Auszug aus dem Datenbankprojekt „Europa > Streifzüge I > Die malerische Europa“, verfasst von Marion Romberg 2004:
Johann Michael Rottmayrs Schaffensperiode kann in die Zeit des Hochbarock, also von 1680/90 bis 1730/40, datiert werden. Wie kein anderer Künstler prägte er die Stilrichtung der österreichischen Deckenmalerei. Dieser Begründer der monumentalen Deckenmalerei wurde am 11. Dezember 1654 als Sohn eines Organisten und einer Malerin in Laufen an der Salzach geboren. Seine Lehrjahre verbrachte er überwiegend als Schüler Johann Carl Loths, bekannt als Carlotto (1632–1698), in Venedig. 1687 kehrte er ins Heilige Römische Reich zurück. Von 1688 bis 1695 arbeitete er in Salzburg, wohin er später zurückkam, um die Fresken der Salzburger Residenz (1709 – 11) zu schaffen. Seit 1696 bildete Wien sein ständiger Wohnsitz, wo er schließlich am 25. Oktober 1730 verstarb.
In den ersten beiden Jahrzehnt des 18. Jahrhundert gestaltete er auf zahlreichen Reisen unter anderem die Decken der Breslauer Jesuitenklosterkirche Hl. Matthias (1704–06), der Benediktiner-Stiftskirche Melk (1716–17) sowie des Schlosses Pommersfelden (1717–18). Als kaiserlicher Hofmaler (seit 1704) malte er unter anderm in Wien die Erdgeschoss und Treppenhausfresken des Gartenpalais Liechtenstein (1705–08) sowie die Kuppelfresken der Wiener Kirchen zum Hl. Peter (1714) und Hl. Karl Borromäus (1725–30).
J. M. Rottmayr betätigte sich nicht nur als Freskomaler, sondern auch als Zeichner sowie Maler von Altar- und Staffelbilder. Sein Œuvre zeigt italienische und flämische Einflüsse. Diese jedoch beschränken sich auf seine Frühwerken. Letztendlich fungieren sie als Ausgangspunkt für eine stete Weiterentwicklung der Freskomalerei hin zu einem malerischen Dekorationsstil. Das Zeitprägende an Rottmayrs Stil war sein Fokus auf die Ausgestaltung der Oberflächenwirkung. Die verstärkte Verwendung von schmückenden Beiwerk und schließlich die Vereinheitlichung der dekorativen Komposition wurden im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts von Rottmayr forciert. In seiner Spätphase besann er sich unter anderem zurück auf eine klarere Herausarbeitung der Einzelformen. Festzuhalten ist, dass die künstlerische Bedeutung Rottmayrs Schaffens für die Malerei des 18. Jahrhunderts nördlich der Alpen nicht unterschätzt werden kann.
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2016