1739–1740 Neubau der Kirche unter den Wettenhausener Pröpste Bartholomäus Koppenhofer und Melchior Gast (Baumeister: Johann Martin Kramer und sein Vater Simpert Kramer; Maler: Johann Georg Wolcker)
Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (165f.):
Die prachtvolle Ausstattung bot den rechten Rahmen für die von den Bauherren der Kirche wiederbelebte Wallfahrt (siehe Arbeitsablauf). Gleich nach Fertigstellung machte sich auf Initiative des amtierenden Pfarrvikars Augustin Bauhof (reg. 1741–1754), des späteren Nachfolgers Melchior Gasts im Amt des Wettenhausener Propstes, unter anderem die circa sechs Kilometer entfernte Gemeinde Ettenbeuren nach Deubach auf, um die Fürbitte Mariens gegen die herumgehende Viehseuche zu erflehen. Ihr folgten auch das Wettenhausener Konvent ebenso wie die Gemeinde Rettenbach in Begleitung des Dorfherrn, Baron von Riedheim, und dessen Kindern.[1] Dies sowie einzelne Spenden wie die von Josef Kohler aus Wettenhausen in Höhe von 100 Gulden 1744 und dann erneut in Höhe von 25 Gulden 1746 lassen die Einnahmequelle erahnen. Zur weiteren Belebung der Wallfahrt gründete Propst Gast 1744 eine Herz-Marien-Bruderschaft, die sich wie die amtierenden Pfarrvikare Augustin Bauhof und Karl Hagen (ab 1754) als entscheidender Pfeiler im Aufblühen der Wallfahrt herausstellte.
Schlussendlich zahlte sich der Neubau der Kirche, die bereits von einem zeitgenössischen Chronisten als „superba ecclesia“ bezeichnet wurde,[2] für die Patronatsherren aus. Die Wallfahrt erfreute sich bis in die 1780er-Jahre großer Beliebtheit, und die Bruderschaft umfasste in den ersten Jahren 8000 Mitglieder.[3] Die umliegenden Orte Knöringen bei Burgau, Kleinkötz, Hochwang und Ichenhausen wallfahrteten in fast regelmäßigen Abständen nach Deubach.[4] Erst mit der josephinischen Kirchenreform kam die Deubacher Wallfahrt zum Erliegen und mit der Säkularisation 1803 zu ihrem vorläufigen Ende.[5]
[1] Vgl. Spengler Deubach 1975, 91.
[2] Vgl. ebenda, 77.
[3] Vgl. Spengler Deubach 1994, 23; KF Deubach 2003, 21.
[4] Vgl. Spengler Deubach 1975, 91.
[5] Die Wallfahrt wurde bereits 1839 wiederbelebt und feierte 1994 ihr 200-jähriges Jubiläum.
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Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (163f.):
Der Patronatsherr der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Martin in Deubach war das circa drei Kilometer westlich des Dorfes gelegene Augustiner-Chorherrenkloster Wettenhausen, dem es seit 1327 inkorporiert war und das auch die Grundherrschaft im Ort ausübte. Die Herrschaft des Klosters, das 1566 in die Reichsunmittelbarkeit erhoben worden war, umfasste 1803 rund fünf Quadratkilometer und circa 5400 Untertanen.[1] Es grenzte im Westen an das Gebiet der Prämonstratenser von Roggenburg und an die Herrschaft Waldstetten[2], im Süden an das Territorium des adligen Damenstifts Edelstetten und im Norden und Osten an die österreichische Markgrafschaft Burgau. Besonders zu Letzterer hatte das Reichskloster bis ins 17. Jahrhundert ein zwiespältiges, bisweilen sehr gespanntes Verhältnis, da die Markgrafen immer wieder versucht hatten, die Klosterherrschaft unter österreichische Herrschaft zu bringen.[3] Während das Kloster die Reformation dank des strikten Durchgreifens und des Reformeifers seines Propstes Hieronymus von Rodt (reg. 1575–1605) gut überstanden hatte, hinterließ der Dreißigjährige Krieg tiefere Spuren. Wiederum dank einer tatkräftigen Propstgestalt, dem aus Augsburg berufenen Dionysius von Rehlingen[4], erlebten das Kloster und seine Untertanen zwischen 1658 und 1692 eine wirtschaftliche wie auch kulturelle Blütezeit. Die Neubesiedelung verödeter Landstriche durch Einwanderer aus Tirol, Vorarlberg und der Eidgenossenschaft, die Sanierung des klösterlichen Wirtschaftsbetriebes sowie letztlich des Personalstandes (bis 1764 30 Chorherren) schufen die Voraussetzungen zur Wiederaufnahme der Erneuerung der Klosteranlage, die im 16. Jahrhundert begonnen und dann durch den Dreißigjährigen Krieg unterbrochen worden war. Bis Ende des 17. Jahrhunderts wurden Teile der Klosterkirche sowie des Konventsgebäudes neu erbaut und die Räumlichkeiten mit reichen Stuckaturen der Wessobrunner Schule und kostbaren Malereien ausgestattet.[5]
[1] Vgl. Köbler Lexikon 2007, 784.
[2] Diese war 1699 von der Propstei Ellwangen erworben worden. Vgl. Köbler Lexikon 2007, 759.
[3] Vgl. Kraus/Spindler Schwaben 2001, 336f.; KiB Wettenhausen. Im 18. Jahrhundert kam es zu einer Annäherung, wie die Berufung von Propst Augustin Bauhof (reg. 1755–1776) ins Amt eines kaiserlichen Erb-Erz-Hofkaplans sowie eines Geheimen Rates bezeugt, aber keineswegs zu einem Ende der Spannungen, wie an der erzwungenen Auflösung der Großkötzer Pfandschaft 1768 zu sehen ist. Siehe Anm. 642 in der vorliegenden Arbeit.
[4] Sein Engagement brachte ihm in der Klostergeschichte den Ehrentitel eines „zweiten Gründers“ ein.
[5] Verantwortlicher Baumeister war der Vorarlberger Michael Thumb. Von kunsthistorischer Bedeutung sind der emblematische Gemäldezyklus im Kreuzgang und der Kaisersaal. Vgl. hierzu ausführlich Donat Kreuzgangembleme 1983, 45–59, Nolte Praesentia Austriae 1989, 315–337 und Müller Kaisersäle 2002, 304–327.
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Zuletzt aktualisiert am: 23.05.2016