Stanislaus Aloys Kaiser Zitieren
† 16. Sep 1809, Pfarrer

Auftraggeber von
Kurzbiografie 

Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (423f.):

Der 1766 nach Raisting berufene[1] Pfarrer Stanislaus Aloys Kaiser gründete am 23. September desselben Jahres an seiner Pfarrkirche eine Erz-Bruderschaft, für die er das Protektorat des Vetters des bayerischen Kurfürsten gewinnen konnte.[2] Als vermeintlicher Autor des Programms sowie eigentlicher Initiator der Neuausstattung bestimmte er wohl auch die Orgelempore als Platz für das Bruderschaftsfresko. Thematisch korrespondierte es mit dem Langhausfresko, das ursprünglich die Kreuzigung Christi zeigte, aber im 19. Jahrhundert herabfiel und 1947 ersetzt wurde.[3] Das Chorfresko, das dem Kirchenpatron[4] gewidmet ist, ist noch im Original erhalten. Dank der fürstlichen Gönnerschaft und der Unterstützung durch den Patronatsherrn, dem Propst des Augustiner-Chorherren-Klosters Dießen, Berthold II. Wolff CRSA, war Pfarrer Kaiser in der Lage, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Wie sein Vorgänger Franz Sales Gailer, Verfasser der unvollendeten Vindelicia Sacra,[5] betätigte er sich als Autor heimatkundlicher Werke.[6] Bis zu seinem Wechsel auf die Pfarrstelle in Seehausen am Staffelsee, wo er am 16. September 1809 verstarb, war er, so Hans Döppl, „besonders um die Bildung des Volkes, das Schulwesen und die Musikpflege“[7] bemüht und stand unter anderem dem Landkapitel Weilheim als Dekan vor.

[1] Nach einem Studium an der Jesuitenuniversität in Ingolstadt wurde er auf Vermittlung des bayerischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph durch den Patronatsherrn Berthold II. Wolff, Propst des Dießener Augustiner-Chorherren-Klosters, 1766 als Pfarrer in Raisting eingesetzt.

[2] Das Protektorat übernahm ein Vetter des Kurfürsten, Clemens Franz von Bayern. Dieser stiftete „als ein ewiges Monument seiner Frömmigkeit“, wie Dechant Kaiser in seiner Datis historicis festhielt, „ein schönes Bildnis des heiligen Herzens Jesu samt einem gnädigsten Schreiben – d. d. München, 12. September 1766, womit Se. Durchlaucht das Protektorat der Bruderschaft annahm, weswegen die Bruderschaftsstäbe im Schilde einerseits Herz und Namen Jesu, auf der anderen Seite das bayerische Wappen zeigen. Das Bildnis sieht man noch jetzt über dem Hochaltar.“ Schmidtner Raisting 1931, Nr. 8.

[3] Das Langhausfresko ist seit dem 19. Jahrhundert, als es „über Nacht heruntergefallen“ war, verloren und wurde 1947 von Karl Manninger durch die Verherrlichung der Raistinger Heiligen ersetzt. Vgl. KF Raisting 1996, 7.

[4] Das Chorfresko zeigt die Bekehrung des Frankenkönigs Chlodwig durch den heiligen Remigius.

[5] Hierbei handelt es sich um eine Beschreibung des Fürstbistums Augsburg, die allerdings unvollendet blieb und sich auf das Landkapitel Weilheim beschränkt. 1756 veröffentlicht, reihte sich Pfarrer Gailer mit seinem Werk in die Sammlung bedeutender kirchengeschichtlicher Historiografien ein wie die Frisinga Sacra (Anton Crammer SJ, 1775), Ratisbona Sacra (A. Crammer SJ, 1764); Salisburgium sanctum (A. Crammer SJ, 1771), Germania Sacra (unter anderem Gabriel Bucelin, Marcus Hansiz, Martin Gebert), Suevia ecclesiastica (Franziskus Petrus, 1699), Austria Sacra (Marian Fidler, 1780–1788), Italia Sacra (Ferdinando Ughelli, 1717–1722), Sicilia Sacra (Rocco Pirri, 1630–1633) etc. „Als Mittel der Konfessionalisierung“ (26) dienten diese Werke, so Alois Schmid, der „Untermauerung der konfessionspolitischen Entscheidungen der Regierungen durch historisch-statistische Zusammenstellung der entscheidenden Orte des kirchlichen Lebens“ (27); Schmid Terra sacra – terra sancta 2012, 26f.

[6] Kaiser entwarf und verfasste Ortsgeschichten von Raisting und Weilheim sowie eine Geschichte Bayerns, deren Verwirklichung unter anderem durch die bayerische Akademie gefördert wurde, und publizierte verschiedene Reden. Digitalisiert finden sich online: Kurzer Entwurf der bajerischen Geschichte… (Augsburg 1782), Rede am hohen Feste der Erhöhung des Kreuzes (Augsburg 1783), Lob- und Sittenreden (Augsburg 1784), Noch eine Predigt auf das Fest des heiligen Benedikts (Augsburg 1785).

[7] Döppl Raisting 1986, 92.

Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.

Bibliografie 

Zuletzt aktualisiert am: 08.11.2017

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Forschungsplattform Erdteilallegorien im Barockzeitalter / Research Database Continent Allegories in the Baroque Age

Nirgendwo hat der Barock eine solche Dichte an Allegorien der vier Erdteile – Europa, Asien, Afrika und Amerika – hervorgebracht wie im Süden des Heiligen Römischen Reiches. In ihnen manifestieren sich die Vorstellungen des Barock von der Gestalt der Welt, ihrer politischen, sozialen und spirituellen Ordnung, vom Fremden wie vom Bekannten. Diese einzigartige Sammlung dokumentiert Darstellungen der vier Erdteile in Fresken, Stuck, Gemälden oder Skulpturen in ihren ursprünglichen Ausstattungskontexten. Baugeschichten sind ebenso erfasst wie Künstler und Auftraggeber.

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Allegories of the four continents – Europe, Asia, Africa, and America – were an extremely popular iconographic motive during the baroque era. It was most prevalent in the Southern Parts of the Holy Roman Empire. These allegories express/manifest/carry the imagination/conception/vision of the baroque of the shape of the world, its political, social, and spiritual order as well as of foreign and familiar things. This unique collection documents depictions of four continents in frescoes, stucco, paintings or sculptures in their place of origin. The historical contextualization contains the building history as well as artists and principals.

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