Kißlegg im Allgäu (Ravensburg) Zitieren

 

Erdteilallegorien an diesem Ort
Orts- und Gebäudegeschichte 

Hinweis: Die Herrschaft Kißlegg ist schon seit dem 14. Jahrhundert durch Erbteilung auf zwei Familienzweige aufgeteilt, wurde jedoch zunächst noch gemeinschaftlich verwaltet. Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgte die endgültige Trennung der Herrschaft durch den Verkauf der einen Hälfte, des sogenannten Paumgartischen Anteils [PA]. Obwohl die Familie von Paumgarten erst Ende des 16. Jahrhunderts in den Besitz dieser Hälfte kam, bedient sich die Forschung dieser Bezeichnung in Abgrenzung zum Schellenbergischen Anteil [SA]. Der flächenmäßige Anteil der beiden Herrschaften blieb gemäß der Oberamtsbeschreibung von 1841 von 1381 bis ins 18. Jahrhundert weitestgehend konstant.[1] Die Besitzgeschichte gestaltet sich in der Frühen Neuzeit zusammengefasst wie folgt:

  • Schellenbergischer Anteil [SA]: SA-1 – Waldburg-Wolfegg – Waldburg-Wolfegg-Waldsee – Kgr. Württemberg
  • Paumgartischer Anteil [PA]: SA-2 – Freyburg – Schönau – Paumgarten – Waldburg-Trauchburg – Waldburg-Zeil-Zeil – Kgr. Württemberg

824 erstmalige Erwähnung Kißleggs als Ratboticella[2]
950 Einrichtung eines Kellhof vom Benediktinerkloster St. Gallen als Haupthof des Klosters im Nibelgau
um 1135 Übergang an die Herren von Kißlegg[3]
um 1307 Tod des letzten Herren von Kißlegg; Erbschaft durch Tölczer (Marquard) von Schellenberg (†1330) oo N.N. von Kißlegg[4]
1381 Erbteilung zwischen den Enkeln Schellenbergs: Tölczer (†1427) und Marquard „Merk“ (†1437) [PA] und Marquard „Klein-Märk“ (†>1392) [SA]; Gemeinschaftsverwaltung[5]
1394 Verleihung der Gerichtsbarkeit und Marktrecht durch König Wenzel IV. von Luxemburg-Böhmen (reg. 1378–1400)
1525 [PA] Verkauf der Hälfte von Kißlegg an die Familie von Freyburg
1560er [SA] Bau des „Alten“ (1.) Schlosses durch Hans Ulrich von Schellenberg (1518–1606)
1589 [PA] Verkauf der Hälfte von Kißlegg durch die Erben von Freyburg an Johann Kaspar von Schönau
1592 Verkauf durch Schönau an Ernst und Ferdinand von Paumgarten (†1610)[6]
1625 [PA] Heirat von Susanna Khuen von Belasi (1610–1669), Erbin des Paumgartischen Anteils, und Truchsess Friedrich von Waldburg-Trauchburg (1592–1636); letztlich 1669 Übergang des Paumgartischen Anteils an die jüngere jakobische Linie der Waldburg-Trauchburger
1563–1572 und 1687–1691 [PA] Bau des „Neuen“ (2.) Schlosses; seit 1690 Residenz der Waldburg-Trauchburger Linie
1704 [PA] Brand des „Neuen“ Schlosses
1708 [SA] Tod des letzten männlichen Sprosses der Familie von Schellenberg; Erbe an Maria Anna von Waldburg-Wolfegg-Wolfegg, geb. Schellenberg (1681–1754)
1717–1721 [SA] Innenausbau des „Alten“ Schlosses unter Ferdinand Ludwig von Waldburg-Wolfegg (1678–1735)
1721–1727 [PA] Neubau des „Neuen“ Schlosses unter Johann Ernst II. von Waldburg-
Trauchburg (1695–1737; Baumeister: Johann Georg Fischer (1683–1747); Bildhauer: Joseph Anton Feuchtmayer (<1696–1770), Johann Ruez (†1762); Stuckateur: Francesco Solari; Maler: Johann Gabriel Roth (aktiv 1712–1729), Anton Widmann (aktiv 1725–1765]
1772 [PA] Aussterben der Waldburg-Trauchburger Linie; Erbe die Linie Waldburg-Zeil-Zeil
1798 [SA] Aussterben der Linie Waldburg-Wolfegg; Erbe die Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee
1806 Mediatisierung: Königreich Württemberg; bis 1941 Sitz der Fürstlichen Familie Waldburg zu Zeil und Wurzach
1945–1958 Kreiskrankenhaus
1960 Kauf des „Neuen“ Schlosses durch die Marktgemeinde Kißlegg (Schule, Museum, Bürgerbüro)[7]

[1] Vgl. OA Wangen 1841, 264

[2] Der Name lässt sich vom Weltpriester Ratpot, der die Siedlung cella gründete, herleiten. Von Lokalforschern wird dieser gerne mit dem seligen Ratpero, dem Gründer der Kirche zu Rötsee im 10. Jahrhundert, gleichgesetzt. Vgl. Baumann 1881, 414–444; Ernst 1988, 61.

[3] Vgl. Alberti 1975, 404.

[4] Vgl.  ESTA XII, Tafel 146f.: Tölczer von Schellenberg hat eine Tochter Beros von Kißlegg geheiratet und kam 1307 in die Herrschaft.

[5] Lt. Baumann 1893, 62.

[6] Muffat 1838, 137.

[7] Historische Basisinformation siehe in der Seitenleiste unter Verlinkungen „LEO-BW – Landeskunde online erkunden“, ein Kooperationsprojekt unter Leitung des Landesarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart.

 

Bibliografie 

Zuletzt aktualisiert am: 02.12.2015

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Forschungsplattform Erdteilallegorien im Barockzeitalter / Research Database Continent Allegories in the Baroque Age

Nirgendwo hat der Barock eine solche Dichte an Allegorien der vier Erdteile – Europa, Asien, Afrika und Amerika – hervorgebracht wie im Süden des Heiligen Römischen Reiches. In ihnen manifestieren sich die Vorstellungen des Barock von der Gestalt der Welt, ihrer politischen, sozialen und spirituellen Ordnung, vom Fremden wie vom Bekannten. Diese einzigartige Sammlung dokumentiert Darstellungen der vier Erdteile in Fresken, Stuck, Gemälden oder Skulpturen in ihren ursprünglichen Ausstattungskontexten. Baugeschichten sind ebenso erfasst wie Künstler und Auftraggeber.

Publikationen zum Projekt:

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Allegories of the four continents – Europe, Asia, Africa, and America – were an extremely popular iconographic motive during the baroque era. It was most prevalent in the Southern Parts of the Holy Roman Empire. These allegories express/manifest/carry the imagination/conception/vision of the baroque of the shape of the world, its political, social, and spiritual order as well as of foreign and familiar things. This unique collection documents depictions of four continents in frescoes, stucco, paintings or sculptures in their place of origin. The historical contextualization contains the building history as well as artists and principals.

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