Beat Konrad Philipp Friedrich Reuttner von Weyl Zitieren
* 17. Aug 1719, † 23. Mai 1803, Landkomtur, Altshausen, Deutsch-Ordenskloster

Auftraggeber von
Kurzbiografie 

Beat Konrad Philipp Friedrich Reuttner von Weyl wurde am 17. August 1719 in der Herrschaft Leymen (Elsass, Kt. Kanton Hüningen/Huningue) geboren. Er war der zweite Sohn von Johann Konrad Reuttner von Weyl (1683–1724) und Maria Ursula Franziska Reich von Reichenstein (1673–1731).[1] Gemeinsam mit seinem Bruder Joseph Anton (1717–1795), der anfänglich Mitglied des Schweizerregiments von Diessbach war, 1787 zum Fürstlich Baselschen Geheimrat ernannt und 1795 in die Breisgauer Reichsritterschaft und in die Reichsritterschaft des Kantons Donau aufgenommen wurde[2], schlug Beat Konrad die militärische Laufbahn ein. 1739 nahm er als kaiserlicher Offizier am Russisch-Österreichischen Türkenkrieg teil. 1741 war er in Schlesien, 1742 in Böhmen und 1743/44 am Rhein stationiert.[3]

Schließlich, im Alter von 24 Jahren, [4], trat er am 29. Mai 1745 dem Deutschen Orden in der Ballei Elsass-Burgund bei, indem er die Gelübde der Armut, Keuschheit, Gehorsam und des Kampfes für den Glauben ablegte.[5] Zunächst durchlief er die übliche Komtureilaufbahn: Titularkomtur von Rohr und Waldstätten, 1752–1756 Komtur zu Hitzkirch, 1756–1758 zu Freiburg im Breisgau und 1758–1781 zu Mainau.[6] Während dieser Zeit hielt er ein Hauptmannspatent und versah seinen Dienst in der kaiserlichen Armee.[7] Eine schwere Erkrankung während einer Stationierung in St. Veit an der Glan in Kärnten, um 1757, zwang ihn zwar seine militärische Karriere innerhalb des Ordens zu beenden,[8] jedoch bedeutete sie auch der Beginn seines Aufstiegs in der Verwaltung des Deutschen Ordens. 1761 wurde ihm unter dem neu ernannten Hochmeister Karl Alexander von Lothringen (1712–1780) das Amt eines Ratsgebietigers und kurze Zeit später das eines hochmeisterlichen Staats- und Konferenzministers übertragen.[9] Als 1774 der Landkomtur der Ballei Elsass-Burgund Christian Moritz von Königsegg-Rothenfels (1705–1778) sich in den Ruhestand zurückzog, wurde Beat Konrad, der diesen als Coadjutor bereits seit 1772 unterstützt hatte, dessen Nachfolger.[10] Als Residenz diente ihm das seit 1729 neu erbaute Schloss von Altshausen, das seit 1444 Ordenszentrale der Ballei war.[11] Keine zwei Jahre später erfolgte seine Ernennung zum Landkomtur der Ballei Hessen, in der er bereits seit 1766 als Ritter Mitglied war, in der er seit 1769 die Kommenden zu Marburg und Wetzlar führte und seit 1770 das Amt des Coadjutors ausübte.[12]

Nicht nur innerhalb der Verwaltung des Ordens, sondern auch auf der politischen Bühne bewies er Geschick und Diplomatie, was unter anderem seine Auszeichnung mit dem Titel eines „wirklichen Geheimen Rates“ im Jahr 1793 verdeutlicht. [13] Er zählte neben Georg Joseph von Breuning OT (1731–1797) zu den „engsten Mitarbeitern [von Karl Alexander von Lothringen] in Ordensangelegenheiten“[14] und spielte auch in der Amtseinführung des jüngsten Sohnes von Maria Theresias, Erzherzog Maximilian Franz von Österreich (1756–1801), im Jahr 1780 ein tragende Rolle.[15] Der neue Hochmeister schätzte „Reuttner von Weyls bekannte, rechtschaffene Denkungsart, … erprobte Ordens- und Geschäftenkenntnisse, …langjährige Erfahrung, … stehtshin bezeigte Anhänglichkeit sowie auch die bei allen Gelegenheiten an den Tag gelegte Ergebenheit an das Erzhaus Österreich“[16] und bedauerte es sehr, als Beat Konrad mit Verweis auf die beträchtliche Verantwortung in der Verwaltung seiner beiden Balleien 1784 um die Entlassung aus dem Ministeramt ersuchte.[17] Dies bedeutete allerdings nicht seinen vollkommenen Rückzug, sondern er führte den Titel eines Ordensminister weiterhin und gehörte bis zu dessen Tod 1801 zum Beraterstab des Hochmeisters.[18]

Reuttner von Weyl engagierte sich bis ins hohe Alter nicht nur für den Orden, sondern auch für seine Familie, dessen Oberhaupt er nach dem Tod seines Bruders Joseph Antons 1795 wurde. 1783 kaufte er die im Elsass gelegene Herrschaft von Durmenach (Dürmenach) und um 1794 das oberschwäbische Gut Achstetten. In Letzterem hinterließ der Landkomtur im Neubau des Schlosses zu Achstetten einen heute noch fassbaren Beweis[19] seiner Kunstsinnigkeit. Mit der Ausführung beauftragte er den Deutschordensbaumeister Franz Anton Bagnato den Jüngeren (1731–1810). [20] 1802 fasste Beat Konrad kurz vor seinem Tod seinen Nachlass in einem Fideißkommiss zusammen und setzte als Erben seinen jüngsten Neffen Caesar Fidel Ludwig (1765–1820) ein. Die Mediatisierung[21] der Ballei sollte er nicht mehr miterleben, da er am 23. Mai 1803 im Alter von 83 Jahren in seiner Residenz Altshausen verstarb. Ein anderer Neffe und ältere Bruder von Caesar Fidel folgte seinen Fußstapfen als Deutschordensritter: Kaspar Karl Reuttner von Weyl OT (1754–1821).[22]

Inwieweit der Landkomtur direkt in die Chorausstattung der Liggersdorfer Pfarrkirche involviert war, siehe hierzu die Kurzbiografie zum Ortsgeistlichen und Ordenspriester Franz Joseph Hepp OT.

[1] Seine Ahnenreihe geht väterlicherseits auf ein Sankt Galler und mütterlicherseits auf ein Basler Stadtgeschlecht zurück. vgl. OG 3/1919, 384 sowie 393 (Reich) und 503 sowie 506 (Reuttner).

[2] Laut Friedrich Cast 1844 und Ernst Heinrich Kneschke 1853 war es Joseph Anton und nicht – wie im Mainauer Ausstellungskatalog „Kreuz und Schwert. Der Deutsche Orden in Südwestdeutschland“ von 1991 behauptet – Beat Konrad, der in die reichsfreie Ritterschaft im Breisgau aufgenommen wurde. vgl. Cast 1844, 810; Kneschke 2/1853, 279; Kageneck 1967,  172–180; Arnold 1991, 174.

[3] Vgl. Oldenhage 1969, 72 Anm. 191.

[4] Reuttner 2012.

[5] Vgl. Arnold 1991, 174; Hartmann 1996, 75, 77f..

[6] Vgl. Arnold 1991, 173. Einblick in die Ämter und Lebensweise der Deutschordenangehörigen bietet Hartmann 1996, 73–96.

[7] Vgl. Hartmann 1996, 89–91.

[8] Vgl. Roth 1873, 215; Arnold 1991, 173.

[9] Vgl. Roth 1873, 215 u. 217.

[10] Vgl. HStA Stuttgart B 344 Bü 26; HStA Stuttgart B 347 Bü 370; Roth 1873, 218; OG 3/1919, 506; Oldenhage 1969, 72 Anm. 191.

[11] vgl. zur Baugeschichte des Schlosses Gubler 1985, 204–218; Brommer et al. 2001, 4.

[12] Vgl. HStA Stuttgart B 347 Bü 305; Voigt 1857, 668; Roth 1873, 217; Oldenhage 1969, 72 Anm. 191; Hartmann 1996, 78 Anm. 32; Arnold 1991, 174.

[13] Vgl. HStA Stuttgart B 347 Bü 377; Oberhage 1969.

[14] Oberhage 1969, 34.

[15] Vgl. Oberhage 1969.

[16] Dies schrieb Maximilian Franz von Österreich in einem undatierten Brief an Reuttner von Weyl, DOZA, HM 523, zitiert nach: Oberhage 1969, 72.

[17] HStA Stuttgart B 347 Bü 373.

[18] Vgl. Oberhage 1969, 72.

[19] Auch hatte Beat Konrad bereits als Komtur zu Mainau vollendet, was seine Vorgänger begonnen hatten, indem er das Innere des Schlosses reich ausstatten ließ. Allerdings wurde das Innere im 19. Jahrhundert grundlegend verändert. Vgl. Roth 1873, 216; Dehio II/1997, 432.

[20] Vgl. Wohleb 1952, 223.

[21] vgl. ausführlich Fritz 2.1/2003, 529–542.

[22] Vgl. OG 3/1919, 507; Leitner 2005, 216f.

Bibliografie 

Zuletzt aktualisiert am: 02.12.2015

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Forschungsplattform Erdteilallegorien im Barockzeitalter / Research Database Continent Allegories in the Baroque Age

Nirgendwo hat der Barock eine solche Dichte an Allegorien der vier Erdteile – Europa, Asien, Afrika und Amerika – hervorgebracht wie im Süden des Heiligen Römischen Reiches. In ihnen manifestieren sich die Vorstellungen des Barock von der Gestalt der Welt, ihrer politischen, sozialen und spirituellen Ordnung, vom Fremden wie vom Bekannten. Diese einzigartige Sammlung dokumentiert Darstellungen der vier Erdteile in Fresken, Stuck, Gemälden oder Skulpturen in ihren ursprünglichen Ausstattungskontexten. Baugeschichten sind ebenso erfasst wie Künstler und Auftraggeber.

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Allegories of the four continents – Europe, Asia, Africa, and America – were an extremely popular iconographic motive during the baroque era. It was most prevalent in the Southern Parts of the Holy Roman Empire. These allegories express/manifest/carry the imagination/conception/vision of the baroque of the shape of the world, its political, social, and spiritual order as well as of foreign and familiar things. This unique collection documents depictions of four continents in frescoes, stucco, paintings or sculptures in their place of origin. The historical contextualization contains the building history as well as artists and principals.

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