Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (231f.):
Die Pfarrer von Oberigling wirkten in ihrer Funktion als geistliche Hirten der Pfarrei sowie als Präses der Bruderschaft[1] an der Ausstattung der Kirche mit. Allerdings hing ihr Gestaltungsspielraum von der Präsenz/Dominanz des Patronatsherrn sowie der Persönlichkeit – dem Durchsetzungsvermögen und Gestaltungswillen – des Pfarrers ab. Aufgrund der engen Verbindung der Hofmarksfamilie Donnersberger zu der Kirche hatten sicherlich die Oberiglinger Pfarrherren weniger Gestaltungsspielraum, sich eine persönliche Memoria zu schaffen, als andere Pfarrer wie beispielsweise in Bernbeuren oder in Gabelbach. Während an Matthäus Stickl, Pfarrer zur Zeit der Entstehung der Erdteilallegorien und „großer Wohltäter der Kirche und der Bruderschaft“[2], nichts außer sein Grabstein im Boden des Südvorzeichens erinnert, hat sich vermutlich Pfarrer Franz Xaver Kreß, der von 1746 bis 1767 Oberigling als Ortsgeistlicher betreute,[3] in der Personengruppe des ehemaligen Langhausfreskos, das 1759 entstanden und 1829 verloren gegangen ist, porträtieren lassen, obwohl er bei der Bruderschaftsgründung nicht persönlich teilgenommen hatte. Im Langhausfresko, das Die Einsetzung der Bruderschaft Maria von Trost zeigte, sollen mehrere Mitglieder der Hofmarksfamilie von Donnersberg sowie zehn Pfarrherren inkludiert gewesen sein, die allesamt „im Portrait sehr gut getroffen“[4] gewesen waren. Bei den zehn erwähnten Pfarrherren des Freskos könnte es sich um den zur Zeit der Gründung amtierenden Ordensgeistlichen Quirin Wigerle CRSA, unter Umständen auch um die vier nachfolgenden Oberiglinger Pfarrer[5] sowie um weitere Geistliche anderer Pfarreien, die anlässlich der Errichtung an der Prozession teilgenommen hatten,[6] oder um Abgesandte des Gründungsordens der Bruderschaft der Augustiner-Eremiten, die in der Regel bei solchen Errichtungen anwesend waren,[7] handeln.
[1] Diese umfassten für den Inneren Rat einen Sekretär, einen Präfekten, zwei Assistenten, 18 Stabträger, den Kreuzträger mit zwei Vorgehern und für den Äußeren Rat einen Präfekten, einen Sekretär, einen Assistenten und ebenfalls 18 Stabträger. Bei Prozessionen kamen noch hinzu: vier Himmelträger, zwei Begleiter des Allerheiligsten, vier unverheiratete Trägerinnen der Muttergottesstatue, drei unverheiratete Burschen als Träger der Bruderschaftsfahnen. Die Funktion des Stabträgers war meist erblich und galt ein Leben lang. Vgl. Fees-Buchecker Ortschronik 2009, 105.
[2] Ebd., 107.
[3] Auch er verstarb während seiner Amtszeit am 15. September 1767; ein kleiner Grabstein im nördlichen Vorzeichen der Pfarrkirche erinnert an ihn.
[4] Aus der Chronik des Pfarrers Innozenz Wolfmüller, zitiert nach: Fees-Buchecker Ortschronik 2009, 95.
[5] Dies waren Pater Georg Grimm CRSA (reg. 1708–1709), Matthäus Sickl (reg. 1709–1736) und Joseph Kraus
(reg. 1737–1746). Für eine Liste aller Pfarrer von 1409 bis 2009 siehe Fees-Buchecker Ortschronik 2009, 107-109.[6] Die Anwesenheit anderer Pfarrer bei solchen Festlichkeiten, wie bei der Errichtung der Corpus-Christi-Bruderschaft in Fischach, an deren erster Prozession 1668 die Ortsgeistlichen der Nachbarorte Willmatshofen, Siegertshofen und Ustersbach teilgenommen hatten, war gang und gäbe. Vgl. Piller Fischach 1981, 165.
[7] Wie zum Beispiel bei der Errichtung der Vorderburger Bruderschaft am 12. Februar 1741. Vgl. Stadelmann Vorderburg 1948, 208.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016