Altenhohenau (Rosenheim), SS. Peter und Paul Zitieren
In der himmlischen Zone auf rosa Wolken ist die Rosenkranzspende Mariens an die Heiligen Dominikus und Katharina von Siena dargestellt. Rechts und links der Gruppe der Protagonisten haben sich weitere zentrale Heilige aus dem Dominikanerorden versammelt (rechts: Petrus Martyr, Thomas von Aquin, Papst Pius V. etc. und links: Hl. Rosa von Lima, Hl. Agnes von Montepulciano, Hl. Katharina von Ricci etc.). Unter der Wolkendecke, die sich über die gesamte Breite des Freskos zieht, schweben Engel, die Rosenkränze sowie Rosenblüten an die auf Erden versammelten Repräsentanten der vier Erdteile verteilen. Die Vertreter flankieren ein Schild mit dem Monogramm Mariens. Dies ist von jeweils fünf goldenen, roten und weißen Rosen eingefasst, die jeweils auf die Geheimnisse des glorreichen, schmerzhaften und freudenreichen Rosenkranzes verweisen. Auf der linken Seite knien Europa, Amerika und der Stifter des Freskos. Auf der rechten Seite sind Asia und Afrika zu sehen. Europa ist edel gewandet mit Krone und kostbaren Perlenschmuck. Zu ihrer Seite sowie zu ihren Füßen befinden sich ein Modell eines Tempiettos als Symbol ihrer geistlichen Hegemonie und eine Krone, ein Kurfürstenhut sowie ein Zepter. Direkt dahinter kniet die wie Asia männliche Personifikation Amerikas; klassisch mit entblößtem Oberkörper, Federrock, Federkrone sowie von rötlichem Inkarnat dargestellt. Einzig der Sonnenschirm, der von einem nackten Mohren über seinen Kopf gehalten wird, ist für die auf der gegenüberliegenden rechten Bildseite weibliche Personifikation der Afrika zwar weitaus gängiger, aber hier nicht unmöglich. Unmittelbarer Teil dieser globalen Gruppe und der einzige mit individualisierten Gesichtszügen und in zeitgenössischem Habit dargestellt ist der Stifter des Freskos: Johann Caspar Hepp. Auf seine Stifterrolle verweist das ihm attributierte Kirchenmodel und auf seinen Namen ein Spruchband am Rahmen des Freskos mit seinen Initialen: I. C. H. W. C. C.
Die beiden anderen Erdteile befinden sich am rechten Bildrand. Asia präsentiert sich als Mongole, dessen Turban vor seinen Füßen liegt. Afrika trägt ein reiches pelzverziertes Gewand und einen Hut im Stile einer mittelalterlichen Hennin. Sie ist von schwarzer Hautfarbe. Die beiden Vertreter begleitet ein Kamel, das von einem Mohren geführt wird.
Die Erdteile stehen hier im Dienste dreier Hauptthemen, die sich durch das gesamte Bildprogramm ziehen: erstens als Empfänger der Rosenkränze Mariens und ihrer Rolle als Rosenkranzkönigin, zweitens als Zeugen des Ruhmes des Dominikanerordens, symbolisiert durch die Anwesenheit der wichtigsten Ordensheiligen und drittens als Verehrer der lokaler Patronen Altenhohenaus (abgebildet im Chorfresko). Die allumfassende thematische Präsenz der Rosenkranzanbetung hängt zum einen mit einer existierenden Rosenkranzbruderschaft an der Klosterkirche zusammen, aber zum anderen auch mit der traditionellen hohen Bedeutung der Verehrung des Rosenkranzes innerhalb des DominikanerInnenordens. Der im Hauptfresko dargestellte Dominikaner Papst Pius V. erinnert an einen wichtigen Meilenstein in der Rosenkranzverehrung. In seine Amtszeit fällt die Schlacht von Lepanto, in der 1571 die katholische Liga einen wichtigen Sieg über die Osmanen errungen hatte. Der siegreiche Ausgang der Seeschlacht wird mit dem Eingreifen Mariens in Zusammenhang gebracht, da im Vorfeld Rosenkranzbruderschaften um deren Beistand gebetet hatten. Daraufhin führte der Nachfolger des verstorbenen Papstes Gregor XIII. am 7. Oktober 1572 das Fest Maria de Victoria ein. Zur Zeit der Ausmalung der Klosterkirche erlebte das Kloster seine dritte und letzte Blüte, die auf einer lebhaften Wallfahrt zu einem kleinen Christkind sowie den Mystikerinnen Maria Colomba Weigl (†1783) und Paula Gräßl (†>1787) gründet. [1] Aber nicht zuletzt ermöglichten die großzügigen Spenden des Münchner Kaufmanns Hepp die umfangreiche Freskierung von Chor und Langhaus und die Erweiterung des Mobiliars. [2]
[1] Im Mittelalter erlebte das Kloster seine ersten Blüten. Die Reformation überstand es weitestgehend unbeschadet, und es gelang den Schwestern in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erste umfangreiche Umgestaltungen der Klosterkirche vorzunehmen. Vgl. Hartig 1935, 38f.
[2] Cdbm 12,1/2006, 31.
Von West nach Ost:
LANGHAUS
Rosenkranzspende an die Heiligen Dominikus und Katharina von Siena, verherrlicht durch die vier Erdteile und dem Stifter J. C. Hepp [J. M. Hartwanger], umgeben von Symbolen der Rosenkranzbruderschaft, des klösterlichen Lebens und des heiligen Dominikus
Chorbogen: MDCCLXXIV [= 1774]
CHOR
Verherrlichung der Heiligen Dreifaltigkeit durch die Apostelfürsten und Heiligen Petrus und Paulus [M. Günther, 1760/1765], unterhalb an der Südwand ein Bild „Katharina von Ricchi“
19. Jh. Innenrenovierung – Fresken, insbesondere die Dekorationsmalerei stark übermalt
1923/1924 Außen- und Innenrenovierung der stark beschädigten Kirche; Reinigung der Fresken und Entfernung der Übermalungen an den Ornamenten durch die Firma Vitzthum und Schlee (Altötting)
1946/47 Innenrenovierung – Reinigung der Fresken durch Alois Schlee (Altötting) und Hans Kohle (München)
1974 Innenrenovierung – Sicherung des Gewölbes, das Risse zeigte, und Ausbesserung von Fehlstellen; Restaurierung der Fresken durch die Firma Gebrüder Lauber (Endorf)
1993 Innenrenovierung – Reinigung der Raumschale und Fresken durch Helmut Knorr (Grafingen)
Die Chorausmalung, die anders als das Langhausfresko nicht signiert oder datiert ist, soll zehn Jahre vor der des Langhauses entstanden sein und wird Matthäus Günther zugeschrieben.[1] Er soll diese im Anschluss an seine Tätigkeit in der nahe gelegenen Klosterkirche Rott am Inn 1763/1764 ausgeführt haben. Das Langhausfresko entstand 1774 und wurde vom Münchner Maler Johann Michael Hartwagner ausgeführt, der eventuell über Vermittlung des Münchner Gönners Johann Caspar Hepp zu dem Auftrag gelangte, da Altenhohenau nicht nur dessen einziges freskales Werk sondern auch die einzige Arbeit außerhalb Münchens darstellen sollte.[2]
[1] Archivalien zu der Umgestaltung existieren nicht mehr. Ausführlich zur Datierung und Zuschreibung vgl. CdbM 12,1/2006, 33.
[2] Vgl. ebenda.
Zuletzt aktualisiert am: 16.10.2015