erstmalige Erwähnung der Stilfser Filialkirche in Trens 1345 in einem von 18 Bischöfen unterzeichneten Ablassschreiben des päpstlichen Hofes in Avignon für die St.-Peters-Kirche in Stilfes[1]
eine weitere Nennung erfolgt in einem Ablassbrief des Bischofs von Brixen aus dem Jahr 1397[2]
1407 stiftet Konrad von Trautson eine Wochenmesse für die Marienkirche, die jeden Dienstag gelesen wird[3]
1443 Stiftung einer täglichen Messe in Trens[4]
1498 Neubau der Kirche, Mirakeltafel mit mehr als hundert Berichten über durch die Fürspreche Mariens bewirkten Wunder [5]
1635 Etablierung der Rosenkranzbruderschaft in Trens durch Dekan Fraissl (1634–1661)l[6]
1657 Etablierung der Skapulierbruderschaft in Trens
1726–1728 Errichtung der Marienkapelle nach Entwürfen von Mathes Rangger, Kuppelfresken von Innozenz Barath aus[7]
1754 Deckenfresken durch Joseph Adam Mölk
1805 Hochaltarbild aus der Hand von Johannes(?) Schöpf[8]
1809 rechtes Seitenaltarbilder von Josef Renzler
1870 Renovierung der Gnadenkapelle durch den Meraner Maler Andreas Passler[9]
1878 Renovierung der Kirche und teilweise Übermalung der Fresken von Mölk durch den Kirchenmaler Johann Kerle (1835–1913)[10]
1903 Freilegung der Kirchenmauern im Zuge der Erichtung eines neuen Friedhofs[11]
1907 Auffrischung der Fresken durch den Maler Kralinger[12]
1985 Renovierung
[1] Freiberger 1959, 1; Sparber 1945, 42; Schmid 1912, 44 No. 8.
[2] Sparber 1945, 42; Schmid 1912, 47 f. No. 28.
[3] Stiftsbrief vom 9. Oktober 1407, Sparber 1945, 43.
[4] Stiftsbrief vom 26. Mai 1443, Sparber 1945, 43.
[5] Freiberger 1959, 2
[6] Sparber 1945, 81.
[7] Freiberger 1959, 8, 14
[8] Freiberger 1959, 16
[9] Schmid 1912, 29. Zu A. Paßler (auch Passler oder Baßler) siehe Hastaba 2002, 184.
[10] Schmid 1912, 28.
[11] Schmid 1912, 29.
[12] Schmid 1912, 29. Vermutlich handelt es sich um Franz Kralinger, siehe Fuchs 1973, Bd. 2, 133.
Maria Trens ist neben Maria Weißenstein bei Bozen der bedeutendste Wallfahrtsort Südtirols. Die Wallfahrt in Trens geht auf eine Legende zurück, die von der Auffindung eines unversehrten Marienbildnisses im Geröll einer Mure berichtet. Der Finder brachte die Statue nach Hause, von wo sie über Nacht auf unerklärliche Weise verschwand. Schließlich wurde sie in der Kapelle der nahen Pfarrkirche aufgefunden. [1] Der angebliche Ort dieses Ereignisses ist bis heute durch die sogenannte Auffindungskapelle markiert.[2]
Mitte des 15. Jahrhunderts dürfte Trens bereits eine gut besuchte Wallfahrtstätte gewesen sein. Dafür spricht unter anderem, dass in einem auf den 26. Mai 1443 datierten Stiftungsbrief zur Abhaltung einer täglichen Messe in Trens nicht nur viele der Gemeindeangehörigen als Geldgeber aufgeführt sind, sondern auch zahlreiche auswärtige Personen.[3]
Ende des 15. Jahrhunderts wurde unter der Ägide des Pfarrers Johann Ärb die gotische Pfarrkirche erbaut.[4] Pfarrer Ärb ließ auch eine Mirakeltafel anfertigen (um 1500), die an die hundert Berichte über Wunder und erhörte Gebete aufführte.[5]
Das 16. Jahrhundert brachte einen Niedergang der Wallfahrt nach Maria Trens, der in Zusammenhang mit den größeren religiösen wie gesellschaftlichen Umwälzungen in Europa zu sehen ist. So kam es 1525 im Zuge des großen Bauernaufstands zu Unruhen im Eisacktal, und das mobile gesellschaftliche Umfeld des frühneuzeitlichen Bergbaus, der eine wichtige Industrie in der Sterzinger Gegend darstellte, förderte die Verbreitung des lutheranischen Gedankengutes und der Lehren der Wiedertäufer in der Region.[6] Priestermangel und schlechte finanzielle Ausstattung beeinträchtigten die seelsorgliche Situation in vielen Pfarreien.[7]
Das 17. Jahrhundert brachte einen neuen Aufschwung für die Wallfahrt nach Maria Trens. In der Amtszeit des Dekans von Stilfes, Gabriel Fraissl (auch Fraisl, 1634–1661), wurde die Rosenkranzbruderschaft eingeführt und ein Pilgerweg mit Rosenkranzstationen von Sprechenstein nach Maria Trens errichtet. 1657 führte Fraissl auch die Skapulierbruderschaft in Trens ein. [8] Die in das 17. Jahrhundert zurückreichenden Inventarien der Kirche nennen zahlreiche wertvolle Opfergaben.[9] Die vielen Stiftungen aus dieser Zeit und das damit erhöhte Messaufkommen machten Mitte des 17. Jahrhunderts die Anstellung eines dritten Kooperators in Stilfes notwendig, der sich hauptsächlich um Trens kümmern sollte.[10]
Zwischen 1726 und 1727 wurde die Pfarrkirche um eine barocke Gnadenkapelle an der Ostseite des Gebäudes erweitert. Dieses Projekt wurde in der Amtszeit des Dekans Johann Graf von Recordin (1725–1740) in Angriff genommen, der den Baumeister Matthias Rengger mit der Umsetzung betraute. Die vier Kuppelfelder der Kapelle wurden mit Fresken von Innozenz Wärath aus Burghausen an der Salzach versehen. Der von Cristoforo Benedetti angefertigte Altar wurde von Freiherr Andreas von Sternbach gestiftet. Das Gnadenbild ist aus Zirbelholz geschnitzt und stammt aus der Zeit um 1470 und weist Einflüsse des Flügelaltars von Hans Multscher in der Pfarrkirche von Sterzing auf (1458).[11]
An der Langhauswand gegenüber der Gnadenkapelle ist ein großformatiges Gemälde zu sehen, es handelt sich dabei um ein Erinnerungsbild an die feierliche Überführung des Gnadenbildes an seinen neuen Standort am Ostermontag des Jahres 1728. Zu sehen ist eine lange Prozession von Dorfbevölkerung, Fahnenschwingern, Schützen, Aristokraten und Geistlichen. Die Weihe der Kapelle erfolgte durch den Weihbischof Ferdinand von Sarenthein.[12]
Etwa zweihundert erhaltene Votivtafeln verweisen auch heute noch auf das wundertätige Wirken des Gnadenbildes.[13] Unter Dekan Recordin wurde 1726 auch die erste Auflage des Mirakelbuches von Maria Trens unter dem Titel „Kurtzer Bericht über die Wundertaten und Mirakeln in Maria Trens“ veröffentlicht, das zahlreiche weitere, jeweils um neue Wunder ergänzte Auflagen erfuhr.[14]
Ein besonderer religiöser Brauch, der nicht nur an diesem Wallfahrtsort gepflegt wurde, betraf die sogenannten „Zeichenkinder“. Eltern brachten tot geborene oder bald nach der Geburt verstorbene Kinder und baten die Gottesmutter um kurzzeitge Erweckung, damit die Taufe vollzogen werden konnte. Diese konnten dann auch regulär in geweihtem Boden bestattet werden.[15]
Die Kirchenobrigkeit war mit diesem Brauch, der zunehmend als Teil abergläubischer Praktiken des ungebildeten Volkes betrachtet wurde[16], nicht einverstanden. Folgerichtig erließ das Brixener Ordinariat 1683 ein Verbot. Nachdem dieses nach einiger Zeit wieder gelockert wurde, erfolgte 1692 ein neuerliches, endgültiges Verbot. Allerdings wurden derartige Taufen verstorbener Kinder bis in 19. Jahrhundert hinein durchgeführt.[17]
[1] Gruber 1986, 4; Innerhofer 1982, 103
[2] Freiberger 1959, 3.
[3] Sparber 1945, 44.
[4] Innerhofer 1982, 103.
[5] Freiberger 1959, 4; Sparber 1945, 44. Die Mirakeltafel ging im 16. Jahrhundert verloren (ebd.).
[6] Zu Unruhen siehe Kramer, Sterzing, 400–402; zum Bergbau um Sterzing siehe Mutschlechner 1965.
[7] Sparber 1945, 73–78; zum oft konstatierten Tiefstand des kirchlichen Lebens im 16. Jahrhundert siehe auch Gufler 1991, 446—450, der dies anhand zeitgenössischer Quellen zu den Deutschordenspfarreien belegt.
[8] Freiberger 1959, 5; Sparber 1945, 81.
[9] Freiberger 1959, 6.
[10] Sparber 1945, 81 f.
[11] Gruber 1986, 11 f., Freiberger 1959, 8; Sparber 1945, 88.
[12] Gruber 1986, 14 f., Freiberger 1959, 8.
[13] Gruber 1986, 12.
[14] Z.B. „Kurtzer Bericht des uralten wunder-thätigen Mariä Bild in Trens“ (Augsburg 1740). Möglicherweise wurde auch schon die erste Auflage des Mirakelbuches von 1726 in Augsburg verlegt, siehe Pötzl1997, 666.
[15] Freiberger 1959, 7.
[16] Zur Praxis der Taufe toter Kinder und der Einstellung der Kirchenobrigkeiten in der Frühen Neuzeit siehe Brüggemann 2006; Lindenhofer 2012.
[17] Freiberger 1959, 7.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016