Tratten (PB Hermagor), SS. Lucia und Jodokus Zitieren
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Die himmlische Szene zeigt Maria als Fürbitterin vor der Dreifaltigkeit. Die Muttergottes, Christus und Gottvater knien beziehungweise sitzen auf einer Wolkenbank, darüber schwebt in einer Gloriole der Heilige Geist in Gestalt einer Taube.
In der irdischen Szene sind die männlichen Allegorien der vier Erdteile rund um eine große Weltkugel angeordnet. In Vordergrund links kniet Europa in Gestalt eines Fürsten in Harnisch und Purpurmantel. Auf dem Haar sitzt der cäsarische Lorbeerkranz, in der ausgestreckten rechten Hand hält die Figur einen Feldherrnstab. Zu ihren Füßen auf einem roten Kissen ruht eine Mitrenkrone, die bis auf das Detail des Kreuzes auf dem Bügel der Rudolfskrone entspricht. Daneben liegt ein Zepter.
Gegenüber der Europaallegorie, auf der rechten Seite der Kugel, steht Asien. Sie ist als orientalischer Würdenträger mit Turban und blumenbesticktem Mantel gezeigt. Links hinter Europa ist Afrika zu sehen, personifiziert durch eine dunkelhäutige Gestalt in Kaftan und Mantel. Sie eilt mit einem goldenen Räucherfass heran, das sie mit erhobenen Händen Maria darbietet. Gegenüber rechts, hinter der Asienallegorie, steht die Personifikation Amerikas mit Krone, Kragen und Rock aus weißen und roten Federn.
LANGHAUS
- Hauptfresko: Maria als Fürbitterin vor der Heiligen Dreifaltigkeit, umgeben von Allegorien der vier Erdteile
- Medaillons:
- Chorseite, Kirchenväter: links Heilige Gregor und Ambrosius, rechts Heilige Hieronymus und Augustinus
- Emporenseite, die vier Evangelisten: links Matthäus und Markus, rechts Lukas und Johannes
CHOR
- zentrales Fresko: Auferstehung
- Medaillons an den Seitenwänden: links Heilige Ulrich und Lucia, rechts heiliger Andreas
Weder Künstler noch Entstehungsdatum des Langhausfreskos in SS. Lucia und Jodokus sind bekannt. Offensichtlich sind die Fresken dem Spätbarock zuzuordnen.[1] Der naive Charakter des Werkes sowie die steife Haltung der Figuren erinnern stark an vergleichbare Erdteildarstellungen in Tiroler und Südtiroler Kirchen aus dem ausgehenden 18. Jahrhunderts und aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch dort wurde jeweils die verbreitete Komposition der Erdteile rund um die Weltkugel aufgegriffen. Zu nennen sind vor allem SS. Hermagoras und Fortunatus in Albeins (1858), aber auch St. Martin in Mittewald (1832), St. Veit in Obertelfes (1826) oder Mariä Himmefahrt in Tisens (1780). Somit bildet das Fresko der Trattener Kirche immerhin ein weiteres Beispiel für das lange Festhalten am Sujet der vier Erdteile in den Bildprogrammen der Nord- und Südtiroler Dorfkirchen.
[1] Dehio Kärnten 2001, 962.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016