Oberostendorf (Ostallgäu), Mariä Himmelfahrt Zitieren
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In der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt zu Oberostendorf malte Johann Georg Wolcker 1747 im Langhaus die vier Erdteile; sie beten die unter einem Baldachin sitzende schmerzhafte Muttergottes an, die an die rechts und links von ihr knienden Heiligen Dominikus und Katharina von Siena Rosenkränze verteilt. Das Fresko, in dem sieben Messer einer Gloriole gleich den Kopf der Muttergottes umgeben und an sieben zentrale Ereignisse aus ihrem Leben wie auch aus dem ihres Sohnes erinnern, ist eines von insgesamt 26 Freskenspiegeln. Es wird von zwei Deckenspiegeln flankiert, die jeweils auf einen der sieben Schmerzen Bezug nimmt. Die Folge der sieben Schmerzen beginnt jedoch im Chor, wo sich zentral der erste Schmerz Darbringung Christi im Tempel (Lk 2,34–35) findet; umgeben ist das Mittelbild von sechs kleineren Spiegeln, von denen vier weitere Schmerzen darstellen: Die Flucht nach Ägypten (Mt 2,13–15), Der zwölfjährige Jesus im Tempel (Lk 2,43–45), Die Kreuztragung und Die Kreuzigung (Joh 19,17–39). Hinter dem Chorbogen im Langhaus zeigt das erste der drei großen Mittelbilder die Beweinung Christi (Mt 27,57–59). Hierauf folgen die Verherrlichung der sieben Schmerzen Mariä durch die vier Erdteile und eine lateinische Inschriftenkartusche:
Secundum multitudinem dolorum meorum in corde meo consolationes tuae laetificaverunt animam meam. Psalm 93. Vs. 19
(Nach der Menge meiner Schmerzen, die ich in meinem Herzen halte, haben Deine Tröstungen meinen Seel erfreuet. (Biblia sacra Vulgatae Editionis 1749, 695)
Den Abschluss bildet der siebte Schmerz: Die Grablegung Christi (Joh 19,40–42). In allen sieben Bildern durchbohrt ein Schwert das Herz Mariens.
Das Erdteilfresko beinhaltet auch Hinweise auf eine existierende Rosenkranzbruderschaft zur Zeit der Ausmalung: Hier knien zwischen Maria und den Erdteilen die beiden Rosenkranzheiligen Dominikus und Katharina von Siena. Die von der Gottesmutter empfangenen Rosenkränze reichen die Heiligen an die vier Vertreter der Erdteile weiter. So tritt uns in Oberostendorf Maria nicht nur als die Schmerzensmutter, sondern auch als Rosenkranzspenderin entgegen; die Sterne über ihrem Kopf wie der Putto mit Lilie rechts zu ihren Füßen verweisen auf ihre unbefleckte Empfängnis.
Von West nach Ost:
ORGELEMPORENBRÜSTUNG
- oben:
- die Heimsuchung
- Glorie der sieben Schmerzen Mariä
- Verkündigung
- unten:
- Geburt Christi
- Anbetung der Heiligen Drei Könige
- Verkündigung Mariä
- Apotheose Mariens
- Verklärung am Tabor
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder:
- Apostel Simon, Mathias und Judas
- Apostel Johannes Ev. und Thomas
- Apostel Petrus und Paulus
- Christus als Erlöser der Welt
- Mittelbilder:
- Grablegung Christi – Inschriftenkartusche: Secundum multitudinem dolorum meorum in corde meo consolationes tuae laetificaverunt animam meam. Psalm 93. Vs. 19
- Verherrlichung der sieben Schmerzen Mariens durch die vier Erdteile – Inschrift: JG. Wolcker fecit. Aug. Vindel. 1747 & artIs perIta ManVs IoannIs GeorgII WoLCker InVenIt / DeLIneaVIt pInXIt. [= 1747]
- Beweinung Christi
- südliche Seitenbilder:
- Apostel Bartholomäus und Matthäus
- Apostel Philippus und Jacobus
- Apostel Andreas und Jacobus
- Maria
CHORBOGEN
Uhr vor einem Vorhang
CHOR
- nördliche Seitenbilder:
- Kreuztragung
- Opfer Isaaks (Grisaille)
- Flucht nach Ägypten
- Mittelbild:
- Darbringung im Tempel
- Wappen
- südliche Seitenbilder:
- Kreuzigung
- Moses und die eherne Schlange (Grisaille)
- der zwölfjährige Jesus im Tempel
In der Gemäldesammlung der Augsburger Kunstsammlungen und Museen hat sich eine Ölskizze von Johann Georg Wolcker erhalten. Sie ist ausgestellt im Schaezler Palais in Augsburg als
- Johann Georg Wolker, Die vier Weltteile verehren die schmerzhafte Maria als Rosenkranzspenderin, Öl auf Leinwand, Augsburg, Kunstsammlungen und Museeen, Inv. Nr. L 12672
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016