1357 erste urkundliche Erwähnung der Herrschaft Donaudorf[1]: Mittelpunkt des Dorfes war das gleichnamige direkt am Donauufer gelegene Schloss.[2] Es befand sich ungefähr 1,5 Kilometer oberhalb des Ybbser Stadtrandes am rechten Donaufer.
Die älteste bekannte Ansicht des Schlosses zeigt ein Stich aus dem Jahr 1669.[3] Eine zweigeschossige und fünfachsige zur Donau hin ausgerichtete Seitenfassade, sowie die im Osten gelegene Hauptfassade, die durch einem hervorspringenden Torturm charakterisiert wurde, bestimmten das damalige Erscheinungsbild des Schlosses.
In einem Beitrag in der Österreichischen Kunsttopographie aus dem Jahre 1909 wird das Schloss als schlichte zweigeschossige, vierflügelige Anlage beschrieben, die sich um einen längsrechteckigen Hof anordnet. Die Fassade war gelb verputzt. Der Turm wurde anders als im oben erwähnten Stich aus dem Jahr 1669 nicht von einer Zwiebelhaube, sondern von einem Flachdach bekrönt. Sowohl die nördliche der Donau zugewandte Fassadenfront, als auch die gegenüberliegende, südliche Fassadenfront wurden durch neun Fensterachsen gegliedert. Aus der siebenachsigen Gartenfassade im Westen trat ein Risalit hervor. An der Hauptfassade im Osten befand sich ein zentral hervorspringender Turm.[4]
Über dem Eingangsportal waren die Jahreszahlen 1462 und 1662 angebracht, die voraussichtlich auf Phasen des Um- oder Neubaus verwiesen.[5] Ein für Gäste bestimmtes Nebengebäude war mit dem Schloss durch einen Wandelgang verbunden.
Der fünfachsige der Donau zugewandte Festsaal im Hauptgeschoss des Schlosses wurde um 1770 mit Fresken des Troger-Schülers Johann Baptist Wenzel Bergl ausgestattet. Das Fresko zeigt neben den vier Erdteilen eine exotische Tier- und Pflanzenwelt.
Bis 1955 musste der stromaufwärts gelegene sich über sieben Kilometer erstreckende Ort dem Bau des ersten österreichischen Donaukraftwerks Ybbs-Persenbeug weichen.[6]
Im Jahr 1955 wurden die kunsthistorisch wertvollen „Bergl-Fresken“ im Distacco-Verfahren[7] abgenommen und im Auftrag des Wiener Bundesdenkmalamtes zwischengelagert.
Schloss Donaudorf wurde am 20.12.1955 gesprengt.
In den 1960er Jahre wurde die Freskenausstattung nach Schloss Laudon (Hadersdorf), 1140 Wien transferiert und im dortigen Festsaal neu angebracht. Aufgrund einer unterschiedlichen Raumsituation musste das Fresko neu angeordnet werden.
Donaudorf war eine relativ kleine Grundherrschaft, die häufig ihren Besitzer wechselte:
Chronologische Auflistung aller Eigentümer seit 1700: [8]
- 1700 Graf Ferdinand von Zinzendorf
- 1704 Fürstin Eva Esterhazy
- 1713 Johann Bartholomä Feigenputz von Grießegg
- 1731 Maria Regina Feigenputz (Witwe, geb. Pisani)
- 1736 Geschwister Pisani
- 1739 Graf Josef Anton von Montecuccolli
- 1751 Maria Franziska von Montecuccolli (Witwe)
- 1752 Gräfin Eleonora Leopoldine Kletzl (geb. Freyin von Gudenus; nachmals Gräfin Ferrary)
- 1760 Graf Johann Christoph Josef Kletzl
- 1764 Gräfin Eleonora und Caroline Kletzl
- 1802 Gräfin Eleonora Klamm und Gräfin Franziska von Perchen (geb. Gräfinnen von Kletzl)
- 1809 Graf Adalbert von Czernin
- 1823 Prinz Friedrich Adalbert von Hohenzollern
- 1827 Heinrich Treutz von Tonder
- 1827 Georg Schmied von Ebers
- 1828 Georg Schmied von Ebers und Auguste
- 1854 Gustav Schmied
- 1856 Gräfin Elise Fergach
- 1858 Graf Julius Fergach
- 1863 Helge Freiherr von Hammedien
- 1867 Gräfin Aloisia Rechberg-Rottenlöve (geb. Landgräfin Fürstenberg)
- 1876 Hans Hannibal Grimmer von Adelsbach und Frau Alexandra Grimmer
- 1894 Eugen Grimmer von Adelsbach
- 29.07.1938 Rhein-Main-Donau AG
- 17.07.1953 Freigabe der als deutsches Eigentum erklärten Anlagen, sowjetische Besatzung, danach Vertrag mit der österreichischen Bundesregierung - Donaukraftwerk AG
- 20.12.1955 Sprengung von Schloss Donaudorf
[1] Die Katastralgemeinde gehört zur Stadt Ybbs.
[2] Kulturverein Okay 2002, 17.
[3] Der Stich befindet sich im Stadtarchiv in Ybbs.
[4] Österreichische Kunsttopographie 1909, 437.
[5] Kulturverein Okay 2002, 18.
[6] Im Jahr 1959 war der Bau fertiggestellt und das Kraftwerk wurde vollends in Betrieb genommen.
[7] Abnahme einer Malerei in Teilstücken mitsamt Mörtelschicht. Vgl. Brockhaus Enzyklopädie 1992, 320.
[7] Zitiert nach: Kulturverein Okay 2002, 14f.
Zuletzt aktualisiert am: 03.10.2016