Joseph Anton Christoph von Donnersberg Zitieren
* 04. Mär 1683, † 05. Jun 1737,
Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg “Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert” (228-231):
In Oberigling diente die Bruderschaft Maria vom Trost vorrangig als Vehikel zur Repräsentation der Ortsherrschaft durch die freiherrliche Familie von Donnersberg, die die Hofmark seit 1611 im Besitz hatte.[1] Das Ausstattungsprogramm, das in zwei Phasen 1735 und 1759 entstanden ist, ist nur noch im Chor im Original erhalten. Es zeigt Maria vom Trost als Helferin gegen die Türken umgeben von den vier Erdteilen. Das Langhausfresko stellte, bevor es 1829 Reparaturen am Dach zum Opfer fiel, Die Einsetzung der Bruderschaft Maria von Trost dar. In dieser Darstellung sollen mehrere Mitglieder der Hofmarksfamilie von Donnersberg sowie zehn Pfarrherren inkludiert gewesen sein, die allesamt „im Portrait sehr gut getroffen“[2] gewesen waren. Während das Langhausfresko direkt auf die Bruderschaft Bezug nimmt, steht das Chorfresko ganz im Dienst einer der grundlegenden Aufgaben der Bruderschaft: der Memoria. Laut dem Volksmund soll der kniende Mann vorn links im Bild als Empfänger des Bruderschaftsgürtels Maria Eusebius Augustin von Donnersberg darstellen – ein Bruder des „Bruderschaftsgründers“ und Onkel des Hofmarksherrn zur Zeit der Ausmalung. Er starb 1685 während der Offensive der Habsburger gegen die Osmanen im Alter von 23 Jahren eines „heldenmüthigen Todes“[3].
Neben der Bruderschaft, die 1701 maßgeblich auf die Initiative des Hofmarksinhabers Joseph Ignaz von Donnersberg und seiner Familie ins Leben gerufen worden war und deren Schutzherr sie war,[4] war die Hofmarksfamilie der maßgebliche Gönner der Pfarrkirche. In die Zeit von Hofmarksherr Joseph Anton Christoph von Donnersberg fallen der Neubau ab 1714 und die Stuckierung des Chores und Turmes 1724 bis 1726 und die reiche Ausstattung der Bruderschaftskirche:
- 1726 stiftete die Familie den Hochaltar[5] für das Gnadenbild Maria zum Trost, zur gleichen Zeit erfolgte der Einbau einer neuen Kanzel,
- 1735 wurde der Chor mit einem großen Leinwandbild von der Hand des Türkheimer Malers Johann Andreas Bergmüller für 60 fl.[6] ausgeschmückt, darum herum malte der Künstler al fresco acht Medaillons mit den vier Erdteilen sowie vier Emblemen zum Wirken der Bruderschaft,
- 1759 wurde das Langhaus mit einem Deckengemälde des Malers Joseph Anton Walch ausgestaltet.
Joseph Anton Christoph von Donnersberg wurde am 4. März 1683 geboren, stand als Oberstforst- und Jagdmeister im Dienst der Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und folgte seinem Onkel Albrecht Sigmund nach dessen Tod 1719 als Hofmarksherr von Igling. Dort verstarb er am 5. Juni 1765 und wurde mit seiner ein Jahr zuvor verstorbenen Gemahlin Maria Friederike von Ow in der Pfarrkirche begraben.[7]
[1] Herzog Maximilian I. von Bayern verkaufte sie seinem Oberstkanzler Joachim von Donnersberg um 30.000 fl. Die Donnersberger blieben 200 Jahre Inhaber der Hofmark Igling. 1620 erbauten sie das Schloss von Oberigling, 1624 wurden sie in den Freiherrenstand erhoben und erwarben die östlich gelegene Hofmark Kaufering und 1629 das Dorf Erpfting. Vgl. Dellinger Kaufring 1848, 254–352; ders. Igling 1851, 18f.; Fees-Buchecker Ortschronik 2009, 41.
[2] Aus der Chronik des Pfarrers Innozenz Wolfmüller, zitiert nach: Fees-Buchecker Ortschronik 2009, 95.
[3] Dellinger Igling 1851, 22; vgl. CdbM 1/1976, 169; Müller In hoc vince 1991, 99 und 173. Während Joachim Dellinger schreibt, dass Eusebius Augustin während der Belagerung von Ofen starb, verorten die Autoren des CdbM sowie Mechthild Müller seinen Tod in der Schlacht von Raab (heute: Györ). Allerdings ist für 1685 weder für Ofen noch für Raab eine solche Belagerung bzw. Schlacht überliefert. In Ofen fand die erste Belagerung vom 27. Juni bis 30. Oktober 1684 und die zweite Mitte Juni bis 2. September 1686 statt. Am 16. August 1685 errangen die christlichen Truppen unter Führung von Karl V. von Lothringen in der Schlacht bei Gran (heute: Esztergom) einen Sieg über das osmanische Heer. Somit kann es sich hierbei um einen Irrtum beim Todesjahr oder beim Sterbeort handeln. Allerdings schreiben Steichele/Schröder, die Autoren der Bistumsbeschreibung, auf die sich das CdbM bezieht, lediglich, dass Eusebius Augustin „1685 in baierischen Kriegsdiensten in Ungarn fiel“. Bisthum Augsburg 8/1912–1932, 293.
[4] Im ersten Eintrag im Bruderschaftsbuch am 21. August 1701 werden als Gründungsmitglieder Albrecht Sigmund von Donnersberg, der Bruder und Erbe des am 9.7.1701 verstorbenen Initiators Joseph Ignaz, sowie dessen Witwe Maria Anna von Berndorf genannt.
[5] Rechts und links des Auszugsbildes sind die Familienwappen der Freiherren von Donnersberg und Muggenthal angebracht. Das Wappen derer von Muggenthal verweist auf die Tante von Joseph Anton Christoph und Witwe von Albrecht Sigmund, Maria Johanna Franziska, geb. Muggenthal. Ihr Epitaph befindet sich heute in der Pfarrkirche; darauf ist zu lesen, dass sie mit 70 Jahren am 6. August 1728 verschied. Vgl. auch Dellinger Kaufring 1848, 349.
[6] Vgl. Bisthum Augsburg 8/1912–1932, 302.
[7] Vgl. Dellinger Igling 1851, 23f.; Fees-Buchecker Ortschronik 2009, 611.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016