Bruderschaften (Großkötz) Zitieren
Bruderschaft
Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (227):
Die Bruderschaft zum heiligen Sebastian in Großkötz, die sich im Langhausfresko mit ihrem Erneuerer, dem Wettenhausener Propst Augustin Bauhof, verherrlichte, zählte 32 Consultatoren sowie Stabträger, wovon 17 dem inneren und 15 dem äußeren Rat angehörten, und 22 Conföderierte. Die überwiegende Mehrheit waren Bauern. Während allerdings dem inneren Rat der Wettenhausener Pfleger, ein Mitglied des Gerichts sowie der Kirchenpfleger angehörten, setzten sich die Conföderierten aus zwölf Tagelöhnern, zwei Schneidern und drei Schustern zusammen.[1] Das Chorfresko, in dem die Einführung der ewigen Anbetung des allerheiligsten Altarsakraments durch Fürstbischof Johann Christoph von Freyberg 1677 dargestellt wird, soll allerdings mit einer anderen an der Kirche bestehenden Bruderschaft in Verbindung stehen. Der Ortshistoriker Franz Reißenauer stellt plausibel fest:
„Es läßt sich nun nicht archivalisch belegen, aber doch mit guten Gründen behaupten, daß die Themenwahl dieses Chorfreskos mit einer zweiten Großkötzer Bruderschaft zu hat, nämlich mit der Bruderschaft zum Hochwürdigen Gut, die zwar nur ein Jahrhundert in Blüte war, doch ihre beste Zeit gerade damals hatte, als die Großkötzer Kirche geplant, gebaut und ausgestattet wurde. Gerade durch die Verbindung mit dieser Bruderschaft würde das Chorbild die gleiche ortsgeschichtliche Bedeutung gewinnen wie das Hauptbild, und die Kirche könnte durch ihren Freskenschmuck geradezu als Bruderschaftskirche gelten.“[2]
Ein Zeugnis von der Kapitalstärke der Bruderschaften gibt die Rechenschaftslegung zum Zeitpunkt ihrer von der österreichischen Obrigkeit beschlossenen Aufhebung ab. Zu diesem Zeitpunkt verfügten die St.-Sebastiansbruderschaft über fünf Kapitalbriefe im Wert von 460 Gulden und über 24 Gulden 15 Kreuzer aus dem Verkauf der Gerätschaften und die Bruderschaft zum Hochwürdigen Gut über 23 Schuldbriefe in Höhe von 871 Gulden 9 Kreuzer, die der amtierende Pfarrer Michael Steiner dem markgräflich-burgauischen Oberamt Günzburg aushändigen musste.[3]
[1] Vgl. Kreuzer Pfarrgeschichte 1997, 305f.
[2] Reißenauer Kunstwanderung 1997, 348.
[3] Vgl. Kreuzer Pfarrgeschichte 1997, 306f. Die Bruderschaften erhielten nach dem Übergang der Herrschaft an Bayern ihr Vermögen restituiert, allerdings nur die St.-Sebastiansbruderschaft überdauerte. Sie erreichte aber nie wieder ihre barocke Blüte.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Zuletzt aktualisiert am: 01.12.2015