Hall in Tirol (PB Innsbruck Land), Allerheiligenkirche Zitieren
Das Altargemälde in der Franz-Xaver-Kapelle der Allerheiligenkirche in Hall in Tirol zeigt den namensgebenden Heiligen als Fürsprecher der Kranken und Schwachen vor Maria. Der Altarschmuck greift auf jesuitische Motivik zurück, so finden sich die Monogramme Jesu und Mariens auf den Türen des Opferganges und vier die Erdteile vorstellende Skulpturen umgeben die Tafel des Altarbildes. Das Jesusmonogramm wird außerdem prominent wiederholt im Giebel des Altaraufbaues, wo es in einer goldenen Gloriole prangt.
Links und rechts sind die Standfiguren die Allegorien Europas und Asiens auf auskragenden Podesten über den Opfergangportalen positioniert. Europa ist in Gestalt eines Monarchen in vollem Harnisch mit Zepter und Lorbeerkranz dargestellt. Asien erscheint als orientalischer Fürst in osmanischer Tracht, bestehend aus pelzgefüttertem Mantel, Turban mit Feder, breiter Schärpe und weichen Stiefeln. Ein goldener Streitkolben vervollständigt diese Ausrüstung. Beide Skulpturen sind weiß bemalt und in Gold gefasst. Beide werden außerdem von Tieren begleitet, deren Köpfe und vordere Rumpfpartien dargestellt sind. Im Falle Europas handelt es sich um ein Pferd, das Begleittier Asiens ist jedoch schwieriger zu identifizieren. Die gespaltenen Hufe und das angedeutete dichte Fell lassen an ein Schaf denken, möglich ist allerdings auch, dass der Künstler ein Kamel darstellen wollte. Letzteres würde eher dem visuellen Kanon der Erdteilallegorien entsprechen.
Die Allegorien Afrikas und Amerikas sitzen über Asien und Europa auf dem Schweifwerk des Giebels. Beide wenden sich mit ihren Oberkörpern und Gesichtern dem zwischen ihnen leuchtenden Nomen sacrum zu. Die Figuren sind etwas kleiner als Europa und Asien, anders als diese sind sie mit dunkler Hautfarbe und vergoldeter Kleidung dargestellt. Die linke Figur mit Lendenschurz, Umhang, federgeschmücktem Turban und Pfeilköcher auf dem Rücken stellt wohl Afrika dar. Die rechte Figur ist aufgrund der Federkrone und des Federschurzes vermutlich als Amerika zu deuten. Allerdings sind diese Attribute keinesfalls absolut eindeutig, so wird Amerika in der Tradition der Iconologia von Cesare Ripa gemeinhin mit Pfeilen oder Pfeil und Bogen dargestellt, und in vielen Fällen tritt auch Afrika im Federkostüm auf. Die ihnen zugeordneten Tiere erleichtern die Identifizierung nicht. Auch bei diesen sind nur Kopf und der vordere Rumpf dargestellt. Bei dem Tier neben Amerika handelt es sich um eine Art Raubtier, vielleicht ein Panther oder Löwe. Das Tier neben Afrika könnte ein Dromedar vorstellen.
Die unterschiedlich prominente räumliche Anordnung und die unterschiedliche Größe der Skulpturen führt zu einer deutlichen Hierarchisierung zwischen den reichen, zivilisierten Kontinenten Europa und Asien und den „wilden“ Erdteilen Afrika und Amerika. Die Inklusion der vier Erdteile in das Ausstattungsprogramm der Franz-Xaver-Kapelle unterstreicht den Missionsauftrag des Jesuitenordens, für den der heilige Franz Xaver in exemplarischer Weise stand.
- Altarbild: Franz Xaver als Fürsprecher der Kranken vor der Madonna
- Tabernakel mit Metallüberzug in Gold und Silber, Heiligenskulpturen
- auf Podesten seitlich und oberhalb des Altarbildes Skulpturen der Erdteilallgorien:
- unten links Europa
- unten rechts Asien
- oben links Afrika
- oben rechts Amerika
Zuletzt aktualisiert am: 21.03.2016