Dillingen an der Donau (Dillingen a. D.), Kolleg, Namen Jesu Zitieren
Die Hauskapelle befindet sich im Erdgeschoss des östlichen Kopfbaus. Die längsrechteckige Grundstruktur des Raumes stammt noch aus der ersten Bauphase des Kollegs. Im Zuge der Umgestaltung wurde ein Rundbogen eingezogen, der zu einer Trennung des Raumes in zwei quadratische Abschnitte führte: in einen westlichen Betsaal und in einen erhöhten östlichen Chor. Der Chorbereich erfüllt alle Kriterien eines Sakralraumes, denn „er ist geostet, der Chor erhöht, abgetrennt und ,gewölbtʻ“.[1] Darin unterscheidet er sich vom westlichen Raumabschnitt, der sehr viel schlichter gehalten ist.
Im Chorraum wurden die Ecken herabgezogen. Auf die dadurch entstandenen Zwickel wurden Kartuschen mit violettweißer Stucco-Finto-Rahmung gemalt, die jeweils ein gelbes Emblem zeigen. Ihre Rahmen stoßen an das ovale, von Hohlkehle und Eierstab eingefasste Deckengemälde an, das die Verehrung des Namens Jesu zeigt, ein Thema, das dem Brief des Apostel Paulus an die Philipper zugrundeliegt: „ut in nomine Jesu omne genu flectatur cælestium, terrestrium et infernorum“ – „damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu“ (Phil 2,10).[2]
Der Name Jesu erscheint als ockergelbes IHS-Monogramm im oberen Zentrum des Ovals. Über dem Querbalken des Buchstabens H erhebt sich ein Kreuz, darunter erscheint ein Bündel aus drei Nägeln. Das Monogramm ist umgeben von einem hellen Strahlenkranz, der wiederum eingefasst ist in einen hellroten Kreis und den hellrosa Puttenköpfe umgeben. Unter dem Monogramm schweben auf einer Wolkenbank Maria und Heilige des Neuen und Alten Testaments.[3] Links von Maria hält Moses die Gesetzestafeln in der Hand, hinter ihm knien mit Krone und Lyra König David und Aaron mit spitzem Judenhut. Ergänzt wird diese Gruppe von Propheten. Auf der gegenüberliegenden Seite werden Vertreter des Neuen Bundes gezeigt. Alle diese Heiligen und Maria selbst machen durch ihre Gestik deutlich, dass sie den Namen Jesu verehren.
Die Gesten der Heiligen werden von den zwei Engeln, die neben dem IHS- Monogramm schweben und zwischen der himmlischen und der irdischen Sphäre vermitteln, aufgenommen.
Unter dieser Gruppe sind vier weibliche Figuren zu erkennen, die in einer öden Landschaft auf die Knie gesunken sind. Es handelt sich dabei um die Personifikationen der vier Erdteile, die alle in lange Gewänder gekleidet und an den mitgeführten Tieren und Attributen zu erkennen sind. Eindeutig zu benennen, da sie sowohl durch ihre Kleidung und Position als auch durch die Menge der begebenen Attribute hervorgehoben wird, ist Europa. Sie trägt auf dem Kopf eine Krone und am Körper einen weiten roten Hermelinmantel. Vor ihr liegen eine Tiara, eine Mitra, ein Kreuzstab, ein Zepter, ein Herzoghut und eine Zackenkrone. Hinter ihr ist ein weißes Pferd zu erkennen. Ihren Blick richtet sie auf das Monogramm über sich.
Ihren rechten Arm hat sie erhoben, während ihr linker auf die Frauenfigur neben sich deutet. Diese hat ein dunkleres Inkarnat und einen Federschmuck auf dem Kopf. In ihrer Rechten hält sie einen Pfeil, während sie ihren linken, mit einem Armreif geschmückten Arm erhoben hat. Sie wird von einem Löwen begleitet. Der Pfeil und der Federschmuck weisen sie als Amerika aus. Rechts neben ihr ist mit schwarzer Haut, einer Art Turban auf dem Kopf und mit Perlen geschmückt Afrika dargestellt. Sie hat die Hände zum Gebet zusammengefaltet und blickt andächtig zum Himmel. Rechts hinter ihr ist ihr Attributtier, das Krokodil, zu erkennen. Ihr Pendant auf der linken Seite ist eine Frau mit langen blonden Haaren und hellem Inkarnat, die von einem Kamel begleitet wird. Ihren rechten Arm hat sie zum Himmel erhoben. Sie verweist damit auf die Gesetzestafel Moses, der am Himmel erscheint. Dadurch wird deutlich, dass es sich hier nur um Asia handeln kann, dem „Ursprungsland des Christentums“.[4]
Am unteren Bildrand gibt das Fresko den Blick frei auf das Erdinnere, wo die Toten in einem roten Flammenmeer gefangen sind. Allerdings wird dieser Raum mit den dort dargestellten Figuren durch einen Felsblock in der Mitte räumlich getrennt: In der linken Hälfte sind fünf Personen in dunklem Inkarnat und wehklagendem Gestus dargestellt. Alle haben Eselsohren, die sie „als Anhänger von Irrlehren“ kennzeichnen.[5] Der Gestus und die Ohren machen deutlich, dass es sich hier um die Verdammten der Hölle handelt, denen jede Möglichkeit auf Vergebung verwehrt ist. Anders dagegen die rechte Seite, wo sechs Personen mit deutlich hellerem Inkarnat den Blick nach oben richten. Einige haben die Hände zum Gebet gefaltet, andere die Arme erwartungsvoll geöffnet. Die hier dargestellten Toten können noch auf die Vergebung ihrer Strafen und Sünden hoffen.
Das IHS-Monogramm nimmt nicht nur am Deckenfresko eine zentrale Position ein, sondern ist auch Gegenstand der Embleme, die in den herabgezogenen Bildecken dargestellt sind. Jede pictura ist in ockergelben Farben ausgeführt und wird von einer sich nach unten verjüngenden, weißvioletten Kartusche umrahmt. Das IHS-Monogramm, das über jedem Querbalken des Buchstabens H ein Kreuz und darunter drei sich kreuzende Nägel aufweist, wird stets von einem hellen Schriftband überfangen.
Die Inschriften auf den Schriftbändern sind dem Hymnus „Jesu dulcis memoria“[6] entnommen und werden im Zusammenhang mit verschiedenen Bildbestandteilen präsentiert: Die Embleme führen die „dulcedo“, die Süßigkeit, des Namens Jesu ein.
Die zwei Embleme mit der inscriptio „Nil Canitur suavi[us]“ („Keine Stimme ist süßer“) und „Auditur Nil Iucundius“ („Es klingt nichts angenehmer“) – auf den Spruchbändern[7] verdeutlichen die „Klangerzeugung“.[8] In den zwei weiteren Emblemen wird das Thema – die Süße des Namens Jesu – ausgeweitet und sogar gesteigert: Hier wird der Seh- oder Hörsinn beziehungsweise das Schmecken und Riechen angesprochen. Mit der inscriptio „Et Super Mel Et Omnia“ („Nichts ist süßer als der Name Jesu, nicht einmal Honig“)[9] wird ein Vergleich zwischen dem Bienenvolk und den Ordensmitgliedern hergestellt.[10] Die Inschrift verweist auf die dulcedo des Honigs. Die Sehnsucht zu Jesus wird jedoch erst im vierten und letzten Emblem erfüllt, auf dem ein Herz, aus dem Liebesflammen flackern, mit dem Namen Jesu und der Inschrift „Eius Dulcis Praesentia“ („Seine süße Gegenwart“) erscheint, womit die Gegenwart Gottes gemeint ist.[11]
Die mystische Suche nach Liebe und Gnade, die in den vier Emblemen zum Ausdruck kam, muss im Zusammenhang der „Geistlichen Übungen“ des Ignatius von Loyola gelesen werden.[12]
In diesem Zusammenhang müssen die vier Embleme mit dem Deckengemälde gelesen werden, auf dem das IHS-Monogramm das Hauptthema darstellt. So ist das Monogramm des Namens Jesu mit dem Kreuz über dem Querbalken H und den drei gekreuzten Nägeln darunter mit dem Passionsgeschehen verbunden. Die Menschen auf Erden – auf dem Fresko repräsentiert durch die Erdteilpersonifikationen – würdigen den Opfertod Christi „als Liebestat“ und verschreiben „sich ihm liebend“. Dadurch eröffnet sich ihnen der Weg zum Heil. Eine Option, die auch den Menschen in der Hölle noch offen steht.[13] Nach Zoepfl führt das Deckengemälde dem Besucher der Kapelle die „unbedingte[…] Hingabe“ an Jesus Christus vor Augen, denn dieser sollte „ihm Wahrzeichen, Kraft und Ziel“ sein.[14]
Zugleich stellt der Weihetitel des Namens Jesu, der von der alten Hauskapelle übernommen wurde, einen Rückbezug auf die Hauptkirche der Jesuiten, Il Gesù, in Rom dar. Denn kurz nachdem Kardinal Otto Truchseß von Waldburg die Hauskapelle am 14. März 1568 auf den Namen Jesu geweiht hatte, reiste er nach Rom, wo er am 26. Juni zusammen mit Kardinal Alessandro Farnese den Grundstein für den Neubau von Il Gesù legte. Die Ausstattung beider Sakralräume geht auf den Philipperbrief zurück und macht die enge Verbindung des Ordens und seiner Spiritualität mit dem Namen Jesu deutlich.[15] Denn mit der Abbreviatur IHS konnten die Jesuiten auf ein Sinnbild zurückgreifen, „das die Leidensgeschichte Christi ebenso vermittelt wie die Suche des Ordens nach Christus-Nähe“.[16]
In dem sehr viel schlichter gehaltenen Betsaal wurde den Ordensbrüdern auf dem Weg zu Christus der heilige Hieronymus beigestellt,[17] der in einem quadratischen Rahmen in einer kargen Felswüste zu sehen ist. Rechts im Vordergrund kauert sein Attributtier, der Löwe. Das Fresko zeigt Hieronymus sowohl als Büßer in der Wüste wie auch als Gelehrten. Der Engel, der in die Posaune bläst, stellt eine Verbindung zum Pseudo-Eusebius-Brief her, in dem Hieronymus mit einer Posaune verglichen wird und die Sünder an das Jüngste Gericht gemahnt.[18]
In der Darstellung des Hieronymus kommen mehrere Themen zum Ausdruck: die Bußtätigkeit, das Gelehrtendasein und die Mahnung an den Jüngsten Tag. Im Hinblick auf die Interaktion zwischen dem Engel und dem Heiligen, der sich soeben erst von seinem Buch abwendet, wird das Thema des Schreibens, möglicherweise die Übertragung des hebräischen Textes in die Vulgata, ins Zentrum gerückt. Dadurch ist auch ein Vergleich zwischen Hieronymus und dem Evangelisten Matthäus möglich, dessen Schriften unter göttlichen Einfluss entstanden. Somit wurde Hieronymus bei der Übersetzung der Evangelien ebenso von Gott beeinflusst wie der Evangelist selbst.[19] Das Deckengemälde zeigt also Hieronymus als „inspiriertes Medium“ und untermauert damit „die unumstößliche Autorität der Vulgata“. Damit bleibt die Heilige Schrift die einzige „Heilsvermittlerin“ und Christus das einzige Ziel, wie das Deckengemälde im Chorraum zeigt.[20]
[1]Schneider 2014, 68; vgl. hierzu auch KD Schwaben (Dillingen an der Donau) 6/1964, 335.
[2] Zoepfl 1965/66, 119; vgl. Schneider 2014, 246.
[3] Zur Diskussion über die auf der Wolkenbank dargestellten Heiligen siehe Schneider 2014, 47 und die dort angegebene Literatur.
[4] Schneider 2014, 248. Siehe auch zu den Gesetzestafeln als Attribut der Afrika Romberg 2015, 387–389.
[5] Schneider 2014, 248.
[6] Der Hymnus soll im Umkreis eines englischen Zisterziensers entstanden sein (vgl. Zoepfl 1965/66, 119; Schneider 2014, 254–255) und wurde zum Fest des Namens Jesu gesungen (vgl. Appuhn-Radtke 2003, 249). Schneider hat die inscriptiones eingehend untersucht und zeigt auf, dass sie aus den „ersten beiden Strophen, dem Proömium des Hymnus [stammen]. Sie übernehmen die beiden letzten Zeilen der ersten Strophe und die beiden ersten Zeilen der zweiten Strophe“ (Schneider 2014, 255).
[7] Zu diesen beiden Emblemen vgl. KD Schwaben (Dillingen an der Donau) 6/1964, 336; Zoepfl 1965/66, 119; Appuhn-Radtke 2003, 249; Schneider 2014, 255–256.
[8] Das bedeutet, die „dulcedo wird hier als eine Qualität des Klanges begriffen, dem der Gesichtssinn vorgeschaltet ist, der durch das Zeigen des Namens Jesu auf dem Notenblatt verdeutlicht wird“ (Schneider 2014, 255, 256).
[9] Appuhn-Radtke 2003, 249. Sybille Appuhn-Radtke weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die „fleißigen Bienen und ihr geordnetes Gemeinwesen“ bereits im Mittelalter mit der monastischen Lebensführung verglichen wurden (ebd.).
[10] Dies macht auch ein Emblem aus der Sammlung Carlo Bovios deutlich, wie Schneider aufzeigt: „In seinem 99. Emblem schwirren Bienen um einen Korb mit der inscriptio ,AD SVA FVNDATUR‘ […]. Bovio spielt damit auf die Grablege des Ignatius […] in der Hauptkirche des Ordens (Bienenkorb) an und identifiziert die Bienen […] mit seinen Mitbrüdern.“ Schneider 2014, 256; vgl. hierzu Carlo Bovio, Ignatius insignium epigrammatum et elogiorum centuriis expressus, Rom 1655, 283.
[11] „Dieses Präsenzerlebnis bleibt Ziel und Höhepunkt des vierteiligen Emblemzyklus“, der in der Hauskapelle die „verschiedenen dulcedo-Qualitäten“ des Namens Jesu vorstellt (Schneider 2014, 257).
[12] Denn Ziel der Übungen war „das mystische Präsenzerlebnis“ Gottes, das man am Ende der vierwöchigen Übungen erlangen sollte (Schneider 2014, 257). Bei diesen „Geistlichen Übungen“, der applicatio sensuum, handelt es sich um die schwierigste Gebetstechnik, die „zur höchsten auf Erden zu erreichenden Verbindung mit Christus führen kann“ (Schneider 2014, 303). Es handelt sich dabei um eine Form der Betrachtung heilsgeschichtlicher Mysterien, die mithilfe körperlicher Sinne erfahrbar wird (vgl. zur applicatio sensuum der Embleme ebd. 301–303). Da die Hauskapelle den Mitgliedern der Societas Jesu vorbestimmt war, kann davon ausgegangen werden, dass sie die „Geistlichen Übungen“ kannten und praktizieren konnten.
[13] Schneider 2014, 260. Schneider führt ihre Interpretation anhand einer illustrierten Ausgabe der „Geistlichen Übungen“ aus, die kurz nach der Ausstattung der Dillinger Hauskapelle 1747 erschienen ist. Vgl. hierzu ebd., 258–260.
[14] Zoepfl 1965/66, 120.
[15] Vgl. Schneider 2014, 245–246.
[16] ebenda, 302.
[17] Vgl. Zoepfl 1965/66, 120.
[18] Vgl. Schneider 2014, 260–262; Zoepfl 1965/66, 119.
[19] Vgl. Schneider 2014, 261–262.
[20] ebenda, 262.
Von West nach Ost
BETSAAL: Hl. Hieronymus
CHORRAUM
- nördliche Seitenbilder (Embleme):
- Herz mit Namen Jesu – inscriptio: „Eius Dulcis Praesentia“ – „Seine süße Gegenwart“
- Putto mit erhobener Hand und einem Blatt mit dem Namen Jesu in der Hand – inscriptio: „Nil Canitur suavi[us]“ – „Keine Stimme ist süßer“
- Mittelbild: Verherrlichung des Namens Jesu
oben: IHS-Monogramm begleitet von zwei Engeln und den Heiligen des Alten und Neuen Testaments
Mitte: Asia, Europa, America, Africa
unten: Hölle - südliche Seitenbilder (Embleme):
- Bienenkorb mit fliegenden Bienen, die den Namen Jesu bilden – inscriptio: „Et Super Mel Et Omnia“ – „Nichts ist süßer als der Name Jesu, nicht einmal Honig“
- Putto mit Fanfare und Wimpel mit dem Namen Jesu – inscriptio: „Auditur Nil Iucundius“ – „Es klingt nichts angenehmer“
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde die Funktion der Hauskapelle eventuell bis 1819 beibehalten, danach schien sie keine weitere Beachtung gefunden zu haben und verfallen zu sein. So schildert es zumindest ein Bericht aus dem Jahr 1898, der vom Abbröckeln des Maueranwurfes, den Schäden an den Deckengemälde, vom Zerfall des Altars und von den verfaulten Einrahmungen der Reliquien berichtet.[1] In den folgenden Jahren, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde die Kapelle als Kohle- und Rumpelkammer genutzt, wodurch sie sehr stark beschädigt wurde.[2] Meyer/Schädler schreiben noch 1964, dass das Fresko durch einen „Sprung beschädigt“ ist.[3]
Zu einer umfassenden Reinigung und Restaurierung der Hauskapelle kam es erst in den Jahren 1964/65. Dabei wurden auch die Deckenfresken restauriert und der Stuckvorhang in der Apsis angebracht.[4]
[1] Vgl. Zoepfl 1965/66, 121–122.
[2] Vgl. ebenda, 123–124.
[3] KD Schwaben (Dillingen an der Donau) 6/1964, 336.
[4] Vgl. Zoepfl 1965/66, 124.
Ein Programmentwurf für die Hauskapelle hat sich nicht erhalten, da aber die Societas Jesu weitgehend für die Finanzierung des Neubaus aufkommen musste, ist davon auszugehen, dass das Programm von den Mitgliedern selbst erdacht und realisiert wurde.[1] Bestimmt wurde das Programm für das Deckengemälde des Chorraumes bereits durch den Vorgängerbau der Kapelle, der dem Namen Jesu geweiht war und dessen Patrozinium auch im Folgenden beibehalten wurde.
[1] Vgl. Schneider 2014, 47.
Schriftliche Vorlagen: Philipperbrief (Phil 2,10):
„ut in nomine Jesu omne genu flectatur cælestium, terrestrium et infernorum“ – „damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu“.
Bildliche Vorlagen:
Der Maler Schilling scheint sich bei der Umsetzung des Bibelverses unter anderem an dem linken Seitengemälde in der Münchner Jesuitenkirche St. Michael orientiert zu haben, wie die Darstellung seines Christogramms nahelegt. Auch dort erscheint auf dem Altarblatt von Antonio Maria Viani aus dem Jahr 1588/89 das IHS-Monogramm im Strahlenkranz und einer Glorie aus Puttenköpfen.[1]
Die Erdteile ähneln in Haltung, Habit und Attributen den Erdteilen auf einem Kaisheimer Seitenaltargemälde, das Johann Rieger zugeschrieben wird.
[1] Vgl. Appuhn-Radtke 2003, 246–247.
Bereits im 16. Jahrhundert gab es im Kollegium eine Hauskapelle, über deren Lage und Gestalt nichts bekannt ist. Überliefert jedoch ist, dass die Kapelle am 14. März 1568 von Kardinal Otto Truchseß von Waldburg auf den Namen Jesu konsekriert und um eine Reliquienschenkung bereichert wurde.[1]
Mit dem Neubau des Dillinger Jesuitenkollegs, wurde auch eine neue Hauskapelle im Erdgeschoss des Nordflügels eingerichtet. Dabei wurde auch das Patrozinium der alten Kapelle übernommen, denn am 14. Mai 1741 wurde das „SS. Nominis JESU Sacellum“ geweiht.[2]
Wann der Umbau und die Ausstattung der Hauskapelle genau stattgefunden haben, geht aus schriftlichen Quellen nicht hervor. Es ist möglich, dass die Hauskapelle bereits im Rahmen der Fertigstellung des Nordflügels 1737/38 oder erst 1741, unmittelbar vor der Konsekration der Kapelle, ihre heutige Form erhielt. Da dem Sakralraum jedoch liturgisch eine wichtige Funktion zukam, ist davon auszugehen, dass die Umbauarbeiten schnell vorangetrieben wurden. Belegt ist jedoch, dass im Zuge der Visitation des päpstlichen Alumnats durch Bischof Josef, Landgraf von Hessen, die Kapelle am 14. Mai 1741 auf den Namen Jesu geweiht wurde.[3]
Auch wer die Neugestaltung ausgeführt hat, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden. Auf den Deckengemälden der Hauskapelle selbst findet sich keine Signatur, es wird allerdings vermutet, dass es sich bei dem Freskanten um Joseph Ignaz Schilling handelt. Er war mehrfach für Dillingen tätig: So ist belegt, dass er das Deckenbild der Bibliothek ausmalte. Darüber hinaus wird ihm noch die Ausmalung der beiden Flachdecken in den Treppenhäusern zugeschrieben.[4]
[1] Vgl. Zoepfl 1965/66, 118; Schneider 2014, 34, 245. Schneider vermerkt auch, dass der Kardinal am 26. Juli 1568 in Rom an der Grundsteinlegung für den Neubau von Il Gesù, der Hauptkirche der Jesuiten, teilnahm und somit beide Sakralräume denselben Weihetitel erhielten (vgl. Schneider 2014, 245–246).
[2] Vgl. Schneider 2014, 39, 246.
[3] Vgl. ebenda, 39, 68; Schneider selbst scheint jedoch dazu zu tendieren, die Umbauarbeiten auf das Jahr 1738 zu datieren (vgl. ebd., 57); Lochner von Hüttenbach 1895, S. 28.
[4] Vgl. Schneider 2014, 39. Schneider weist auch darauf hin, dass es für diese Zuschreibung keine schriftlichen oder stilistischen Belege gibt. Somit bleiben „die meisten Künstler, die an den wandgebundenen Ausstattungen im Kolleg arbeiten, unbekannt“, was sowohl auf die Deckenmalereien als auch auf die Staffeleibilder im Speise- und Rekreationssaal zutrifft. Die Deckenmalerei der Hauskapelle wird ebenso wie die in den Treppenhäusern dem Maler Joseph Ignaz Schilling zugeschrieben. Diese Zuschreibung kommt daher, dass Schilling in den schriftlichen Quellen für die Ausmalung der Dillinger Bibliothek, die zeitgleich zu der Ausstattung der Hauskapelle und Treppenhäuser entstanden sein soll, namentlich genannt wird. (ebenda, 49).
Zuletzt aktualisiert am: 08.02.2016