Alteglofsheim (Regensburg), Schloss Zitieren
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Die vier Erdteile sind als Einzelfiguren Teil einer reichen aus Arkanthusranken bestehenden Stuckdekoration an der Decke des Kaisersaals. Seine Bezeichnung erhielt der Raum durch die in die Stuckdekoration eingelassenen fünf Ölgemälde, von denen das mittlere das Kaiserpaar zur Zeit der Ausstattung Leopold I. und seine Gemahlin Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg zeigt. In diesem werden Leopold I. und seine Gemahlin analog zum Herrn aller Götter – Zeus – attributiert mit Adler und Blitzesbündel und gekleidet in barock-antiksierender Manier – als „barocker Donnerer und Herr über Himmel und Erde“[1]. Die Erdteile, die sich in den jeweils vier Ecken der Decke befinden, stehen inhaltlich in Beziehung zu dem Hauptgemälde, indem sie den Ruhm des Kaiserpaares über die ganze Erde verkünden.
Europa in der südöstlichen Ecke ist eindeutig an ihren Insignien zu erkennen: Reichsapfel, Krönungsmantel, Zepter und Lorbeerkranz. Geistliche Attribute, die ihr ebenfalls in der Regel beigefügt werden, um ihre religiöse Hegemonie in der Welt kundzutun, fehlen. Die Personifikation der Asia, auf der anderen Seite des Seitenbildes Geburt der Venus, in der südwestlichen Ecke ist genauso kostbar mit einem reich verziertem Kleid, Mantel und einer Krone auf dem Haupt gekleidet. In der linken Hand hält sie ein Weihrauchgefäß, in der rechten ein Gewürzzweig, beides typische Attribute, wie man sie aus der Vorlage in Cesare Ripas Iconologia kennt.
Auf der gegenüberliegenden nördlichen Deckenseite trennt Afrika die Seitenbilder Mars und Venus und Pluto raubt Proserpina. Bis auf ein Tuch um ihre Hüfte, das ihre Scham bedeckt, ist sie unbekleidet. Eine Kette mit dicken Perlen schmückt ihr Dekolleté. Sie hält einen geschlossenen Sonnenschirm in der linken Hand und mit der rechten einen Reif empor.
Ebenso nackt präsentiert sich die vierte und letzte Personifikation: Amerika. Statt eines Tuches kleidet sie ein Rock, der durch einen Gürtel mit Federn gehalten wird. Ein Tuch hängt ihr noch zusätzlich über den rechten Oberarm. Auf ihrem Kopf trägt sie eine Federkrone und um ihren Hals eine Perlenkette. Mit der einen Hand umfasst sie ein Tomahawk und mit der anderen einen Bogen. Die dazugehörigen Pfeile befinden sich in einem Köcher, der ihr vom Rücken herunterhängt. Das Seitengemälde Rainoldo und Armida schließt an Europa an.
Der Auftraggeber Johann Georg Freiherr von Königsfeld, der seit 1659 Besitzer des Schlosses war, zollte mit der Wahl des Themas Tribut an die Ehre seines Hauses wie auch seiner politischen Loyalität. Nicht nur Dank für seine Erhebung in den Reichsgrafenstand 1685, sondern auch Referenz zum bayerischen Kurfürsten, der sich im selben Jahr ehelich mit dem Kaiserhaus verbunden hatte, hat Johann Georg I. sicherlich zum Thema veranlasst.[2] Ein wichtiger Teil solcher repräsentativen Ausstattungskontexten stellten unter anderem die Erdteilikonografie dar. Hierdurch gelang es dem Auftraggeber, seinen Ruhm nicht nur dem jeweiligen in der Regel europäischen Betrachter kundzutun, sondern der ganzen Welt. Königsfelds Bemühen wurde auch von seinen Zeitgenossen, dem Kupferstecher Michael Wening in seiner Topographie mit folgenden Worten gewürdigt:
„das Geschloß um einen neuen Trakt erweitert und mit Bauzierlichkeiten, mit gefälligen Malereien und anderen köstlichen Raritäten wohl eingerichtet und herausgeputzt“[3].
[1] Wagner 1974, 58.
[2] Vgl. ebenda.
[3] ebenda, 57.
Decke:
- Stuck: die vier Erdteile
- Ölgemälde: Apotheose Kaiser Leopolds I. und seiner Gemahlin Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg, umgeben von vier Einzelgemälden (beginnend im Süden, dann im UZ, bis auf eins Benjamin von Block zug.):
- Geburt der Venus
- Rainaldo und Armida [C. Tencalla]
- Pluto raubt Proserpina
- Mars und Venus
Supraportenbilder: Göttermahl in Kombination mit den vier Elementen und Jahreszeiten
Zuletzt aktualisiert am: 15.12.2016