Unsere zwei Panels „Art and Commerce: Continent Allegories in the Baroque Age“ auf dem 14. Internationalen Kongress zur Erforschung des 18. Jahrhunderts stießen auf reges Interesse von Seiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Moderation der Panels übernahm der Projektleiter Wolfgang Schmale. Zu Beginn eines jeden Panels stellte er das Forschungsprojekt vor und gewährte erste Einblick in die Datenbank, die im Frühjahr 2016 online gehen soll.
Am Montag, den 27. Juli stand der Jesuitenorden im Zentrum dreier Vorträge. Den Eröffnungsvortrag hielt KATRIN STERBA (Innsbruck). In ihrem Vortrag The depiction of allegories of the four continents in prints and baroque ceiling paintings in Jesuit churches in Germany, Austria, and the Czech Republic stellte sie die ikonographische Tradition der Erdteilallegorien innerhalb des Jesuitenordens dar und ihren Einfluss auf die Umsetzung und Verbreitung der Ikonographie innerhalb der böhmischen Provinz. Im Gegensatz zum relativ seltenen Aufkommen der Erdteile innerhalb der freskalen Ausstattung von Jesuitenkirchen in Süddeutschland (Dillingen, Mannheim, Ingolstadt) und in den österreichischen Erblanden (Domherrenhof in Graz) gehörte die Ikonographie in den Kirchen der in Böhmen-Mähren tätigen Jesuiten zum Standardprogramm. Man findet sie in Prag (Praha, Apsisfresko), Brünn (Brno, linkes Seitenschiff), Klattau (Klatovy, Vierung), Heiliger Berg bei Pribram (Pribram, Fresken), Troppau (Opava, Seitenkapelle) und in Leitmeritz (Litoměřice, Langhaus). Daneben existieren auch Beispiele auf Altargemälden wie in Königgrätz (Hradec Kralove) und in Iglau (Jilhava) oder auch in Klostergebäuden wie im Spiegelsaal des Prager Klementinum.
Hierauf folgte HARUKA OBA (Fukuoka) mit ihrem Vortrag Using the past for the church “present” and “future”. The remembrance of the Catholic Japan in Dramas and Arts in Southern Germany. Im Zentrum ihres Vortrags stand das Jesuitendrama mit Bezügen zur japanischen Missionsgeschichte (v. a. Martyrium von Nagasaki). Basierend auf Fallstudien zu den Jesuitenkollegs in Luzern, Dillingen an der Donau und Landsberg am Lech kam Haruka Oba zu dem Schluss, dass die durchgehende Beliebtheit von Dramen über Japan bei den Jesuiten die bildnerische Verbreitung der Märtyrer von Nagasaki im 18. Jahrhundert – wie bspw. im Novizenchor der Hl. Kreuz Kirche in Landsberg am Lech zu sehen – maßgeblich förderte.
CLAUDIO FERLAN (Trento) schloss das Panel mit seinem Vortrag A global context for communication strategies in the Jesuits’ colleges in Klagenfurt and Gorizia (XVII – XVIII centuries) ab. Anhand der in Klagenfurt (gegr. 1604) und Gorizia (1615) bestehenden Kollegs verdeutlichte er verschiedene seelsorgerische Kommunikationskanäle wie Predigt, Christenlehre, Theater etc.
Am folgenden Tag fand das zweite Panel mit Schwerpunkt auf den süddeutschen Raum und den Erdteilallegorien statt. Die ersten beiden Vorträge stammten von den beiden Projektmitarbeitern MARION ROMBERG und JOSEF KÖSTLBAUER (Wien). Während sich Marion Romberg in ihrem Vortrag auf die signifikante Dichte der Erdteilallegorien innerhalb süddeutscher Dorfkirchen konzentrierte und erste Ergebnisse ihrer in Begutachtung befindlichen Dissertation Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert vorstelle, stellte Josef Köstlbauer ein altbekanntes Problem der Geschichtswissenschaft ins Zentrum seines Vortrags: die historische Quelle Bild. Wie Marion Romberg darlegte ist der Einsatz der Erdteilikonografie durch eine Verknüpfung und Visualisierung zeitgenössischer Diskurse an Orten des Alltäglichen wie auch durch eine eigene ko-konstituierende Macht charakterisiert. Vertraute Themen wie Inklusion (Konversion) und Exklusion (Verdammnis) wurden innerhalb missionarischer Ausstattungskontexte thematisiert. Durch die Einbindung der Erdteilallegorien in ein huldigendes Bildprogramm wird die ausschließlich lokale Verehrung der Kirchengemeinde automatisch globaler Natur. Auch das Fremde, personifiziert durch Asia, Africa und America, wurde zum Vertrauten, da sie in ihrer Anbetungshaltung und Verehrung eines der zentralen Themen der Volksfrömmigkeit an vertraute Kontexte anknüpfen. Gemeinsam mit Europa sind sie und jeder einzelne gläubige Betrachter in Lieb zu Gott, zu Christus, zu Maria entbrannt. Durch die Beanspruchung einer globalen Gültigkeit und Wirkung der Glaubenswahrheit sind die Erdteilallegorien sowohl Produkt als auch Konstrukteur des gängigen Diskurses einer ecclesia triumphans. Josef Köstlbauer erläuterte anhand des Erdteilvorkommens auf dem Gebiet der österreichischen Erblande den Quellenwert von Bildern. Besonders im Fall der Dorfkirchen stellten die gefundenen Abbildungen oft gleichzeitig Forschungsgegenstand und Quelle dar. Der Referent diskutierte die Bedeutung nachtridentinischer De Imaginibus-Traktate für die barocke Erdteilikonografie in Kirchenräumen genauso wie ihre Rolle der als Vehikel eines Wissenstransfers aus der gelehrten in die dörfliche Welt.
Das Panel beschloss BRITTA KÄGLER (München) mit ihrem Vortrag zu Baroque Buidling Sites. The links between culture and economy in the 18th Century Germany. Aus ihrem momentan laufenden Habilitationsprojekt zur Bau- und Wirtschaftsgeschichte des Barock präsentierte sie den praktischen Ablauf des barocken Bauens – von der Planung über die Konzeption und Finanzierung bis zur Durchführung und der Rolle der beteiligten Personen. Indem sie interdisziplinär Methoden der Kunstgeschichte und der Wirtschaftsgeschichte verband, gelang ihr anschaulich eine Darstellung des barocken Baugeschehens sowie der damit einhergehenden organisatorischen und finanziellen Bedürfnisse.
Für das Frühjahr 2016 ist eine Publikation der Beiträge in einem Sammelband geplant.