Hall in Tirol (PB Innsbruck Land), St. Nikolaus Zitieren
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Europa erscheint als Monarchin mit Krone, Zepter und Reichsapfel. Ein Pferd, das klassische tierische Attribut Europas, ist im Hintergrund zu sehen. Asien zeigt sich als osmanischer Fürst mit breitem Bart. Er trägt ein prächtiges, in leuchtendem Gelb ausgeführtes Brokatgewand, ein Turban mit Haarbusch und Halbmond sitzt auf seinem Kopf. Im Hintergrund steht ein Dromedar. Afrika erscheint als barbarischer Fürst in Federkleidung und Leopardenfell. Ein Löwe und ein Papagei sowie ein abgelegter Bogen samt Pfeilköcher vervollständigen das Ensemble. Die Amerikaallegorie ist ein bärtiger Fürst mit dunkler Hautfarbe. Seine Kleider sind vielfarbig, wie bei der Allegorie Afrikas ist der Oberkörper frei, sein Turban ist mit bunten Federn geschmückt. Zu seinen Füßen liegen – recht unscheinbar – eine Perle in einer Muschelschale und ein rotes Korallenzweiglein.
Den Hintergrund der Erdteildarstellungen bilden vage Landschaftsskizzen, zum Teil fügte sie Mölk auch als typisch empfundene Architektur ein. So sind hinter Europa Berggipfel und Wald zu erkennen, im Vordergrund liegen zerbrochene Kapitele antiker Säulen auf dem Boden. Im Falle Amerikas ist eine gebirgige Küstenlinie zu sehen sowie zwei windgebeugte Palmen. Bei Asien scheinen sich rote Wolken über einer weiten Ebene zu ballen, bei Afrika bilden wiederum Gebirge und Palmen den Hintergrund.
LANGHAUS
- Hauptschiff
- 1. Joch:
- zentrales Fresko: heiliger Nikolaus rettet Schiffbrüchige
- Medaillons links und rechts: Amerika und Afrika
- Kartuschen über Empore: David (mit Harfe) und hl. Cäcilia
- 2. Joch: heiliger Nikolaus als Fürbitter für die Bedrängten und Schutzlosen
- zwischen 2. u. 3. Joch, über den Säulen: die vier Evangelisten (jeweils paarweise)
- 3. Joch: heiliger Nikolaus rettet drei unschuldig zum Tode Verurteilte
- 4. Joch:
- zentrales Fresko: Apotheose des heiligen Nikolaus
- Medaillons links und rechts: Europa und Asien
- 1. Joch:
- linkes Seitenschiff
- 1. Joch: Franz Xaver
- 2. Joch: heilige Katharina
- 3. Joch heilige Georg
- 3. Joch (Waldaufkapelle): Ritter Waldauf erhält päpstlichen Ablassschreiben für seine Kapellenstiftung, hll Notburga von Rattenberg u. Isidor von Madrid, Maria
- rechtes Seitenschiff
- 1. Joch: Johannes der Täufer
- 2. Joch: hl. Nepomuk
- 3. Joch heiliger Sebastian
- 4. Joch Heilige Joachim und Anna
CHOR
- zentrales Fresko: Stadt Hall im Schutz der Gottesmutter und heiliger FürbitterInnen
- in den Zwickeln: Kirchenväter Hieronymus (Einsiedler mit Schreibpult), Gregor (mit Taube), Augustinus (mit brennendem Herz), Ambrosius (mit Bienenkorb u. Schreibfeder)
Wie bei den 1749 in Umratshausen gemalten Erdteildarstellungen hielt sich Josef Adam Mölk auch hier eng an die ikonologischen Traditionen der Erdteilallegorien. Das trifft insbesondere auf die Verbindung der Erdteile mit den typischen Tieren Pferd, Dromedar, Löwe und Krokodil zu.
Interessante Übereinstimmungen weisen Mölks Afrika und Amerika mit einer verbreiteten Kupferstichserie von Jan Sadelers dem Älteren (1561/62–1632) auf, die 1581 in Antwerpen verlegt wurde. Die Begleittiere Löwe und Papagei, bei Sadeler der Afrika beziehungweise der Amerika zugeordnet, finden sich hier bei Afrika. Insbesondere die Position des Papageis auf einem Baum hinter den Felsen, auf denen Afrika sitzt, verweist auf Sadelers Amerikadarstellung. Die seitlich abgelegten Waffen Afrikas, Pfeil und Bogen, sind ganz ähnlich auch bei Sadelers Afrika zu sehen. Am auffälligsten ist aber wohl die Übereinstimmung in der an Felsblöcke gelehnten Sitzhaltung der beiden Allegorien.
Zuletzt aktualisiert am: 21.03.2016