Projektmitarbeiterin Marion Romberg wird auf der internationalen Fachtagung „Barocke Kultur und Kunst im Donauraum„, die vom 9. bis 13. April 2013 in Passau stattfindet, einen Vortrag halten. Die Fachtagung wird im Rahmen des von der Stadt Passau initiierten EU-Projekts „Barocke Kunst und Kultur im Donauraum“ in Kooperation mit dem Oberösterreichischen Landesmuseen, dem Tourismusverband Linz sowie dem Tourismusverband Ostbayern e.V.durchgeführt. Mehr Informationen zum Projekt und zum Kongress finden sich auf der Projekt- und Kongresswebsite.
Zeit: 11. April 2013 um 14:30–15:15
Wo: Passau, Redoute
Titel: Allsonntägliche Exotik in süddeutschen Dorfkirchen
Abstract:
Die allegorische Darstellung der Vier Erdteile entstand im Zuge der Entdeckung neuer Welten zunächst unabhängig in Italien und den Niederlanden. Rasch wurde sie innerhalb herrschaftlich profaner Ausstattungsprogramme in Kombination mit der Ikonographie der Jahreszeiten, der Elemente oder auch der Tageszeiten zu einem festen Bestandteil der „Sprache des Salons“ in ganz Europa und ab Mitte des 17. Jahrhunderts Teil der sakralen Bildsprache. Indem im 18. Jahrhundert überwiegend lokal wirkende Künstler Werke der „Hochkultur“ sowie kunsttheoretische Nachschlagewerke rezipierten und eigenständig Versatzstücke innerhalb Aufträgen in Dorfkirchen und Wallfahrtskirchen kopierten, modifizierten und neu kontextualisierten, wurde die Ikonographie Teil der „Sprache des Volkes“.
Das Ausmaß dieses Transformationsprozesses der Erdteilikonographie ist besonders für das Gebiet Süddeutschlands bislang einzigartig. Wie erste Analysen im Rahmen des vorliegenden Projekts ergaben, liegt hier eine in Europa einzigartige Dichte an Erdteilallegorien in Dorfkirchen vor. Quantitativ gesprochen befindet sich jede zweite Darstellungen in einer Dorfkirche.
Dieses sog. „Dorfkirchenphänomen“ soll Gegenstand dieses Vortags sein, indem die Erdteilikonographie für den Raum von der Donauquelle bis Passau als ein spezifisches Bildkonzept präsentiert wird. In Bezug auf das Sektionsthema „Kunsttransfer und Kulturaustausch“ soll das Transformationsproblem von einem wissenstheoretischen Blickwinkel aus betrachtet werden. D.h. ausgehend von der Rezeption von Cesare Ripas geprägtem Erdteilbild sowie der Verbreitung in der „Hochkultur“ ist die Anpassung und Wandel des „importiertem“ Wissens an die speziellen Erfordernisse innerhalb der sakralen Volkskultur sowie des Mediums Wand-/Deckenmalerei unter Berücksichtigung des kulturhistorischen Kontextes zu hinterfragen. Besonderes Augenmerk soll hierbei auf den Künstler als eigentlichen Schöpfer dieser Volkskultur gelegt werden.