vor 1257 Bau der Kirche St. Nikolaus unter Hugo II. von Montfort (†1257)
1289 Verkauf der Herrschaft Scheer inkl. des Patronatsrechts an das Haus Habsburg
1317 Wechsel des Dekanats von Hohentengen zu Mengen (bis 1811, dann Saulgau)
1323 Verlegung des Kirchweihfest auf den zweiten Sonntag nach Ostern
1365–1500 Anstieg der anwesenden Geistlichen von vier auf zehn
14./15. Jahrhundert Stiftungen von Jahrtägen, Altären und Kaplaneien
1452 Verkauf der Herrschaft Friedberg-Scheer durch Sigismund von Tirol (1427–1496) an Truchsess Eberhard I. von Waldburg-Sonnenberg (~1424–1479)
1462 Bau einer heute zerstörten Waldburg’schen Grabkapelle bei der Pfarrkirche
um 1472 Beginn des ersten Umbaus der Kirche, finanziert durch einen Ablass von fünf Jahren
1485 Umbau der Burg in ein Schloss unter Andreas von Waldburg-Sonnenberg (†1511)
1489 Verleihung des Marktrechtes an Scheer
1492 Beginn des zweiten Umbaus der Kirche und Errichtung einer Familiengruft im Chor
(entfernt 1735)
1499 Gründung der Sebastianbruderschaft[1] (erneuert 1735)
1509 Kirchweihe
vor 1604 Gründung einer St.-Wunibald-Bruderschaft
1611 Gründung der Rosenkranzbruderschaft (erneuert 1663 und 1675)
1647 Zerstörung des Kirchendachs durch französisch-weimarische Truppen
1725 Reduzierung der Kaplaneien von elf auf fünf unter Pfarrer Josef Anton Sieber
(reg. 1714–1734)
1739 Gründung einer „Bruderschaft mater dolorosa vom schwarzen Skapulier“ (7-Schmerzen Mariä) unter Pfarrer Franz Anton von Reichle (reg. 1734–1770)
1742 Vereinigung der drei Bruderschaften Rosenkranz, Sebastian und 7-Schmerzen Mariä[2]
1742 Beginn der Rokoko-Umgestaltung der Kirche unter Pfarrer Franz Anton von Reichle und Joseph Wilhelm Eusebius von Waldburg-Friedberg-Scheer (siehe unten zur Frage des Auftraggebers); Baumeister/Stuckateur: evtl. Nikolaus Schütz (1693–1785); Stuckateur: Joseph Anton Feuchtmayer (>1696–1770); Maler: Joseph Esperlin (1707–1775); Gottfried Bernhard Göz (1708–1775); Franz Ignaz Oefele (1721–1797)
1785 Verkauf der Herrschaft Friedberg-Scheer (1786 Patronatsrecht) an Fürst Karl Anselm von Thurn und Taxis (1733–1805)
1786 Übertragung der Reliquien der drei Erbpatrone des Hauses Waldburg der Heiligen Wunibald, Willibald und Walburga von der Schlosskapelle in Scheer in die Pfarrkirche[3]
1787 Erneuerung des Kirchturms
1888 Stiftung eines neuen Hochaltars durch Fürst Albert von Thurn und Taxis (1867–1952); entfernt 1937
1935 schwere Schäden an der Kirche durch ein Erdbeben
1937 Erneuerung des Deckengemäldes im Langhaus der St. Nikolaus Kirche[4]
[1] Vgl. Vochezer , Bd. 1, 792f.
[2] Gemäß der Überlieferung wurden 1742 von Pfarrer Franz Anton Reichle (reg. 1734–1770) die Bruderschaften des heiligen Rosenkranzes, heiligen Sebastians und der 7-Schmerzen Mariens vereinigt. Jedoch blieben, wie die trotz des Umbaus erhalten gebliebene einzelne Altäre und verschiedene archivalische Erwähnungen belegen, alle Bruderschaften einzeln bestehen. So etwa betrug das Vermögen der Sebastianbruderschaft 1814 noch 12 351 Gulden 55 Kreutzer. Vgl. Bleicher 1986, 194, 212.
[3] Die Heiligen wurden 1603 unter Truchsess Christoph von Waldburg-Trauchburg (1551–1612) Erbpatrone des Hauses Waldburg eingeführt und wurden bald beliebtes Ziel von Wallfahrer. Vgl. Bleicher 1986, 188; Beck 1997, 18f.
[4] Historische Basisinformation siehe in der Seitenleiste unter Verlinkungen „LEO-BW - Landeskunde online erkunden“, ein Kooperationsprojekt unter Leitung des Landesarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart.
Zur Frage der Auftraggeber:
Für die Ausstattungsphase 1742 bis 1752 findet sich in der Forschungsliteratur stets ausschließlich der Landesherr Joseph Wilhelm Eusebius von Waldburg-Friedberg-Scheer als Auftraggeber.[1] Auch wenn selten der genaue Anteil einzelner Persönlichkeiten an der Entstehung eines Ausstattungsprogramms identifiziert werden kann, kann man sich der Möglichkeit einer Beteiligung mithilfe einer biografisch-entwicklungsgeschichtlichen Untersuchung der Personen oder Institutionen nähern. Im Fall der Kirche St. Nikolaus in Scheer standen dem frommen Auftraggeber der überdurchschnittlich gebildete Pfarrer Franz Anton Reichle (reg. 1734–1770) sowie die Mitglieder der Rosenkranzbruderschaft zur Seite. Wie wirtschafts- und sozialgeschichtliche Studien[2] zum Niedergang der Reichserbtruchsessen und der Herrschaft Friedberg-Scheer sowie zum bäuerlichen Widerstand deutlichen machen, eskalierte die prekäre Situation der hoch verschuldeten Herrschaft in der Zeit des Umbaus insofern, dass 1749 der Reichshofrat sie unter fürstenbergische Sequestration stellte.[3] Auch der Baufortschritt war durch die Geldknappheit immer wieder verzögert, wenn nicht gefährdet.[4] Vor diesem Hintergrund sollte besonders die Rolle Pfarrers Franz Anton von Reichle in der Verwirklichung und Vollendung der Ausstattung differenzierter bewertet werden, indem er sicherlich die eigentliche treibende Kraft darstellte.
[1] Siehe auch Zimmermann 1993, 259; Knapp 1996, 136–138; Beck 1997, 5.
[2] vgl. Kretzschmar 1986, 187–204; Richter 1990, 165–232; Zürn 1998.
[3] s. ausführlich Kurzbiografie J. W. E. v. Waldburg-Friedberg-Scheer.
[4] vgl. Knapp 1996, 138; Beck 1997, 6. So wurde letztlich statt eines viel teureren durch Feuchtmayer gestalteten Hochaltars zu Gunsten eines gemalten Altars entschieden. Des Weiteren wurden parallel zur Kirchenbarockisierung zusätzlich andere kostspielige Reparaturen an den Amtsgebäuden wie etwa 1748 die Instandsetzung der Brauerei oder 1753 die Erbauung der Marbacher Mühle durchgeführt. Vgl. Richter 1990, 197.
Zuletzt aktualisiert am: 27.02.2016