Seine ersten Lehrjahre absolvierte Innozenz Anton Warathi bei seinem Vater Elias, einem Maler im Stift Stilfes.[1] Im Alter von 20 Jahren verließ Innozenz seine Heimat, wahrscheinlich für eine weitere Ausbildung – ob ins Schwäbische, Österreichisch-Böhmische oder ins Tirolerische, ist unbekannt.[2] Bis zu Beginn der 1720er-Jahre sind keine eigenständigen Werke Warathis bekannt, was wahrscheinlich daran liegt, dass er als „Lernender und Mitglied einer Meisterwerkstatt“ nicht namhaft wird.[3] Erst im Zusammenhang mit der Ausmalung der Klosterbibliothek in Metten, die 1724 vollendet ist, wird in den Quellen von einem „magister Innocentius“, einem Meister, gesprochen, womit Warathi als Maler erstmals erwähnt wird.[4] Zeitgleich zu Warathi arbeitete Wolfgang Andreas Heindl am Deckengemälde der Klosterkirche in Metten, was vermuten lässt, dass es „eine Verbindung, zumindest aber […] einen stilistischen Einfluß“ Heindls auf Warathi gab.[5]
Ebenfalls im Jahr 1724 taucht der Name Warathi erstmals in Burghausen auf, zum einen im Zusammenhang mit den gemalten Fresken in einer Kirche/Kapelle und in einer Handwerkerkapelle, zum anderen in den Urkunden über die Eheschließung Warathis mit Maria Theresia Cäcilia Mähninger, der Tochter des Propsteiverwalters in Mattighofen, am 14. Oktober 1724.[6] Noch im selben Jahr erhält Warathi das Bürgerrecht und wird Stadtmaler von Burghausen, was ihn dazu berechtigt, im ganzen Rentamtsbezirk Aufträge anzunehmen. Zwei Jahre später erwirbt er ein Haus.[7] Zehn Jahre später wird er Mitglied des äußeren Rats, 1737 dann des inneren Rats und Stadthauptmann.[8] Aus seiner Ehe gehen insgesamt fünf Kinder hervor. Nachdem seine Frau Maria Theresia Cäcilia 1751 stirbt, heiratet er im selben Jahr seine zweite Frau Maria Franziska, mit der er bis zu seinem Tod am 8. Dezember 1758 verheiratet ist.[9]
Neben der Freskierung der Klosterbibliothek von Metten und der Aula in Burghausen, zählen auch die Deckengemälde der ehemaligen Benediktinerklosterkirche in Vornbach am Inn im Landkreis Rottal-Inn aus dem Jahr 1728 zu seinen Hauptwerken.[10]
Die Figuren seiner Bilder ähneln sich oft sehr, was besonders in der Wallfahrtskirche Maria Ettenberg deutlich wird, die im Anschluss an die Aula in Burghausen 1724/25 entstand und deren weibliche Figuren den Personifikationen der Märkte und Städte, besonders aber an die Erdteilpersonifikationen erinnern, über die Peter Becker bemerkt:
„Die Gestalten der Fresken sin in typischer Waräthi-Manier gemalt, markante, ausgeprägte Gesichter, oft mit kräftigen Nasen, schön, aber nicht im Sinne von hübsch, manche mit überzeichneten, nachgerade karikaturhaften Physiognomien, wie sie uns auf Waräthi-Fresken immer begegnen. Beeindruckend ist die Leuchtkraft der Farben, die diese Fresken wie alle Waräthi-Fresken […] auszeichnet.“[11]
[1] Vgl. Becker 1997, 112; CdbM 9, 245.
[2] Peter Becker tendiert aufgrund stilistischer Merkmale zu einer Schulung im Bereich des schwäbischen Rokoko, wobei er auch eine österreichisch-böhmische Ausbildung nicht ausschließt (vgl. Becker 1997, 112). Norbert Lieb hingegen vermutet Einflüsse aus der tirolerischen Schulung, was er mit der volkstümlich-lebhaften Darstellungsart und Farbe begründet (ThB 35 1942, 156).
[3] Becker 1997, 113.
[4] Becker 1997, 113; vgl.
[5] CdbM 9, 245. Dafür spricht auch, dass beide eine Vorliebe für biblische und kirchengeschichtliche Historienmalerei hatten und dass Warathi viele Topoi Heindls wieder aufnahm. Becker vermutet deshalb, dass Warathi zur Werkstatt Heindls gehören könnte oder bei ihm gelernt hatte. Die Ausmalung der Klosterbibliothek Metten wäre somit nicht nur das erste eigenständige Werk Warathis, sondern auch der letzte Ort, an dem die beiden zusammenarbeiteten, bevor sich Warathi selbstständig machte. Siehe hierzu Becker 1997, 113.
[6] Vgl. ausführlicher Becker 1997, 113. Wie und weshalb Warathi nach Burghausen kam, gibt es unterschiedliche Ansichten: Böhm vermutet, dass der Kontakt zu Burghausen über einen Mettener Konventualen hergestellt wurde (vgl. CdbM 9, 245). Becker geht davon aus, dass sich Warathi um die Malergerechtigkeit bewerben wollte, die durch den Tod von Franz Joseph Camerloher 1723 vakant geworden war (vgl. Becker 1997, 113).
[7] Vgl. CdbM 9, 245; Becker 1997, 114.
[8] Vgl. CdbM 9, 245; Becker 1997, 116.
[9] Vgl. Becker 1997, 116.
[10] Darüber hinaus war er für die Wallfahrtskirchen Maria Ettenberg (1724/25, 1727), Trens/Südtirol (1727) und Maria Kunterweg (1733) tätig. Da jedoch das Werk Warathis noch nicht zur Gänze erforscht ist, gibt es noch viele Lücken in der eindeutigen Zuschreibung seiner Werke. Vgl. hierzu Becker 1997, 114, 117.
[11] Becker 1997, 116.
Zuletzt aktualisiert am: 23.10.2015