Josef Anton Chrysostomus Markt Zitieren
Josef Anton Chrysostomus Markt OT leitete die Pfarrei Schlanders von 1757 bis 1770. In diesen Zeitraum fiel der Kirchenneubau und die Ausmalung des Kircheninneren durch Joseph Adam Mölk.[1]
Allerdings gestaltet sich die Frage der Auftraggeberschaft für die Neugestaltung der Pfarrkirche unübersichtlich. Die Kirche gehörte zum Deutschen Orden beziehungsweise der Kommende Schlanders. Der leitende Priester in Schlanders war kein Pfarrer, sondern lediglich Pfarreiverwalter und unterstand als solcher dem Komtur der Kommende. Diese Abhängigkeit erstreckte sich auch auf die wirtschaftliche Ebene, denn der Pfarreiverwalter hatte keinen direkten Zugriff auf die Pfarreinnahmen, vielmehr wurde er vom Komtur besoldet. Ursprünglich fiel das wenig ins Gewicht, denn die Ämter des Komturs und des Pfarrers wurden lange in Personalunion besetzt. Erst ab der Mitte des 15. Jahrhunderts blieben sie durchgehend getrennt. [2] Zwischen 1650 und 1811 wurde die Pfarrei mit nur einer Ausnahme von Priestern des Deutschen Ordens geleitet[3]
Angesichts dieser strukturellen Situation konnte die Pfarrei selbst kaum Mittel für Bauvorhaben aufbringen.[4] Aber an der Finanzierung und Planung der tiefgreifenden Umgestaltung der Kirche waren neben der Kommende in ganz erheblichem Maß die Gemeinde sowie die Bruderschaften beteiligt. Umfang und Vergabe des Auftrags war also das Ergebnis der Diskussion und Auseinandersetzung verschiedener Interessengruppen.
Notwendig wurden tiefgreifende Baumaßnahmen aufgrund der angewachsenen Kirchengemeinde und aufgrund des schlechten Bauzustands der Kirche, deren Chorgewölbe zum Teil eingestürzt war. [5] Bereits im Jahr 1701 hatte eine Visitation festgestellt, dass die Kirche nicht mehr genug Platz bot. [6] Im Jahr 1757 wurde schließlich ein Finanzierungsplan aufgestellt, der ursprünglich eine Renovierung und Erweiterung vorsah. Darin verpflichtete sich die Kommende Schlanders 1500 Fl. in drei Jahresraten zu entrichten, während aus den Mitteln des Kirchenguts 500 Fl. bereitgestellt wurden. Weitere Beiträge kamen von den umliegenden Filialkirchen, den Bruderschaften und dem Spital. Insgesamt wurden 5600 Fl. aufgebracht. [7] Allerdings beschlossen Gemeinde und Bruderschaften in der Folge einen weit über den ursprünglichen Plan hinausgehenden Neubau der Kirche. Insgesamt wurden dafür 20.000 Florin aufgebracht,[8] besonders die Sebastians- und die Skapulierbruderschaft erwiesen sich dabei als finanzstarke Geldgeber. [9]
Aus den Planänderungen resultierte jedoch ein heftiger Streit. Die Gemeinde verlangte vom Orden seine finanzielle Beteiligung entsprechend jener der anderen Partner aufzustocken. Dies lehnte der Komtur mit dem Hinweis ab, dass der Orden als Kircheninhaber und Patronatsherr lediglich einer Erweiterung zugestimmt hatte, nicht aber einem deutlich teureren Neubau. Die treibenden Kräfte hinter der Erneuerung der Pfarrkirche waren also die Gemeindeangehörigen und die Bruderschaften. Sie waren dabei durchaus bereit, die möglichst prachtvolle Gestaltung der „eigenen“ Kirche auch gegen den Patronatsherrn durchzusetzen.[10]
[1] Kustatscher 1999, 154.
[2] Kustatscher 1999, 110-112.
[3] Kustatscher 1999, 155.
[4] Kustatscher 1999, 147; laut Gufler 1991, 463, waren von der Pfarre Maria Himmelfahrt im 17. Jh. zwölf Filialkirchen abhängig, von denen lediglich zwei über eigene Benefiziaten verfügten.
[5] Kustatscher 1999, 191.
[6] Kustatscher1999, 133.
[7] Kustatscher1999, 191. Schlanders erfuhr Im 18. Jahrhundert einen wirtschaftlicher Aufschwung, 1776 galt es als eines der besten Benefizien des Ordens. Siehe Kustatscher 1999, 119.
[8] Kustatscher 1999, 191 f.
[9] Kustatscher 1999, 250 f
[10] Kustatscher 1999, 191 f.
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2016