Johann Wenzel Baptist Bergl wurde am 23. Oktober 1718 in Königinhof/Dvur Králove nad Labem geboren. Er stammt aus dem im Nordwesten von Böhmen gelegenen Elbe-Tal.[1] Der Sohn eines Stuckateurs und Dekorationsmalers gilt als Vertreter der österreichischen Freskomalerei des 18. Jahrhunderts. Als enger Freund von Franz Anton Maulbertsch und Schüler von Paul Troger stand er mit den berühmtesten heimischen Barockmalern seiner Zeit in Kontakt. Er zählt zu den illusionistischen Landschaftsmalern zur Zeit Maria Theresias. Die erste urkundliche Erwähnung, die seinen Aufenthalt in Wien belegt, geht auf den 20. Oktober 1749 zurück.[2] Es handelt sich um seine Inskription an der Wiener Akademie der bildenden Künste. In den Jahren 1751 und 1752 beteiligte sich der Künstler an Malerwettbewerben der Akademie. Während Bergl im Rahmen seiner ersten Beteiligung den zweiten Preis erzielen konnte, gelang es ihm, im Folgejahr mit dem Bildsujet „Job auf dem Misthaufen“ als Sieger hervorzugehen. Die Aufnahme als „wirkliches Mitglied“ der Wiener Akademie (= Erlaubnis offiziell mit Gehilfen zu arbeiten) blieb ihm im Jahr 1771 dennoch verwehrt.[3] Sein künstlerischer Status entsprach gemäß der gängigen Meinung in der Literatur dem eines „Schutzverwandten“. Demgemäß profitierte er von einer relativ freien Wahl der Niederlassung und der Auftragsnahme sowie von der Steuerbefreiung und Sondergerichtsbarkeit.[4]
Bergl setzte sich vielseitig mit der Naturmalerei auseinander. Bekannt ist er vor allem für seine barocken Raumausstattungen, als deren Hauptmotivik die exotische Pflanzen- und Tierwelt gilt. Bezeichnend für seine außergewöhnlichen Ausstattungskonzepte sind Trompe-l’oeil-Effekte, die die Naturmalerei lebendig erscheinen lassen. Ab den 1760er-Jahren galt Bergl als vielbeschäftigter Freskomaler.
Neben Aufträgen für den Wiener Kaiserhof, wie die Gartenappartements im Schloss Schönbrunn (1770er-Jahre) war Bergl auch für kirchliche Auftraggeber wie den Abt von Stift Melk tätig.
Zu seinen wichtigen Werken zählen die Deckenfresken im Wiener Schottenkloster und in der Bibliothek des Stifts Melk sowie die Dekoration des Augustinerlesesaals in der Österreichischen Nationalbibliothek.
In seiner letzten Schaffensperiode war Bergl vermehrt in Böhmen und Ungarn tätig.
Im Jahr 1754 ehelichte Bergl Theresia Märsch in der Wiener St. Ulrichskirche. Als Trauzeuge und Taufpate von zwei der acht Kinder fungierte sein langjähriger Freund und Künstlerkollege Franz Anton Maulbertsch. Nur drei der acht Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, überlebten Bergls Tod im Jahr 1789. Die beiden Söhne, Anton und Johann, folgten dem Vorbild des Vaters und Großvaters und ergriffen ebenso den Beruf des Malers.[5]
[1] Otto 1964, 17–20; Dachs 2003, 3–14; Scherzer 2010, 20–22; Weixlgärtner 1903, Sp. 331–394; Thieme/Becker (Hg.) 1909, 407; Dictionary of Art 1996, 777f.
[2] Dachs 2003, 3; Otto 1964, Archivalischer Anhang, 1.
[3] Otto 1964, Archivalischer Anhang, 3.
[4] Monika Dachs geht davon aus, dass Bergl, anders als in der Literatur angenommen, durchaus im Gegensatz zu „Schutzverwandten“ das Recht besaß mit Gehilfen zu arbeiten, da er als erster Preisträger eines Akademiewettbewerbes hervorgegangen war. Ebenso wird in den Melker Prioratsephemeriden des Jahres 1767 ein Gefährte erwähnt, der Bergl nach Melk begleitete, um die Freskenausstattung im Stift vorzunehmen. vgl. Dachs 2003, 10; Weinkopf 1783, 23.
[5] Scherzer 2010, 21f.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016