Mindelheim (Unterallgäu), Mariä Verkündigung (Franz-Xaver-Kapelle) Zitieren
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Die Franz-Xaver-Kapelle befindet sich an der Südseite des Chores der Mindelheimer Jesuitenkirche. Über der Tür in der Kapelle ist das Allianzwappen des Stifterpaares Herzog Maximilian Philipp von Wittelsbach (1638–1705) und seine Gemahlin Mauritia Febronia (1652–1706) angebracht[1]. Der Namensgeber der Kapelle wird in einem vierteiligen Bilderzyklus[2] gehuldigt, den Jakob Potma (um 1610–1704) zwischen 1690 und 1694 für diese Kapelle geschaffen hat. Im Zentrum der Kapellendecke dominiert das auf Leinwand gemalte Bild „Franz Xaver tauft einen Heiden“ (ca. 330 x 220 cm), das von zwei Wandbildern „Franz Xaver in der Nachfolge Christi“ (ca. 140 x 210 cm) und „Franz Xaver predigt den Helden“ (ca. 220 x 180 cm) und einem Altarbild „Tod des Heiligen Franz Xaver“ ergänzt wird.
Die Bilder sind in einem reichen gelb und grün pastellfarbigen Stuckwerk eingebettet, bestehend aus Bandel- und Laubwerk, Blumen, Puttoköpfe. An beiden Längsseiten der Decke alterieren Kartuschen mit Blumenvasen und Personifikationen der vier Erdteile. Die Allegorien werden von Putti personifiziert und knien alle in freier Natur. Am Himmel über ihnen erscheint ihnen jeweils das IHS-Monogramm vor einem blauen Wolkenband.
Links oberhalb des Altars befindet sich Europa, erkennbar an den weltlichen Insignien zu ihren Füßen und geistlichen Insignien in ihrer rechten Hand. Ihr Blick folgt ihrem linken Zeigefinger, der auf das goldene IHS-Monogramm zeigt. Gegenüber von Europa ist die Personifikation der Asia durch einen zweistöckigen pagodenartigen Turm und drei Palmenbäumen als solches zu identifizieren. Im Gegensatz zu Europa ist ihr Blick gesenkt und sie hat ihre Hände über ihre Brust gekreuzt.
Im hinteren Teil der Kapelle befinden sich links Afrika und rechts Amerika. Erstere wird durch einen dunkelhäutigen Putto mit grauem Haar repräsentiert. Ein gelbes Tuch verhüllt seine Lenden. Im Hintergrund sind ein fragmentarisch dargestellter Elefant, zwei Pyramiden und Palmenbäume zu sehen. Wie Asia hat der Putto seine Hände gekreuzt, aber im Gegensatz hat er den Blick zur goldenen Jesuitenmonogramm erhoben. Vis-à-vis von Afrika findet sich der letzte in der Frühen Neuzeit bekannte Erdteile: Amerika. Als solches ist sie erkennbar durch ihre typische Kleidung (Federrock, Federkrone, Bogen) und den drei Tippis rechts im Bildhintergrund. Im linken Bildteil sind ein Stierkopf und eine Palme zu sehen. Ihre Haltung ist analog zu der Europas. Sie zeigt mit ihrem rechten Zeigefinger auf das über ihr erschienenen Monogramm.
[1] Habel 1971, 258; Dehio Bayern 3/2008, 739.
[2] Epple 1989, 180–187.
Zuletzt aktualisiert am: 26.04.2023