In vergangenen Zeiten war der bayerische Landesherr ein großer Förderer der Pfarrkirche zu Mering. Belege hierfür sind nicht nur das kurfürstliche Wappen[1] am Hochaltar, sondern auch die kontinuierliche Involvierung der kurfürstlichen Hofbaumeister in Fragen der Instandsetzung sowie des Neubaus.[2] Gründe für dieses Interesse lagen sicherlich zum einen im Status Merings als kurfürstliches Pfleggericht; zum anderen in der Ausgestaltung der Patronatsherrschaft. Seit 1340 hatte diese das Benediktinerkloster Ettal inne. Bedingung war allerdings, dass die Pfarrei stets mit Weltpriester zu besetzen sei. Dies stand der Klosterpolitik seit dem 17. Jahrhundert entgegen.[3] Als sich 1743 anbot, dies für zu mindestens zwei seiner inkorporierten Pfarreien Merching und Egling zu ändern, übergab das Kloster im Gegenzug zum Erhalt des Privilegs seine Pfarreien Mering, Starnberg und Traubing in die Obhut des Augsburger Bischofs.[4] Die historische Konstellation zur Zeit der Ausmalung 1779 skizziert sich wie folgt: die Pfarrei unterstand bereits seit 36 Jahren bischöflicher Kollatur. Der amtierende Ortsgeistliche Pfarrer Maximilian Joseph Graß hatte die Pfarrstelle 1774 nach einer sechsjährigen Vakanz[5] übernommen. Auf landesfürstlicher Ebene vollzog sich mit dem Aussterben der Münchner Linie der Wittelsbacher 1777 ein Wechsel in der Führung. Dem „vielgeliebten“ Kurfürst Max III. Joseph (1727–1777) folgte der bei seinen Bayerischen Untertanen bald „ungeliebte“[6] Karl II. Theodor von der pfälzischen Linie. Dies blieb nicht ohne Auswirkung auf die Kunstpolitik Bayerns.[7]
Ein greifbares Indiz für ein schwindendes Interesse seitens des Landesherr in der Fortsetzung einer finanziellen und personellen Unterstützung der weiteren Ausstattung sowie einer parallel stärkeren Involvierung des fürstbischöfliche Patrons ist sicherlich das Engagement nicht eines in München, sondern in Augsburg tätigen Malers Ignaz Baldauf. Dieser war seit 1755 Pictor Aulicus der Augsburger Fürstbischöfe.
Darüberhinaus lässt die Themenwahl der Ausstattung auch einen stärkeren Beitrag der seit 1652 bestehenden Rosenkranzbruderschaft vermuten.
Über den Pfarrer als Person selber ist wenig bekannt. Er weilte in seinem Amt bis 1812 und übte zwischenzeitlich das Amt des Dechants aus[8]. Im Pfarrarchiv hat sich ein Verkündbuch von seiner Hand erhalten. In diesem gibt Maximilian Joseph Graß Einblick in den Ablauf der seit ca. 1131 alljährlich in der Kreuzwoche in Mering stattfindenden Wallfahrt nach Andechs, das ca. 42 km entfernt liegt, wie folgt:
„Ehe man mit dem Kreuz aus der Pfarrkürch auszieht, bethet man laut abwechslungsweis mit dem Volk unter ausgesetztem ciborium in gute Meinung samt 5 Vaterunser und Ave und dann credo. alsdann wir ein HL. Segen gegeben und man geht fort cantando procedamus in pace. Wenn man auf den Hl. Berg geht so bleibt man über nach zu Graf Rath[9]… und am Auffahrtstag festi um 4 uhr früh ist die Hl. Mess. allwo die Wallfater dabei opfern. an Freitag auf den Hl. Berg selbst hab ich ordinari um 6 Uhr früh Mess gelesen, der meine Wallfarter beigewohnt“.[10]
Daneben pilgerten die Meringer Gläubigen seit 1655 zur nahegelegenen Wallfahrtskirche Maria Kappel bei Schmiechen, bis heute alljährlich im Herbst zur Herrgottsruhkirche in Friedberg, am Markustag zur St. Johannes Baptist Kirche in Meringerzell, in der Bittwoche nach Hörmannsperg und zur St. Anna Kapelle in Merching, nach Augsburg zu St. Ulrich und Afra wie auch zu St. Afra im Feld bei Friedberg oder auch auf dem Burgstall nach Kissing zur „Schmerzhaften Muttergottes“, nach St. Wolfgang bei Ried, nach Taxa bei Odelzhausen zu Maria Stern sowie nach Maria-Hilf in Klosterlechfeld. Innerhalb Merings waren auch die Schlosskapelle St. Benno und die Kapellen St. Franziskus und St. Leonhard Prozessionsziele.[11]
[1] Das Wappen Karl Albrecht von Bayern wird von zwei Putti flankiert, die nicht nur die kurfürstlichen, sondern auch die Insignien des Reiches tragen, dies ein Verweis auf das von 1742 bis 1745 kurze Zwischenspiel der kaiserlichen Würden im Haus Wittelsbach.
[2] Siehe Ortsgeschichte.
[3] Vgl. Merkle/Steichele 1848, 250.
[4] Vgl. KF Mering 1995, 10.
[5] Sein Vorgänger Jakob Anton Kollmann verstarb bereits 1766. Gründe für die Vakanz ließen sich in der Literatur nicht finden. Vgl. Liste der Pfarrer zu Mering in KF Mering 1995, 59.
[6] Das Interesse Karl II. Theodor richtete sich stets mehr auf seine Besitzungen in der Kurpfalz, am Niederrhein und in Belgien als auf das neu „erworbene“ Wittelsbacher bayerische Stammland. Er verfolgte das Ziel dieses gegen die Österreichischen Niederlande auszutauschen. Vgl. Schmid 2008, 65f.
[7] Vgl. Valentin 1980.
[8] Vgl. Fürstlich Augsburgischer Hof- und Staats-Kalender 1795, 68.
[9] Ein Gnadenort auf halben Weg nach Andechs, an dem der Hl. Rasso Verehrung findet.
[10] Zitiert nach: KF Mering 1995, 53.
[11] Vgl. KF Mering 1995, 53–55; 58. Allgemein zur Volksfrömmigkeit und Wallfahrtswesen im Landbezirk Friedberg Böck 1969, 22–79.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016