Die Auftraggeberschaft ist aufgrund der Quellenlage und der Datierungsproblematik nicht endgültig zu klären. Georg Wieland schlug als einziger 1989 mit seinem unbegründeten Vorschlag einer Datierung des Freskos auf 1765 eine mögliche maßgebliche Beteiligung der seit ungefähr 1626 ansässigen Rosenkranzbruderschaft (gegr. vor 1626[1]) und des zu dieser Zeit tätigen Kaplans Johann Gallus Boner (1696–1781), welcher vor dem Rosenkranzaltar in der Kapelle 1781 begraben worden ist, vor.[2] Schlussendlich aber kann eine solch frühe Datierung aus stilistischen und biografischen Gründen nicht zu treffen (s. Datierungsproblematik). Einhellige Forschungsmeinung ist, dass das Fresko Ende der 1780er-Jahre entstanden sei. Eine Auftraggeberschaft durch die Rosenkranzbruderschaft kann ausgeschlossen werden, da sich diese seit 1784 langsam auflöste[3]. Sehr wahrscheinlich ist, dass der amtierende Pfarrer Johann Dominicus Ritter (1739–1809) in Rücksprache mit dem Dominikanerinnenkloster Löwental Andreas Brugger mit der Ausmalung betraute.[4]
Die Informationen über Johann Dominikus Ritter sind spärlich. Er wird 1739 als Sohn des Löwentaler Kloster-Hofmeisters in Löwental geboren. Bevor er in Ailingen 1765 Pfarrer wird, hat er vier Jahre lang die Pfarrstelle im oberen Kirchensprengel Ettenkirch inne. Von 1772 bis zu seinem Tod 1809 übte er zusätzlich die Funktion des Dekans aus. Von seiner Kunstsinnigkeit und Gelehrsamkeit zeugt heute nur noch ein Porträt, das er vom Tettnanger Maler Franz Josef Buchelmayer anfertigen ließ. [5] Auf diesem präsentiert er sich im Priesterornat (schwarze Soutane mit einem weiß umrandeten Beffchen) in Dreiviertelansicht dem Betrachter. Andeutungen auf seine Gelehrsamkeit finden sich nicht nur im rechten Bildhintergrund fragmentarisch dargestellten Regal mit seinen großformatigen in Leder gebundenen Büchern, sondern auch in seiner Physiognomie (sehr hohe markante Stirn, sein bis auf einen weißen seitlichen Haarkranz haarloses Haupt sowie sein vom Alter gezeichnetes Gesichts). Entstanden ist das Porträt aller Wahrscheinlichkeit nach während seiner Ailinger Amtszeit beziehungsweise vielleicht sogar in den 1780er-Jahren. Darüber hinaus hat sich im Württembergischen Landesarchiv noch ein Gesuch Ritters erhalten, indem er kurz vor seinem Tod um die Verleihung des 1806 von Friedrich I. gestifteten Civil-Verdienst-Ordens ansucht.[6] Wie Brugger zu dem Auftrag in Ailingen kam, muss ungeklärt bleiben. Vorstellbar wäre über eine familiäre Beziehung, die zwar nicht mehr zu rekonstruieren ist, aber die noch heute bestehende Häufigkeit des Namens „Brugger“[7] in Ailingen ließe dies vermuten. Auch eine Vermittlung über Künstlerkollegen wie dem Vater von Franz Josef Buchelmayer, der mit Brugger für die Kirche St. Gallus in Tettnang tätig war[8], wäre durchaus möglich. Letztlich aber ist Brugger in den 1770/80er-Jahren für kleinere Aufträge in Dorfkirchen der führende Maler in der Region[9] und kann auch direkt ohne Vermittlung von Pfarrer und Dekan Ritter angesprochen worden sein.
Das Programm der Rosenkranzkapelle wurde höchstwahrscheinlich dem Künstler vom Pfarrer Ritter vorgegeben. Neben den Ailinger Erdteilallegorien hat Brugger innerhalb seiner 35 bekannten Ausstattungsprogramme diese nur noch einmal um 1778 im Salemer Münster gemalt.[10] Auch lassen sich keinerlei biografische Hinweise auf ein stärkeres Interesse Bruggers um die neue Welt finden. Darüber hinaus weist das Programm der Rosenkranzkapelle, wie die ikonologische Analyse des Freskos ergab, eine starke Lokalbezogenheit auf.
[1] Das genaue Gründungsdatum der Rosenkranzbruderschaft liegt im Dunkeln. Jedoch wird auf dem in der Kapelle befindlichen Stifterrelief der Bauherr der Kapelle Pfarrer Adam Spengler (†1635) als der „Urheber dieser Gemeinschaft der Jungfrau“ bezeichnet.
[2] Dessen Grab ist aber wie der ursprüngliche Altar durch eine herabfallende Glocke 1873 zerstört worden. Vgl. Feuerstein 2002, S. 38.
[3] Vgl. Hosch 1987, 120.
[4] Vgl. Hosch 1987, 82, 120.
[5] Es befindet sich heute im Gemeindehaus Ailingen. Eine Abbildung findet sich in Waibel/Wieland 2000, o.S. Vgl. auch zur Zuschreibung an Franz Josef Buchelmayer Frick 1982, o.S. [vorletzte Seite].
Frick, Alex, Pfarrei St. Gallus Tettnang (= Schnell, Kunstführer Nr. 1335), München - Zürich 1982.
[6] Vgl. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abteilung Staatsarchiv Ludwigsburg, Signatur E 211 VI Bü 1975.
[7] Eine Suche im Telefonbuch ergab am 3. Februar 2012 allein 36 Einträge. Auch fiel dies dem Brugger Forscher Hubert Hosch bereits 1987 auf. Vgl. Hosch 1987, 82, Anm. 78.
[8] Vgl. Frick 1982, o.S. [vorletzte Seite]; AKL online „Buchelmayer, Matthäus“.
[9] Bei Aufträgen von Klöstern konkurriert er zu dieser Zeit mit Januarius Zick (1730–1797), der 1778/80 die Klosterkirche in Wiblingen ausmalt, und Martin Knoller (1725–1804), der von 1770 bis 1775 die Klosterkirche in Neresheim vollendet.
[10] So verweist auch Hermann Eggart in einer der frühesten umfassendsten Darstellungen von Bruggers Wirken darauf, dass „die Personifikationen nach damals üblichen Buchanweisungen“ gemalt wurden. Vgl. Eggart 1937, 53.
Zuletzt aktualisiert am: 23.10.2015