1559 Niederlassung der Jesuiten in Ingolstadt
1577 Gründung einer Akademisch Marianischen Kongregation auf Initiative von Petrus Canisius, Patrozinium: Mariae Opferung
1578 Teilung der Kongregation in eine „Congregatio Maior Latina“ (Studenten) und „Congregatio Minor Latina“ (Gmynasiasten)
1586 Neugründung der Großen Lateinischen Kongregation aufgrund der Bulle „Omnipotens Dei“ von Papst Gregor XIII. zwei Jahre zuvor, 1584; neues Patrozinium: Mariä Verkündigung
1612 Gründung der Bürgerkongregation
1732–1735 Neubau eines Kongregationssaals unter den Präses desJesuitenkollegs Franciscus Fegely von Seedorf SJ (reg. 1728/29-1732) und Franciscus Halden SJ (reg. 1732-1735/1736); Architekt: Michael Anton Prunnthaler; Stuckateure: Wolfgang Zächenberger und Egid Quirin Asam; Maler: Cosmas Damian Asam
1749/1753 Lieferung der Wandgemälde mit Darstellung von Heiligen in Marienvisionen; Maler: Gottfried Bernhard Göz; Christoph Thomas Scheffler; Johann Georg Wolcker; Melchior Puchner
1760 weitestgehende Fertigstellung der Innenausstattung mit der Aufstellung der Altarskulpturen von Johann Michael Fischer aus Dillingen
Die akademische Marianische Studentenkongregation war 1577 von Petrus Canisius gegründet worden und wurde bereits 1578 aufgrund der vielen Mitglieder 1578 in die Congregatio Maior Latina für Studenten und in die Congregatio Minor Latina für die Gymnasiasten aufgeteilt.[1] Die Große Lateinische Kongregation erhielt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein eigenes, frei stehendes Gebäude mit einem Kongregationssaal.[2] Dieser Saal diente als Versammlungsraum für Feste und Theateraufführungen, zugleich war er die Hauskirche der Kongregation, in der auch die heilige Messe gefeiert wurde.[3]
Die Grundsteinlegung erfolgte am 30. April 1732 durch vier Ecksteine.[4] Der ausführende Baumeister war der Ingolstädter Stadtmauerermeister Michael Anton Prunthaller. Bereits ein Jahr später hatte der Bau die Dachhöhe erreicht und die Fassade konnte vom Ingolstädter Bildhauer Wolfgang Zächenberger stuckiert werden. Für die Freskierung und Stuckierung des Kongregationssaales konnten die Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam gewonnen werden. 1734 wurde mit der Stuckierung begonnen und bereits ein Jahr später hatte der Maler Cosmas Damian Asam die Ausmalung der Decke abgeschlossen.[5] Im Gegensatz zum Maler ist der Stuckateur des Innenraums nicht schriftlich belegt, aber es wird „mit Sicherheit“ angenommen, dass es sich bei dem Künstler um Egid Quirin Asam handelt und dass von ihm auch der Baldachinaltar stammt.[6] Zwar hat Cosmas Damian Asam keine Inschrift am Deckengemälde hinterlassen, die seine Autorschaft belegt, allerdings gibt es eine Überlieferung von Andreas Felix von Oefele, die besagt: „Asam pixit Congregationem Majorem ingolstadij: tholus quadratus, architectura templi et in eo D: Virg: est opus Asami duobus mensibus confecta. Sol sein meister Stuck sein“ – „Asam malte die größere Congregation in Ingolstadt: das rechteckige Gewölbe, die Architekturmalerei des Tempels und in ihm die Jungfrau ist das Werk Asams, das er in zwei Monaten fertig stellte.“[7] Für das Werk soll er ursprünglich 10.000 Gulden gefordert haben, sich dann aber mit 5000 Gulden zufrieden gegeben haben, unter der Bedingung, dass man ihn als Wohltäter nenne.[8]
Im Jahr 1735 waren die Baumaßnahmen am Oratorium bis auf das Portal abgeschlossen,[9] sodass am 1. Juli 1736 der Weihegottesdienst auf einem „altare portabile“ gefeiert werden konnte.[10] Erst danach wurde die Innenausstattung vervollständigt. 1737 wurden die Wandschränke und Bänke eingebaut, während die Ölbilder mit Heiligen in Marienvisionen einer zweiten Phase angehören und in den Jahren von 1749 bis 1753 von Gottfried Bernhard Göz, Melchior Peuchner, Christoph Thomas Scheffler und Johann Georg Wolcker angefertigt wurden.[11] Für den bereits 1734 fertiggestellten Stuckbaldachin schuf der Dillinger Bildhauer Johann Michael Fischer 1759 einen Altar, an dem auch das bereits 1675 von Franz Geiger gefertigte Hochaltargemälde aus dem alten Kongregationsraum aufgestellt wurde.[12]
Die Studentenkongregation bestand auch nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 weiter und blieb bis zur Verlegung der Universität nach Landsberg in Ingolstadt. Durch eine Schenkung des Kurfürsten Max Joseph gelangte die Stadt 1803 in den Besitz des Kongregationssaales, die ihn ein Jahr später der Bürgerkongregation Maria de Victoria überließ, weshalb das Oratorium der Akademischen Marianischen Kongregation heute „Maria de Victoria“ genannt wird.[13]
[1] Vgl. CdbM 14/2010, 49.
[2] Der alte Versammlungsraum befand sich im Gebäude für Konvikt und Gymnasium, dem sogenannten Albertinum, aus dem 16. Jahrhundert. S. ebd.
[3] Vgl. ebd.
[4] Vgl. dazu die Chronik Ingolstadts, die in Latein und mit deutscher Übersetzung bei CdbM 14/2010 (50) wiedergegeben ist; siehe auch Patschke 1986, 262.
[5] Vgl. CdbM 14/2010, 50, 53–54; Patschke 1986, 262; Hofmann 1991, 71.
[6] CdbM 14/2010, 51–52.
[7] Bayerische Staatsbibliothek, München: Andreas Felix Oefele, Adversarium Boicorum – Tomus VI, Complexus artifices, maxime pictores (begonnen 1.8.1735), fol. 36r. Hier zitiert nach CdbM 14/2010, 53, Übersetzung ebd.
[8] Vgl. CdbM 14/2010, 53–54.
[9] Vgl. Hofmann/Treffer 1986, 42.
[10] CdbM 14/2010, 50.
[11] Zur näheren Interpretation der Ölbilder siehe CdbM 14/2010, 96–104, zur Innenausstattung allgemein ebd. 52; Hofmann 1991, 71.
[12] Vgl. Hofmann 1991, 71; CdbM 14/2010, 96; Rupprecht 1980, 224.
[13] Vgl. Hofmann 1991, 75; CdbM 14/2010, 49.
Zuletzt aktualisiert am: 17.02.2017