Bobingen (Augsburg), Mariä Himmelfahrt Zitieren
- ‹
- 2 von 2
Von West nach Ost:
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder:
- heiliger Hieronymus – Inschrift in einem geöffnetem Buch: ideo imaculata quia in nullo corupta in assumpt: Virg.
- Europa mit Emblemkartusche: Rosenstrauch „nescia spinae“ und Asien mit Emblemkartusche: zwei Raubtiere im Feuer „Non Nocet Ignis“
- heiliger Gregor – Inschrift in einem geöffnetem Buch: omnem ellecta creaturae altitudinem transscendit in lib: Reg. CI
- Mittelbild: Verherrlichung der Maria Immaculata durch verschiedene Heilige (u. a. König David, Mose, Ev. Johannes, Abrahahm, Noah etc.)
- südliche Seitenbilder:
- heiliger Augustinus – Inschrift in einem geöffnetem Buch: ab omni macula imunis fuit. Lib: de. genes.
- Afrika mit Emblemkartusche: ??? „p?lveris E (nicht lesbar)“ und Amerika mit Emblemkartusche: geöffnete Muschel mit Perle auf hoher See „candida semper“
- heiliger Ambrosius – Inschrift in einem geöffnetem Buch: virgo integra ab omni labe peccati. Serm 22 Ps. 118
CHORBOGEN
Inschriftenkartusche – VIrgInI perpetVae tVtrICI nostra fVnDItVs eXstrVCtVM [= 1751]
CHOR
- nördliche Seitenbilder (Grisaille): Embleme
- Wasserfall – Inschriftenkartusche: Scaturio cunctis
- Henne beschützt ihre Kücken vor einem Raubvogel am Himmel – Inschriftenkartusche: Suos amat atque tuetur.
- Mittelbild: Marienmonogramm, umgeben von vier Einzelszenen als Versinnbildlichung von Maria Hilf (beginnend über dem Altar im UZ):
- Rettung eines Mannes aus einem Brunnen – Spruchband: De Abysis terra iteru reduxisti me. Ps. 70. V. 20.
- Putto mit Inschriftenkartusche: Refugium peccatorum
- Sturz eines Mannes vom Gerüst – Spruchband: Tenebit me dextera tua. Ps. 13. C. V. 10
- Putto mit Inschriftenkartusche: Consolatrix afflictorum.
- brennende Häuser – Spruchband: In Medio ignis non sum aestuatus. eccie! 51. C. V. 6
- Putto mit Inschriftenkartusche: Auxilium christianorum.
- Rettung einer Frau vor dem Ertrinken – Spruchband: Nec Flumina obruent illam. Cant. 8. C. V. 7.
- Putto mit Inschriftenkartusche: Salus infirmorum
- südliche Seitenbilder (Grisaille): Embleme
- Materialraum einer Apotheke – Inschriftenkartusche: Morbos et vulnera sanat.
- Wegweiser zeigt den Weg in eine Stadt – Inschriftenkartusche: Monstrat iter.
Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (147; 181–183):
Bobingen war Pflegamt und Standort eines der hochstiftischen Landschlösser, das in erster Linie der Administration und manchmal auch als Residenz des hochstiftischen Oberpflegers diente. [1] In Bobingen unterstanden dem Augsburger Bischof die Pfarrkirche St. Felizitas sowie die vor dem Ort gelegene Wallfahrtskirche zu Unserer Lieben Frau, um die es nicht gut stand. Der Pfarrer Johann Baptist Ehnle (reg. 1744–1761) berichtete 1747 der hochstiftischen Verwaltung über den baulichen Zustand der Frauenkapelle in Bobingen,
„… daß man bey einfallendem Ungewütter wegen eintringentem starkhen wündt und schnee kaum mehr sicher celebrieren kann, nebenbey auch allerdings beförchten muess, es möchte unversechens an denen Frauen Festis, wo das geträng allzeit sehr gross und vülle leuth wegen Enge der Capellen ausserderselben thür verbleiben müssen, die gar zu ruinos und alte Bohrkirchen zusammen fallen und grosses Unglickh darbey entstehen […]“[2].
Der von Wassereinbrüchen und Baufälligkeit geplagte Kirchenbau wurde erstmals 1472 erwähnt und beherbergte ein gnädiges Muttergottesbild, das bald Magnet einer blühenden Marienwallfahrt wurde. Ein Votivbild vom Anfang des 18. Jahrhunderts zeigt den 1726 als „ganz ruinos“[3] bezeichneten Vorgängerbau, eine Kapelle mit Satteldach, gotischem Turm und kuppelförmigen Anbauten. Zeitgleich zum Bau der Deubacher Wallfahrtskirche wurden auch in Bobingen die ersten Schritte zum Neubau der Frauenkapelle unternommen.
Die Baugenehmigung wurde am 30. Januar 1740 erteilt, und die Kassen waren aufgrund der regen Wallfahrt mit 10.000 Gulden gefüllt.[4] Allerdings stellte sich der bischöfliche Pfleger Franz Thomas von Heudorff (reg. 1739–1749), der im Gegensatz zu seinen Vorgängern im unteren Schlösschen von Bobingen „dauerhaft Residenz“ hielt,[5] dem Bauvorhaben entgegen, da er für die vier Kilometer südlich gelegene Pfarrkirche zu Wehringen Gelder aus der Kapellenstiftung verwenden wollte.[6] Dies verzögerte den Baubeginn um acht Jahre. Als der Zustand des Baus sich zunehmend verschlechterte, wurde schließlich 1748 unter dem neuen Pfarrer Johann Baptist Ehnle die Kapelle nicht nur vergrößert, sondern von Grund auf neu erbaut. Als Baumeister wurde von der hochstiftischen Verwaltung Franz Xaver Kleinhans berufen, der als Schüler des Füssener Baumeisters Johann Georg Fischer und auch als Selbstständiger bereits unter anderem durch die Klosterlechfelder Wallfahrtskirche (1734) sowie die Schwabmünchner Feldkapelle (1739) sein Können unter Beweis gestellt hatte.[7] Als es dann um die Bestellung des Malers ging, kam es anscheinend zu Unstimmigkeiten zwischen dem Ortspfarrer und der hochstiftischen Verwaltung. Der Pfarrer hatte mit dem Augsburger Maler Johann Georg Lederer bereits eine Übereinkunft über 250 Gulden geschlossen, als unangekündigt
„ein Mahler von Dillingen, Herr Rigel genannt, mit einem Decret von gnädigster geheimen Canzley [auftauchte], daß solche Mahlerey diesem Herrn Rigel als Bürger von Dillingen sollte zukommen“[8].
Bei dem genannten Maler handelte es sich um Vitus Felix Rigl. Das Ausstattungsprogramm ist ganz der Kirchen- und Wallfahrtspatronin Maria Hilf verehrt. Die Inschriftenkartusche am Chorbogen verweist darauf:
VIrgInI perpetVae tVtrICI nostra fVnDItVs eXstrVCtVM [= 1751]
(„Der Schützerin der immerwährenden Jungfrau von Grund aus errichtet.“).
Insgesamt erschöpfte der Bau das gesamte Kirchenvermögen; die Seitenaltäre konnten erst dreißig Jahre später angeschafft werden.
[1] Vgl. Wüst Zentralität 1995, 234; ders. Augsburg 1997, 75f. und 415.
[2] Zitiert nach: KF Bobingen 1975, 3.
[3] Akten der Liebfrauenkirche von 1726, zitiert nach: KF Bobingen 1975, 3.
[4] Vgl. Bißle Frauenkapelle 1931/32, 11.
[5] Vgl. Wüst Augsburg 1997, 76.
[6] Vgl. Bißle Frauenkapelle 1931/32, 11.
[7] Vgl. Layer Kleinhans 1971, 197–214; Luderschmidt Kleinhans 1978.
[8] KF Bobingen 1975, 6.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Zuletzt aktualisiert am: 20.05.2016