Zu der Biberbacher Wallfahrt hatte der zur Zeit der Ausmalung verantwortliche Ortsgeistliche Johann Joachim Keller eine lange Beziehung. Bereits kurz nach seiner Priesterweihe 1721, die er mithilfe des Tischtitels des Wertinger Stadtherrn Louis Joseph d’Albert de Luynes von Grimbergen erhalten hatte, war er an der Wallfahrtskirche zwischen 1725 und 1729 als Kaplan tätig gewesen. Nach einem 12 Jahre dauernden Intermezzo auf der Pfarrstelle in Donaumünster kehrte er erneut nach Biberbach zurück, allerdings diesmal als der zuständige Ortspfarrer. Im Laufe seiner Tätigkeit in Biberbach wirkte er an zwei Jubiläumsfeiern mit. Zu Beginn seiner Tätigkeit im Jahr 1725 war er in die 200-Jahr-Feier der Wallfahrt, die noch vom eigentlichen Bauherrn der Wallfahrtskirche, Pfarrer Antonius Ginther, vor seinem Tod am 8. März 1725 vorbereitet worden war, involviert. Diese Feierlichkeiten blieben nicht ohne Eindruck auf den jungen Geistlichen, wie persönliche Aufzeichnungen belegen.[1] Als er 1741 als zuständiger Pfarrer nach Biberbach zurückgekehrt war, trat er nicht nur als Bauherr in Ginthers Fußstapfen, sondern auch als Autor von drei Mirakelbüchern. Diese schlossen nahtlos an Ginthers Mirakelbuch an, das dieser 1683 unter dem Titel In Cruce Salus veröffentlicht hatte, und setzten die Aufzählung der Wunderheilungen bis 1761 fort.[2] Zwölf Jahre nach Amtsantritt setzte er sein Vorhaben der Umgestaltung der Wallfahrtskirche, wie Pfarrer Keller selbst festhielt, gegen den Widerstand „der geistlich- und weltliche, hoch- und niedere Stands-Persohnen, ja so gar meine eigene Pfarr-Kinder und gemeine Bauers-Leuth“[3] durch. Auf Unterstützung konnte er vonseiten des Patronatsherrn Joseph Maria Graf Fugger zu Wellenburg zählen. Für dessen Hilfe bedankte sich Keller im zweiten Mirakelbuch mit einer Widmung an den „Hochgebohrnen des H. Röm. Reichs Grafen und Herrn, Herrn Joseph Maria Fuggern“.[4] Für Keller war die Erneuerung der Kirche mit dem Ziel verbunden, gegenüber den blühenden und ebenfalls erneuerten Wallfahrten in der weiteren Umgebung konkurrenzfähig zu sein. Abgesehen von den konkurrierenden Kreuzeswallfahrten an der Benediktinerklosterkirche in Donauwörth (erneuert 1717–1728), in Klimmach (erneuert 1729) und in Mindelaltheim (erneuert zeitgleich 1753) ruhten auch die Wallfahrtsobrigkeiten der Marienwallfahrt in Wemding (Bistum Eichstätt, erneuert 1748–1752) oder der Herrgottsruhwallfahrt in Friedberg (erneuert 1738) keineswegs. Der Zeitpunkt der Neugestaltung 1753 wurde wohl von den 1755 anstehenden Jubiläen bestimmt: 100-jähriges Bestehen der „Creutz-Buderschafften des Heil. Rosenkranzes und Heil. Scapuliers“ sowie ebenfalls 100. Jahrestag der Wiederauffindung des heiligen Kreuzes.[5] Zu einer Oktav eines „dreyfachen Saeculum oder hunderjährigen Danck-Fest[es]“ am 8. September 1755 strömten aus der Umgebung die Gläubigen aus 28 Pfarreien mit Kreuz und Fahnen. Insgesamt berichtet Keller 1762 von 42.000 Kommunionen und schätzungsweise bis zu 80.000 Wallfahrern.[6]
[1] Vgl. KF Biberbach 1997, 36.
[2] Siehe in der Datenbank unter Ort > Wallfahrtsgeschichte von Biberbach.
[3] Keller Creutz 1755, 6.
[4] Vgl. ebd.; KF Biberbach 1997, 38.
[5] Siehe in der Datenbank unter Ort > Wallfahrtsgeschichte von Biberbach.
[6] Vgl. Keller Creutz 1762, 184f., 214; KF Biberbach 1997, 39.
Zuletzt aktualisiert am: 01.12.2015