Lothar Franz von Schönborn Zitieren
* 04. Oct 1655, † 30. Jan 1729, Fürstbischof
Diözese (historisch)
Lothar Franz von Schönborn war Fürstbischof des Bistums Bamberg (1693–1729), Erzbischof des Bistums Mainz (1695–1729) und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches.
Er stammt aus einem alten deutschen Rittergeschlecht, das seit dem 13. Jahrhundert bekannt ist. Dank kluger Familienpolitik stieg die Familie Schönborn im 17. und frühen 18. Jahrhundert auf: Die Familienmitglieder besetzten führende und einflussreiche Stellungen in den Domkapiteln und in der kaiserlichen Politik. 1693 wurde Lothar Franz zum Bischof von Bamberg, 1695 auch noch zum Kurfürsten von Mainz erwählt. Damit war er Fürstprimas und Erzkanzler des Reiches.
Der Höhepunkt seiner Karriere war die Krönung Kaisers Karl VI., die am 22. Dezember 1711 im Frankfurter Dom stattfand und an der er aktiv mitwirkte. Für seine Treue erhielt er 100.000 Gulden, mit denen er 1711 den Bau des Schlosses Weißenstein in Pommersfelden begann.[1]
Lothar Franz von Schönborn war ein absolutistischer Herrscher und barocker Fürst. Wie seine berühmten Zeitgenossen Ludwig XIV, Max Emanuel von Bayern oder August der Starke entwickelte er eine große Bauleidenschaft. Erstaunen und überwältigen, die eigene Großzügigkeit und den eigenen Machtanspruch in Bauten und Gärten zu verwirklichen, das war typisch für den barocken Repräsentationswillen. „Enfin, das Bauen ist ein Teufelsding, denn wenn man einmal angefangen, darnach nicht aufhören kann.“ [2] – beschrieb diese seine Eigenschaft Lothar Franz selbst in seiner Korrespondenz. Das Schloss wurde erst nach dem Tod von Lothar Franz vollkommen fertig (Innenausstattung; der Bau selbst stand allerdings schon um 1718).
Lothar Franz ließ das Schloss ganz nach seinem Geschmack bauen und holte den berühmten Architekten Johann Dientzenhofer nach Pommersfelden. Das ganze Planen war ihm überlassen, außer dem üppigen Treppenhaus, dessen räumliche Weite und Grundidee „als welche von meiner Invention und mein Meisterstück ist“ [3], persönlich auf Lothar Franz zurückgeht.
Die barocke Freude am Kuriosen, an allem Neuen und Merkwürdigen, drückt sich auch in der Sammelleidenschaft aus, der sich Lothar Franz gerne hingab. Er erwarb alles Mögliche: Gemälde, Porzellan, Möbel, Delfter Fayencen, kostbare Gläser, Elfenbein, Bronzen, Muscheln, Glasbilder und Raritäten aller Art. Kreisel schreibt: „ein großer Kabinettschrank war als seine Muschelsammlung eingerichtet und das Relief eines Rhinozerosses, kunstvoll aus Schildpatt gefügt, bekrönte wie ein Aushängeschild den Schrank mit der Kuriosensammlung.“[4]
„Curios“ war das Lieblingswort des Kurfürsten Lothar Franz. Es lässt sich in vielen seinen Briefen finden, wenn seine Aufmerksamkeit auf etwas Künstlerisches gelenkt wird. „Curios“ war sein Treppenhaus in Pommersfelden und noch vieles andere.
Das Verhältnis des Bauherrn zu seinen Künstlern war eng, aber gönnerhaft. Er nennt sie immer wieder seine „Narren“, und nichts anderes als ein Ehrentitel muss dies für Lothar Franz gewesen sein, denn wenn er über die eigene Bauleidenschaft spottete, bezeichnete er sich auch selbst als Baunarren. Lothar Franz schätzte seine Künstler und Handwerker sehr, die er immer gut bezahlte. [5]
Lothar Franz war außerdem ein gewidmeter Gartenliebhaber und -kenner. Die Gartenkunst stand ihm neben der Schlossbaukunst gleich nahe, und mit der Anlage seiner Schlossgärten in Pommersfelden und der Favorite zu Mainz wurde Lothar Franz einer der größten Gartenbauherren seines Jahrhunderts.
[1] Vgl. Kreisel 1953, S. 7–17
[2] Hantsch, Scherf 1931, Nr. 1054
[3] Hantsch, Scherf 1931, Nr. 263
[4] Kreisel 1953, S.9
[5] Vgl. Kreisel 1953, S.7–17
Zuletzt aktualisiert am: 27.02.2016