Paul Troger zählt zu den bedeutendsten Malern der österreichischen Barockkunst. Seine Werke sind heute im gesamten Raum der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie verbreitet. Er wirkte aber vor allem in niederösterreichischen Stiften, wie Altenburg, Melk, Zwettl, Röhrenbach, Geras, Seitenstetten oder Göttweig (Apotheose Karls VI. im Stiegenhaus).
Geboren wurde Troger 1698 in Welsberg im Pustertal/Südtirol als sechstes Kind von Andreas Troger und Maria Troger (geb. Prachner).[1] Paul hatte insgesamt vier Brüder und zwei Schwestern. Über seine Jugendjahre und seinen Einstieg in die Malerei ist wenig bekannt, jedoch besteht die Möglichkeit, dass er einige wenige Jahre bei Matthias Durchner in die Lehre ging. Danach hat er womöglich in die Malschule des Guiseppe Alberti (* 1640, 1716) im Fleimstal besucht, doch Genaueres ist hierzu nicht bekannt.[2] Gewiss ist nur, dass er auf seiner ersten Studienreise nach Venedig zum Grafen Giovanelli geschickt wurde, was durch die Unterstützung der gräflichen Familie Firmian ermöglicht wurde. In Venedig selbst lernte er wahrscheinlich bei dem berühmten Piazetta.[3]
Eine spätere „Perfektionsreise“ brachte Troger nach Neapel, Bologna und Rom.[4] Bei welchen Meistern er dort als Geselle tätig war, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen. Es ist jedoch bekannt, dass die Reise vom Fürstenbischof Gurks, dem Grafen von Thun finanziert wurde. Dieser war es auch, der Troger 1725/26 von Italien zurückbeorderte, um ihn in seinen Dienst zu stellen. Troger folgte diesem Ruf seines Mäzens nach Salzburg, wo er die Kuppel der Kajetanerkirche gestaltete. Sobald diese jedoch fertiggestellt war – bereits 1728 –, ließ sich Troger in Wien nieder. Dazu veranlasst hatte ihn wahrscheinlich unter anderem sein Freund Jacob Zanusi, der zu jener Zeit als Hofmaler nach Wien berufen worden war.[5] Troger scheint sich sofort nach seiner Ankunft bei der kaiserlich-königlichen Hofakademie der Maler, Bildhauer und Baukunst (heute Akademie der Bildenden Künste) vorgestellt zu haben.[6] Gundacker Ludwig Graf von Althan hatte damals das Protektorat über die Akademie, für ihn hatte sich Troger auch ein Empfehlungsschreiben ausstellen lassen. Trogers nächster großer Auftrag kam allerdings nicht vom Grafen Althan und nicht aus Wien, sondern war die Presbyteriumskuppel der Institutskirche der Englischen Fräulein in St. Pölten. Auch in Zukunft sollte Niederösterreich der eigentliche Wirkungsort Trogers bleiben, wo er zum bevorzugten Freskenmaler der barocken Äbte wurde. Seinen Stil hatte Troger dem „Prandtauerkreis“ angepasst. [7] Jakob Prandtauer war der populärste österreichische Bauherr seiner Zeit. Sowohl er als auch sein Schüler und Nachfolger Joseph Munggenast arbeiteten mit barocken Meistern wie Antonio Beduzzi und Johann Michael Rottmayr.
Rottmayr war es auch, der die neuen Barockgebäude des Stifts Melk gestalten sollte. Als er jedoch 1730 verstarb, bestimmte Abt Berthold Dietmayr Troger zu dessen Nachfolger.[8] Spätestens ab diesem Zeitpunkt konnte sich Troger seine Auftragslage betreffend nicht beschweren. Er war nun regelmäßig für die Prälaten Niederösterreichs tätig. Dementsprechend war der Inhalt seiner Arbeiten meist religiöser Natur, „weltliche“ Themen bearbeitete er kaum.
Troger pflegte ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen langjährigen Auftraggebern. Er wurde zu Festtagen zum Essen gebeten und zum Abschluss seiner letzten Freskoarbeiten im Stift (1745) ließ man sogar Trogers Frau mit Kind nach Melk kommen.[9] 1741 hatte der damals 43-jährige Troger die 18 Jahre jüngere Anna Maria Schraub (*1726, 1750) geehelicht. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, von denen fünf zumindest ihre Mutter überlebten, allerdings erreichte nur die Älteste (Anna Maria Paulina Troger) ein hohes Alter. Nach dem frühen Tod der Mutter kümmerten sich wohl die Großeltern einige Jahre um die Erziehung der Kinder, bevor Troger 1753 ein zweites Mal heiratete.[10] Mit Franziska von Schasser (*1722) hatte Troger sieben weitere Kinder, von denen sechs ihren Vater überlebten. Troger war zum Zeitpunkt seiner zweiten Eheschließung neben Christoph Janeck als Assessor des 1751 gewählten Rektors (Michel Angelo Unterberger) an der Akademie tätig. 1754 sollte er selbst das Rektorat für drei Jahre übernehmen, danach wurde abermals Unterberger in das Amt gewählt. 1759 wurde schließlich Martin von Meytens durch die Kaiserin auf diesen Posten berufen, was Troger missfallen haben dürfte.[11] Als Professor der Malerei war er allerdings weiterhin tätig. Zu seinen Schülern zählten unter anderen Martin Knoller, Franz Anton Maulbertsch, Johann Wenzel Bergl und Johann Jakob Zeiller. Große Aufträge nahm er jedoch keine mehr an, was wahrscheinlich an dem Zusammenspiel von schlechter Auftragslage und schlechter Gesundheit lag. Nach Übernahme der Kaiserkrone durch Maria Theresia stand das Heer im Mittelpunkt der monarchischen Aufmerksamkeit, nicht die Kunst. Rationalismus und Utilitarismus ersetzen die verschwenderische Mentalität des Barock.[12] Die Werke eines Paul Troger entsprechen dem neuen Zeitgeist nicht mehr. Nach seinem Tode am 20. Juli 1762 kam es auch nicht zu großartigen Reden oder Würdigungen. Troger war bereits zu seinen Lebzeiten als Künstler verblasst. Seine Gesundheit war wie gesagt auch nicht mehr die beste gewesen. Dem tödlichen Schlaganfall gingen wahrscheinlich mehrere kleinere voraus.[13]
Hinterlassen hat er meisterhafte barocke Werke und einen geordneten Haushalt. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, die trotz beachtlicher Einkommen in recht ärmlichen Verhältnissen starben, hatte Troger sein Einkommen gut verwaltet.
[1] Kronbichler 2012, 9.
[2] Aschenbrenner et al. 1965, 159.
[3] ebd. 160 und Kronbichler 2012, 17.
[4] Aschenbrenner et al. 1965, 29 und Kronbichler 2012, 18.
[5] Aschenbrenner et al. 1965, 33f. und Egg 1999, 18.
[6] Kronbichler 2012, 18.
[7] Aschenbrenner et al. 1965, 37f.
[8] ebd. 43 und Egg 1999, 20.
[9]Aschenbrenner et al. 1965, 35.
[10] ebd. 46f.
[11] ebd. 51.
[12] ebd. 49f.
[13] ebd. 53ff.
Zuletzt aktualisiert am: 01.12.2015