Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (254f.):
Matthias Wolcker, der 1704 in Schelklingen geboren wurde und über dessen Ausbildung nichts bekannt ist, wird erstmals im Zusammenhang mit seiner Eheschließung mit der Tochter des Dillinger Malers Anton Wenzeslaus Haffe erwähnt. Wolcker heiratete Regina Elisabeth Haffe in Anwesenheit seines älteren Bruders Johann Georg und des Gerichtsherrn (loci iudex) Josephus Zeizler am 26. November 1731 in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Asch.[1] Der Pfarrer Johann Georg Einßlin (reg. 1707–1741) war der Onkel der Braut. Wolcker übernahm nach dem Tod seines Schwiegervaters am 20. März des Folgejahres die Dillinger Werkstatt.[2] Es erscheint plausibel anzunehmen, dass Wolcker auch bei Haffe gelernt und sicherlich mithilfe seines Bruders Johann Georg, der in den 1720er-Jahren Schüler Bergmüllers in Augsburg gewesen war, auch in Augsburg zum Studium geweilt haben könnte.[3] Wolcker führte die Werkstatt zehn Jahre. In dieser Zeit zeichnet er für sechs Bildprogramme[4] verantwortlich. In drei der sechs Werke malte er Erdteile: St. Peter in Dillingen (1734), St. Georg in Aislingen (1737) und St. Nikolaus in Sinning (zug. [5], 1742). Er starb am 10. Oktober 1742 in Dillingen. Die Werkstatt ging 1743 im Zuge der Heirat seiner Witwe mit Vitus Felix Rigl an diesen über.[6]
[1] Die erst ein Jahrzehnt vorher ausgemalte Kirche kann unter Umständen dem Schwiegervater Wolckers, Anton Wenzeslaus Haffe, zugeschrieben werden.
[2] Vgl. Schoettl Baugeschichte 1967, 58 Anm. 5.
[3] Siehe Anm. 5 unten.
[4] Dabei handelt es sich – ergänzend zu den drei genannten Programmen mit Erdteildarstellungen – um St. Michael in Bertoldshofen (1733), um St. Johannes Baptist in Leuterschach (1737) und um St. Sebastian in Holzheim (um 1737). Die Ausmalung der Bertoldshofener Kirche wird in der Regel als eine Zusammenarbeit mit seinem Schwiegervater angenommen (vgl. Dehio Schwaben 2008, 193), dies ist jedoch zu korrigieren: Haffe starb im Frühjahr 1732; das Bildprogramm dürfte also Matthias Wolckers alleiniges Werk sein.
[5] Vgl. CdbM 10/2005, 283. Die Bildauffassung des Freskos eines unbekannten Malers in der Sinniger Pfarrkirche St. Nikolaus weist starke Bezüge zum Stil von Johann Georg Bergmüller und dessen Schüler Johann Georg Wolcker (insbesondere dessen Werk in der Pfarrkirche St. Georg in Westendorf, 1739/40) auf. Aufgrund ihres naiven, groben, wenig akademischen Stils sind die Fresken allerdings nicht Wolcker selber zuzusprechen, sondern stehen eher in der Tradition von Matthias Wolckers Dillinger Fresken.
[6] Anders als Wolckers kinderloser Ehe entsprangen der Verbindung bis 1755 sechs Kinder.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Zuletzt aktualisiert am: 03.03.2016