Joseph Anselm Adelmann von Adelmannsfelden Zitieren
* 03. Jun 1728, † 25. Feb 1805,
Im Gegensatz zur Gestalt des Schechinger Ortsgeistlichen Johann Michael Mettmann (†1782) ist der Patronatsherr Joseph Anselm Marie Patriz Adelmann von Adelmannsfelden gut erforscht und dokumentiert. Zweieinhalb Wochen nach dem Tod Adelmanns am 25.02.1805 veröffentlichte der Schriftsteller und Pfarrer Johann Gottfried Pahl (1768–1839)[1] in der von ihm herausgegebenen Wochenzeitschrift „National-Chronik der Teutschen“ einen umfassenden Nekrolog, in diesem charakterisiert er Adelmann als einen in juristischen Sachen äußerst fachkundigen, sehr fleißigen und gebildeten, aber auch detailverliebten und energischen Zeitgenossen.[2]
Geboren am 3.06.1728 als Sohn von Freiherr Philipp Anton Rudolph (1689–1762) und Maria Anna Stain von Rechtenstein (1700–1765) entstammt Joseph Anselm zwei der ältesten schwäbischen Adelsfamilien. Väterlicherseits hatten die Adelmann bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ihren Stammsitz auf der nahe bei Ellwangen gelegenen Burg Adelmannsfelden. Nach verschiedenen Interimsresidenzen bezogen sie seit 1530 endgültig Residenz in Hohenstadt links des Flusses Kocher.[3] Im 16. Jahrhundert konvertierte die Familie aufgrund ihrer politischen Bindungen zum Herzogtum Württemberg zum Lutherischen Glauben. Erst nach der Schlacht von Nördlingen 1634 kehrte sie und hierdurch auch ihre Untertanen unter dem Urgroßvater Joseph Anselms, Wilhelm Christoph (1606–1659) und dessen tief religiösen Gemahlin Maria Magdalena von Rechberg (1614–1669) zum katholischen Glauben zurück.[4] Die Erstgeborenen der nachfolgenden Generationen traten stets in den Dienst der katholischen Kirche. Insbesondere zur Fürstpropstei Ellwangen bestand nicht nur durch den Lehenseid eine enge Verbindung, sondern auch personell.[5] Während Joseph Anselms Großonkel Johann Christoph (1640–1687) zum Fürstprobst von Ellwangen aufstieg, war Joseph Anselms älterer Bruder Franz Xaver (1721–1782) seit 1750 Weihbischof und von 1757 bis 1759 Generalvikar des Bistums Augsburg. Die Konvertierung verbesserte auch die weltliche Stellung der Familie. So verdankte sein Großvater Wilhelm VIII. (1651–1722) diesem Umstand die Ernennung zum ellwangischen Erbmarschallsamt 1675 und letztlich die Erhebung in den Freiherrenstand 1680.[6] Dies trug zur Konsolidierung der Vermögenssituation wesentlich bei[7] und ermöglichte eine standesgemäße Erziehung der Nachkommen. Joseph Anselm selber genoss eine umfassende juristische Ausbildung an den Universität zu Würzburg[8] und Göttingen. Seine Grand Tour führte ihn durch Deutschland, Holland, die Niederlande und Frankreich.[9] Praktische Erfahrungen sammelte er dann in Paris und Trier, wo er zunächst ein Jahr in der Kanzlei des von 1750 bis 1753 amtierenden österreichischen Gesandten in Frankreich Wenzel Anton von Kaunitz (1711–1794) arbeitete. Im Anschluss trat er für kurze Zeit in den Dienst des Kurfürsten und Erzbischofs von Trier Franz Georg von Schönborn (1682–1756), der in seiner Funktion als Fürstprobst von Ellwangen zahlreiche Neu- bzw. Umbauten initiierte.[10] Bereits 1752 musste Joseph Anselm in die Heimat zurückkehren, da sein Vater ihm die Verwaltung des Familienbesitzes übertrug.[11] Zwei Jahre später, am 29.7.1754 heiratete er Maria Johanna Josepha Antonia von Reischach[12] (1731–1787), die Witwe des am 19. Januar 1753 verstorbenen spanischen Gesandten Joaquín Ignacio de Barrenechea y Erguiñigo Marqués del Puerto (†1753).[13] Mir ihr hatte er drei Söhne – Nikolaus, Philipp und Clemens Wenzelaus – und zwei Töchter.[14]
Seine betriebsame und energische Persönlichkeit prägte sein öffentliches und privates Wirken. Die Ausübung seiner vielfältigen öffentlichen Ämter – k.u.k. Kämmerer, kurtrierischer Geheimrat, herzoglich württembergischer Geheimer Rat, Schirmvogt des Reichsstifts Ellwangen, Ritterhauptmann des Kantons Kocher – brachte es mit sich, dass sein Aktionsradius sich nicht nur auf den lokalen Raum beschränkte, sondern sich dieser sowohl auf den kaiserlichen Hof in Wien als auch auf den kurfürstlichen Hof in Koblenz erstreckte.[15] Sein „unermüdliches reichspatriotisches und ritterschaftliches Engagement“[16] brachte ihm und seiner Familie letztlich am 22.09.1790 die Erhebung in den Reichsgrafen- und bayerischen Grafenstand durch Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern (1724–1799).[17] Privat war er ein getreuer Katholik und ein äußerst gebildeter Vertreter seines Standes. Wie zur Zeit seines Großvaters Wilhelm VIII. sind unter der Ägide des Enkels auf den umfangreichen Besitzungen der Familie bestehende Bauten barockisiert und neues gebaut worden. Neben dem Ellwangener Stadtpalais, das in den 1780er Jahren durch den Ellwanger Hofbaumeister Sebastian Manz umgebaut worden war, hat Joseph Anselm besonders der Hohenstadter Residenz seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Er ließ ab 1756 nach französischem Vorbild einen Heckengarten anlegen, in dem um 1760 eine Orangerie neu errichtet wurde, und in den 1770ern engagierte er Ellwanger Maler wie Johann Nepomuk Nieberlein (1729–1805) und auswärtige Künstler wie den Norditaliener Giosuè Scotti (1729–1785) oder den Donauwörther Künstler Johann Baptist Enderle (1725–1798)[18] für den Umbau des Schlosses. Als Patronatsherr sorgte er sich auch um die Erneuerung der ihm unterstellten Kirchen wie bspw. der Schechinger Neubau. Darüber hinaus belegen zahlreiche Prozessakten im Gräflich Adelmann’schen Familienarchiv[19] aber auch sein streitbares Naturell.[20] So war er einer der Hauptbeteiligen am Wildenhofer Blutbad vom 16.11.1771, das bildlich von der gegnerischen Seite in einem Kupferstich überliefert ist.[21] Letztlich führte auch sein Hang zum Prozessieren dazu, dass 1804 seinem jüngsten Sohn Clemens Wenzeslaus (1771–1826) die Verwaltung und Gerichtsbarkeit des Familienbesitzes durch den Reichshofrat übertragen wurde. Grund waren andauernde Auseinandersetzungen mit den ansässigen Bauern.[22]
Der Tod ereilte ihn im Alter von 76 Jahren am 25.02.1805 auf einem Besuch in Augsburg. Als Todesursache hält Pahl 1805 einen apoplektischen Anfall fest.[23] Zur Ruhe wurde er in Hohenstadt gebettet.
[1] Vgl. zur Person NDB 20/2001, 3.
[2] Pahl 1805, 68–71. Johann Gottfried Pahl verfasste 35 Jahre später eine umfassendere und vor allem kritischere Würdigung des Lebens Joseph Anselms Adelmann in seinen „Denkwürdigkeiten aus meinem Leben und aus meiner Zeit“ (Tübingen–Göttingen 1840, 174–188).
[3] Zwar gingen Dorf und Schloss von Hohenstadt bereits 1407 in den Familienbesitz über, jedoch durch Mitgift und Verkauf kam es bereits ein Jahr später zum Besitzwechsel. Erst 1530 kam es zum Rückkauf und somit bis heute in den endgültigen Adelmann’schen Besitz. Vgl. Kneschke 1859, 12; ADB 1/1875, 79; Hofmann 2005, o.S.; Köber 2007, 291; Adelmann/Werner [2010], 2.
[4] Am Bartholomäustag, dem 24. August 1636 wurde die erste Messe auf der Adelman’schen Herrschaft gehalten. Vgl. Pahl 1840, 174.
[5] Hofmann 2005, o.S. Aufsatz
[6] Nach dem Tod seiner Frau 1707 legte Wilhelm das Priestergelübde ab. Vgl. Hofmann 2005, o.S.
[7] vgl. Hofmann 2005, o.S.
[8] Pahl spricht 1805 noch von Wien, jedoch korrigiert er dies 1840 zu Würzburg. Vgl. Pahl 1805, 68; ders. 1840, 175.
[9] Vgl. Pahl 1805, 69.
[10] Vgl. Steuer 2011, 217f.
[11] Vgl. Pahl 1805, 69.
[12] Vgl. Ranft 1754, 174; Pahl 1805, 69; Kindler 1919, 460; Schutte 1983, 595; StA Ludwigsburg, PL 12 II Bü 1247, StA Ludwigsburg, PL 12 II Bü 1247.
[13] Vgl. Pahl 1840, 175; Kneschke 1859, 12.
[14] Vgl. Pahl 1840, 175.
[15] Dies geht aus dem umfangreichen Quellenmaterial zu Joseph Anselm Adelmanns Leben im Gräflich Adelmann’schen Familienarchiv im Staatsarchiv Ludwigsburg hervor. So „schwellte der umtriebige Joseph Anselm die Aktenproduktion in beispielloser Weise auf, eine Folge seiner mannigfachen Beziehungen, seiner Ämter und Würden, seines persönlichen Regulierungs- und Überwachungseifers“ (StA Ludwigsburg – PL 12 II: Überlieferungsgeschichte).
[16] StA Ludwigsburg – PL 12 II: Überlieferungsgeschichte.
[17] Vgl. Kneschke 1859, 12; ADB 1/1875, 79; Köbler 2007, 291.
[18] Enderle soll einen Entwurf für den über zwei Stockwerke gehenden Festsaal geliefert haben, der jedoch nie zur Ausführung kam. Vgl. Adelmann „Schlossgeschichte“.
[19] Das Familienarchiv wird heute im Staatsarchiv Ludwigsburg aufbewahrt und ist seit 2010 in seiner Gesamtheit über Online-Findbücher zugänglich ist. Vgl. Rems-Zeitung Schwäbisch Gmünd vom 30.8.2010; Hofmann 2005, o.S.
[20] Vgl. StA Ludwigsburg – PL 12 II: Überlieferungsgeschichte. Bereits Johann Gottfried Pahl hebt Joseph Anselms „Prozesswut“ in seinen 1840 verfassten Denkwürdigkeiten besonders hervor. Pahl 1840, 177.
[21] Das Blutbad stellte den Höhepunkt einer seit zwei Jahren andauernden Auseinandersetzung zwischen Eleonore von Jungkenn, vertreten durch Adelmann, und deren Neffen Samuel Friedrich von Gültingen dar. Vgl. Gültlingen 1771; CERL Thesaurus „cnp01173652“; Franz 2004, 30f.
[22] vgl. Hofmann 2005, o.S.
[23] Vgl. Pahl 1805, 68.
Zuletzt aktualisiert am: 26.02.2016