilallegorien in der Pfarrkirche St. Hermagoras und Fortunatus in Albeins, die erst im Jahr 1858 entstanden sind.

    Wolfgang SCHMALE beschloss den ersten Workshoptag mit seinem Vortrag zu der Frage, inwieweit Erdteilallegorien als gemalte Zivilisations- und Menschheitsgeschichte verstanden werden können.

    NARRATIONSTOOL

    ÜBERBLICK über alle Narrationen

    ÜBERBLICK über alle Narrationen

    EINSTIEG zu einer Narration

    EINSTIEG zu einer Narration

    Die NAVIGATION innerhalb der Narration geschieht linear über Slides.

    Die NAVIGATION innerhalb der Narration geschieht linear über Slides.

     

     

     

     

     

     

     

    Der zweite Tag des Workshops stand im Zeichen der inhaltlichen Fokussierung auf die Jesuiten in Süddeutschland und Böhmen und ihre Bedeutung für die Erdteilikonografie. Im ersten Vortrag stellte Rainald BECKER (Bayreuth) Dillingen an der Donau als barockes Gelehrten- und Publikationszentrum vor, das eine maßgebliche Rolle in der Verbreitung von Wissen über überseeische Länder im süddeutschen Raum spielte.[1] Haruka OBA (Kyoto) ging der Frage nach, ob das Erdteilmotiv im Jesuitentheater nachweisbar ist. Obwohl in den Quellen die Verwendung allegorischer Erdteilbezüge nicht nachweisbar sind, wurde doch deutlich, dass das Jesuitentheater in dem gleichen diskursiven Rahmen operierte, aus dem auch die jesuitischen Kirchenfresken hervorgingen. Im dritten Vortrag des Tages stellte Katrin STERBA (Innsbruck) schließlich die Erdteildarstellungen der Jesuitenkirche und des Kollegs in Dillingen vor und setzte sie in Bezug zu dem gehäuften Auftreten der Erdteilikonografie in Jesuitenkirchen in Böhmen und Mähren.

    Die inhaltliche Fokussierung auf die Jesuiten und die Einbeziehung anderer barocker Medien erwies sich als äußert bereichernd, die Diskussionen zu den Vorträgen und in den Pausen lieferten zahlreiche wichtige Anregungen und Hinweise.

    IMPRESSIONEN

    1. Vortrag von Rainald Becker: Dillingen an der Donau als Gelehrtenzentrum

    1. Vortrag von Rainald Becker: Dillingen an der Donau als Gelehrtenzentrum

    Titelkupfer von Heinrich Scherer SJ, Geographia Artificialis (Atlas Novus, Bd. 5) Dillingen u.a. 1703

    Titelkupfer von Heinrich Scherer SJ, Geographia Artificialis (Atlas Novus, Bd. 5) Dillingen u.a. 1703

    2. Vortrag von Haruka Oba: Das Jesuitentheater

    2. Vortrag von Haruka Oba: Das Jesuitentheater

     

     

     

     

     

     

     

    Die Kreuzigung der Märtyrer von Nagasaki, 1597. Stich von Wolfgang Kilian, Augsburg, 1628

    Die Kreuzigung der Märtyrer von Nagasaki, 1597. Stich von Wolfgang Kilian, Augsburg, 1628

    3. Vortrag von Katrin Sterba: Jesuitische Ausstattungsprogramme

    3. Vortrag von Katrin Sterba: Jesuitische Ausstattungsprogramme

    Ausschnitte aus dem Langhausfresko der "Apotheose des Hl. Ignatius von Loyola" in Sant'Ignazio in Rom, gemalt 1685 von Andrea Pozzo

    Ausschnitte aus dem Langhausfresko der „Apotheose des Hl. Ignatius von Loyola“ in Sant’Ignazio in Rom, gemalt 1685 von Andrea Pozzo

     

     

     

     

     

     


    [1] Siehe hierzu auch ausführlich Rainald Beckers 2012 veröffentlichte Habilitationsschrift „Nordamerika aus süddeutscher Perspektive. Die Neue Welt in der gelehrten Kommunikation des 18. Jahrhunderts“ [(= Transatlantische Historische Studien; Bd. 47), Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012]. Eine Rezension findet sich u.a. von Mark Häberlein bei Sehepunkte 13 (2013), Nr. 7/8 [15.07.2013], URL: http://www.sehepunkte.de/2013/07/22510.html .

     

     



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