Salzburg (PB Salzburg), St. Peter Zitieren
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Benedikt Zöpf stattete den Abteisaal mit Rokoko-Stuckaturen aus. Reiches Rocaillewerk mit vegetabilen Motiven läuft entlang der Hohlkehle der Decke, es bezieht auch die Stuckrahmen um die Porträts und Medaillons ein, ebenso das große Deckengemälde.
In Ecken der Stuckdecke sind Ruinenszenen zu sehen, umgeben von fantastisch wucherndem Rankenwerk, in dem sich neben Pflanzenmotiven auch groteske Köpfe finden. Diese vier Eckszenen erlauben eine Zuordnung zu den vier Erdteilen. Am eindeutigsten ist die schmale Pyramide als Symbol Afrikas. Die viersäulige Ruine mit einer großen Vase auf dem Architrav und dem bewaldeten Hintergrund dürfte wohl für Europa stehen. Der Springbrunnen und der Ruinenrest mit zwei Säulen kann als Verweis auf Asien und das Motiv des Jungbrunnens interpretiert werden. Es bleibt als Viertes das fantastische Bild eines weit ausschreitenden Vogel mit gespreizten Flügeln und gereckten Hals, aus dessen Schnabel eine Wasserfontäne emporsteigt. Die papageienähnliche Gestalt des Vogels sowie die exotischen Bäume im Hintergrund legen die Identifizierung mit Amerika nahe.
Hahnl verweist auf den 1736 bis 1740 geschaffenen Festsaal von Schloss Leopoldskron als mögliches Vorbild für die Stuckaturen des Abteisaales.[1] Verschlüsselte Verweise auf die vier Erdteile waren kein Einzelfall, so sind die vier Erdteile an der Feststiege des Stiftes Altenburg (circa 1736, Johann Michael Flor) nur durch Pflanzen repräsentiert.
Die Ausstattung spiegelt die Funktion des neuen Abteisaals. Es war ein repräsentativer Raum, der den Wohnräumen des Abts vorgelagert war und den standesgemäßen Empfang von Gästen durch den Abt diente. Auf die Stiftsgeschichte verweisen das große Deckengemälde, das die Übergabe Salzburgs an den heiligen Rupert durch den Bayernherzog Theodo zeigt, und die Galerie der Fürsterzbischöfe (alle Franz Xaver König, 1756–1757). Die biblischen Mahlszenen in den querovalen Supraportengemälden verweisen hingegen auf die gesellschaftliche Funktion des Raumes.
[1] Hahnl 2004, 426.
STUCKATUREN
- Decke:
- Stuckrahmung für Deckenbild (Stiftung von St. Peter, Franz Xaver König)
- SW-Ecke: Europa: verfallener Tempel, umgeben von Nadelbäumen
- NW-Ecke: Asien: Springbrunnen und Ruinenreste
- NO-Ecke: Afrika: Pyramide
- SO-Ecke: Amerika: wasserspeiender exotischer Vogel
- entlang der Kanten zu Nord- und Südwand: florales Rankenwerk, jeweils drei Gruppen von Bäumen umschließend
- Westwand:
- Stuckrahmung um Porträts der Fürsterzbischöfe
- Ostwand:
- Stuckrahmung um Porträts der Fürsterzbischöfe
- zwei Doppelwappen der Äbte Edmund und Beda, mit Putti mit Bischofsstab und -mütze
- unterhalb der zwei Porträts Kartuschen mit den Baujahren 1685 und 1757 (inhaltlich auf die Abtwappen bezogen)
- Nord- und Südwand:
- Stuckrahmungen um Gemälde und Ofennische
- Stuckrahmung der querovalen Supraportengemälde (biblische Mahlszenen)
Zuletzt aktualisiert am: 15.11.2016