Saalbau mit halbrund geschlossenem Chor und Westempore:
1061 Ersterwähnung des Dorfes Peißenberg als „Pisenperc“
um 1200 Ersterwähnung der Pfarrei
1565 Inkoporation der Pfarrei in das Augustiner-Chorherrenkloster Polling durch Herzog Albrecht V. von Bayern; Besetzung durch einen Ordensgeistlichen
1631 Bau einer hölzernen Kapelle durch die Bauern Anna und Matthias Liebhart, gefördert durch den Preißenberger Ortsgeistlichen Melchior Faber CRSA, Status einer Filialkirche der Preißenberger Pfarrei
1632 Ermordung des Ortsgeistlichen Melchior Faber CRSA durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg
1731–34 Neubau der Kirche unter Propst Albert Oswald CRSA (reg. 1701–1744) und Vikar Pater Heinrich Peichner CRSA (reg. 1723–57) [Baumeister/Stuckateur: Joseph Schmuzer; Maler: Matthäus Günther]
1803 Säkularisation des Augustiner-Chorherrenklosters Polling
Die krisenhafte Zeit des Dreißigjährigen Krieges und vor allem die erst 1628 wütende Pest im Dorf veranlasste die seit 1500 in Peißenberg ansässige Familie Liebert[1] zur Stiftung einer Kapelle für eine im Familienbesitz befindliche Marienstatue. Nach Einholung der Unterstützung des Ortsgeistlichen Melchior Faber CRSA sowie der Erlaubnis dessen Herren, dem Pollinger Propst Kilian Westerrieder (†1633) und des Augsburger Bischofs Heinrich V. von Knöringen (reg. 1599–1646), durften die Bauersleute Anna und Matthias Liebert auf dem „Aichanger“ (dem Anger bei den Eichen) eine Kapelle bauen. Noch während des Baus ist in einem Bericht eines Unbekannten, verfasst im 18. Jahrhundert und aufbewahrt im Pfarrarchiv, von einem Wunder die Rede: Die Hennen der Bauherren sollen Eier gelegt haben, die das von Sonnenstrahlen gemalte Bildnis der Muttergottes getragen haben sollen. Noch im gleichen Jahr vollzog der Augsburger Weihbischof Sebastian Miler die Weihe der Kirche mit dem Patrozinium „Unsere liebe Frau im Siege“.[2]
Die Krisen der folgenden beiden Jahrhunderte trug zur Blüte der Wallfahrt bei, die bis ins späte 18. Jahrhundert reichte[3]. Ein Votivbild in der Kirche schildert ein Ereignis aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges:
„Im Jahre 1704. verbrannten die kaiserlichen Husaren in Unterpeißenberg 82. Fürste, führten Mehrere aus Unterpeißenberg gefangen nach Eitrang, enthaupteten daselbst den Benedikt Stamele, die übrigen aber, nämlich Kaspar Wörner, Mathias und Johann Vröbstl, Augustin Schmid, Leonhard Leis, Klemens Rieger, Leopold Mayr, Vitus Sedlmayr, Stephan Bader, ließen Sie nach Erlag von 119 fl. durch die Eitranger frei nach Unterpeißenberg zurückwandern. – Diese neun Männer flehten die hl. Maria bei ihrer Todesgefahr vertrauensvoll um ihre Fürbitte an, schrieben dem Schutze Mariens ihre Rettung zu, und schenkten zur dankbaren Erinnerung diese Tafel anher, welche im Jahre 1866 renovirt wurde.“
Die blühende Wallfahrt machte hundert Jahre nach Erbauung der Kapelle einen Neubau erforderlich, damit dieser nicht nur wie bislang „60 Personen“ sondern „400 bis 500“ fassen könne.[4] Anders als beim ersten Bau beteiligte sich der Prälat von Polling Albert Oswald (reg. 1701–1744) auch finanziell am Neubau. Als Baumeister und Stuckateur wurde der Wessobrunner Künstler Joseph Schmuzer engagiert. Im zur Seite wurde das „Pfarrkind“[5] Matthäus Günther die Malerei übertragen. Die fertige Kirche wurde am 27. Mai 1734 durch den Augsburger Weihbischof Johann Jakob Mayr geweiht.
An die Baugeschichte erinnert noch eine Gedenktafel aus dem Jahr 1635, die allerdings 1864 erneuert wurde. Auf dieser sind idealtypische Bildnisse der Stifterfamilie sowie der geistlichen Obrigkeit dargestellt.
Mit der Säkularisation des Augustiner-Chorherrenklosters Polling 1803 wurde der Klosterbesitz veräußert, und das Patronat über die Pfarrkirche von Peißenberg sowie der Aichkirche ging an den bayerischen Landesherren über. Als am 20. Januar 1812 die Verordnung über die Demolierung entbehrlicher Nebenkirchen erfolgte, bestand die Gefahr des Abrisses der Aichkirche. Durch Intervention der Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Pfarramt konnte diese abgewendet werden.[6] Allerdings einzig die wiederbelebte Leonhardi-Fahrt 1898 erinnert noch an die blühende Wallfahrt des Barock.[7]
[1] Auch in der Schreibweise Liebhart gängig.
[2] Vgl. Mauthe 1969 (1989), 19; Biller 1984, 390.
[3] Wie beispielsweise 1793 anlässlich der großen Viehseuche. Vgl. Biller 1984, 397.
[4] Vgl. Mauthe 1969 (1989), 20.
[5] Günther wurde 1705 in der zur Pfarrei Peißenberg gehörigen Tritschenkreut geboren.
[6] Vgl. Biller 1984, 397.
[7] Vgl. Biller 1984, 398.
Zuletzt aktualisiert am: 21.11.2017