Mering (Aichach-Friedberg), St. Michael Zitieren
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Die gesamte rosa gefärbte Saaldecke des Langhauses wird von einem Fresko dominiert. Dargestellt ist die triumphierende und streitende Kirche. Im Zentrum des Freskos in einem Kreis von Heiligen erstrahlt in einer goldenen Glorie Gottvater und der Heilige Geist. Der Mittelpunkt der Heiligengruppen ist die Regina Coeli mit dem Kind. Sie befindet sich in vertikaler Achse zu Gottvater und dem Heiligen Geist auf der Seite der siegreichen Kirche. Die Protagonisten dieser Szene und zugleich das Nebenpatrozinium der Meringer Pfarrkirche sind die Heiligen Drei Könige, die die östliche Schmalseite des Freskos beschließen. Ein Medaille mit dem Schriftzug Ecclesia Triumphans im Rahmen des Langhausfreskos fasst die Botschaft prägnant zusammen. Sein Pendant ist am Rand der westlichen Schmalseite angebracht und lautet: Ecclesia Militans.
Die Rolle des militärischen Anführers ist Erzengel Michael übertragen. Dieser schwebt oberhalb eines Schiffes, auf dem die Personifikation des Glaubens zu ihm emporblickt. Das Schiff, dessen drei Segel einen Friedensengel, die päpstlichen Insignien und das Papstkreuz zeigen, wird links von Dämonen und rechts von Türken angegriffen. Letztere werden von einem Engel mit Blitzen in die Flucht geschlagen. Die Szene verweist auf den Sieg der christlichen Flotte in der Schlacht von Lepanto 1571 gegen die osmanischen Schiffsverbände. Eine Verbindung, die innerhalb der Marienikonographie sehr gängig anzutreffen ist und auch mit der Erdteilikonografie (z. B. Dasing, Schwabmühlhausen) kombiniert wurde. In Mering sind die Erdteile anders als in Dasing nicht unmittelbarer Teil des Hauptbildes, sondern befinden sich in den das Hauptbild umgebenen gold-grau monochromen Seitenbildern.
Vor Goldgrund sitzen und stehen die einzelnen Personifikationen: den Chorbogen flankierend Europa und Asien und oberhalb der Orgelempore Amerika und Afrika. Europa steht aufrecht und schüttet aus einem Füllhorn geistliche und weltliche Insignien. Auf ihre Rolle als Quell allen Wissens, Reichtums und des christlichen Glaubens verweisen das Weizenbündel und die Weinranke, was wiederum auf das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg nach Mt 20,1–16 verweist. Europa lenkt und leitet die Arbeit im Weinberg Christi, der nichts anderes als für die Welt und ihre Bewirtschaftung bzw. Missionierung und Seelsorge steht.[1] Asien ist gegenüber von Europa im Kirchenraum angeordnet. Während im Mittelfresko der Türke die Flucht ergreift, wird er im Kreise der Erdteilallegorien kniend und mit demütig gesenktem Kopf dargestellt. An Habit und Attributen (Weihrauchfass) ist er eindeutig zu identifizieren. Afrika und Amerika im rückwärtigen Teil des Kirchenraumes sind lediglich mit einem Tuch beziehungsweise Federrock gekleidet. Es umgeben sie eine Vielzahl exotischer Dinge wie Korallenzweige, Köcher voller Pfeile, Sonnenschirm, Papagei, eine Truhe aus der eine Sonnenscheibe emporsteigt.
In der Komposition der Meringer Kirche greift Ignaz Baldauf auf ein eigenes Werk zurück. Bereits 1764 hat er in ähnlicher Weise das Langhausfresko der Fürstenfeldbrucker Pfarrkirche St. Magdalena gestaltet.
[1] Wie es bereits 1616 auf einem Stich von Matthäus Greuter zu sehen ist. Dargestellt sind Mitglieder des Ordens bei der Arbeit im Weinberg Christi. Der Weinberg, der durch Christus als Brunnenfigur bewässert wird, steht allegorisch für die Welt und seine Bewirtschaftung durch die Jesuiten für die Missionstätigkeit des Ordens sowohl auf dem europäischen als auch auf den anderen drei Kontinenten. Während Asien und Afrika von je einer Personifikation am jeweiligen Bildrand dargestellt sind, sind Amerika im Vordergrund von zwei Allegorien India occidentalis und India orientalis und Europa im Hintergrund durch 18 Länderpersonifikationen repräsentiert. Es handelt sich um ein Huldigungsblatt, das anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Ordens erschienen war. Vgl. Wadell 1969, 83.
Von West nach Ost:
ORGELEMPORENBRÜSTUNG
Hl. Cecilia
LANGHAUS
- Nördliche Seitenbilder:
- Afrika
- Asien
- Mittelbild:
- Westen: Triumph des heiligen Michael über die Türken (Referenz auf die Schlacht von Lepanto), in Begleitung der Erzengel Raphael und Gabriel sowie der Tugenden der Weisheit, Klugheit, Stärke und Wissenschaft – Inschrift: Ecclesia Militans
- Mitte: Allerheiligenhimmel (Apostel, Abraham und Isaak, Anna und Joachim, Evangelisten, Aaron, Moses, Hiob, Noah, Zacharias und Eisabeth, Joseph, David)
- Osten: Anbetung der Heiligen Drei König und der Hirten – Inschrift: ECCLESIA TRIUMPHANS
- Südliche Seitenbilder:
- Amerika
- Europa
CHOR
- nördliche Wand: Krönung Esthers durch Ahasver als Präfiguration der Erhöhung Mariens
- Decke:
- Mittelbild: Verherrlichung des Lamm Gottes, umgeben von musizierenden Engel
- Pendentifbilder: die vier Kirchenväter (1854)
- südliche Wand: Rückkehr Iftachs
1839 Innenrenovierung
1854–55 Innenrenovierung[1]:
- Übermalung des Chorkuppelfreskos sowie Ergänzung durch vier Zwickelbilder durch den Augsburger Maler Liberat Hundertpfund (1806–1878)
- Entsprechend des Zeitgeschmack rot- bzw. ockergetönter Raumanstrich
- Umgestaltung des Hochaltars durch die Augsburger Fassmaler Melchior Thony und Meringer Schreinermeister X. Holzmann
1911/1912 – Innenrenovierung:
- Tünchung des Raumes in einer „Neu-Rokoko-Fassung“
- Wiederentdeckung des linken Chorwandfreskos von der Hand Ignaz Baldaufs
1951/1952 – Innenrenovierung[2]:
- umfangreiche, aber „unzulängliche“ Renovierung
- Weißtünchung des Raumes
1980 Innenrenovierung:
- endgültige Re-Barockisierung
- Freilegung übermalter Fresken an Wänden und Decken
- Aufstellung des neuen Volksaltars, der den hölzernen aus dem Jahr 1966 ersetzte
2012–2014 Innen- und Außenrenovierung [Stand: 07.02.2014][3]:
- Sanierung des Kirchendaches
- original Fassadenanstrich von 1741
Geplant:
- Auffrischung der Fresken und Skulpturen
- Neue Elektrik
- Neues Audio- und Kamerasystem
[1] Vgl. KF Mering 1995, 18.
[2] vgl. KF Mering 1995, 19.
[3] Zum Verlauf der Renovierungsmaßnahmen siehe die Liste der Zeitungsartikel, erschienen in der Augsburger Zeitung Ausgabe Donau-Zeitung, auf der Website der Pfarrgemeinde von Mering. Besonders hervorzuheben ist der Artikel vom 26. Dezember 2013 „Zügiger renoviert als gedacht“ von Anton Schlickenrieder.
Die Pfarrkirche St. Michael in Mering, deren romanische Bausubstanz vom schwedischen Durchzug der Jahre 1633/34 schwere Schäden davongetragen hatte, durchlief bis zu ihrem Neubau Ende der 1730er-Jahre mehrere Phasen der Begutachtung.[1] Zwar brachte der Bericht des Münchner Unterbaumeisters Johann Baptist Gunetzrhainer von 1731, der das in einem vorangegangen Gutachten des italienischen Hofbaumeisters Giovanni Antonio Viscardi gefällte Urteil einer Einsturzgefahr stützte, die kurfürstliche Baugenehmigung am 3. Februar 1734, aber es verzögerte sich die Bauausführung durch das administrative Wirrwarr rund um Handwerkersuche, Entwurfsvorlage und Materialbeschaffung um weitere fünf Jahre. Wenn nicht Anfang Mai 1739 „Teile der Holzdecke in der Kirche heruntergefallen“[2] wären, hätte es vermutlich noch länger gedauert.
Die Bauaufsicht wurde dem Münchner Hofbaumeister Josef Effner übertragen. Vor Ort trugen die Gebrüder Gunetzrhainer unter der Aufsicht des Ortspfarrers Franz Ignaz Mändl sowie des kurbayerischen Pflegers Felix von Scharfsed die Verantwortung. Zwischen Juli 1739 und September 1741 wurde „das alte gepäu“ bis auf den gotischen Chor und dem Turmunterbau abgebrochen und die Kirche mit Ausnahme ihres Inneren, das „in keinem vollkommentlichen Stand“ war, neu errichtet.[3] Zur Finanzierung des Baus wurde unter anderem auch ein „sonderbahren OpferStockh aussezen und die Pfarrkinder auf der Canzl durch hiesigen Herrn Pfarrer ermahnen lassen, daß, wer sich zu disem Pau guettättig erzeigen wolle, selber einig beliebiges Opfer in disen Stockh einlegen könne“[4]. Hierüber wurden insgesamt 12 fl 5 kr 3 ½ h eingenommen. In der Folgezeit, nun unter dem Patronat des Augsburger Bischofs[5] und auf Initiativen des Pfarrers Maximilian Joseph Graß, wurde die Kirche mit Altären sowie schließlich 1779 mit Fresken von der Hand Ignaz Baldaufs ausgestattet.
[1] Noch während des Dreißigjährigen Krieges wurden 1642 notdürftige Reparaturen an Dach und Turm vorgenommen. Allerdings waren, wie ein Gutachten bereits 1663 erbrachte, umfassendere Maßnahmen notwendig, die aber aufgrund eines Finanzierungsproblems erst im 18. Jahrhundert umgesetzt werden sollten. Aufgrund seines Status als kurbayerisches Pfleggericht nahmen die bayerischen Herzöge eine besondere Förderrolle ein, obwohl das ius patronatus bis 1743 noch beim Kloster Ettal lag. Erst danach ging es an den Augsburger Bischof über. Die Kurfürsten schickten 1681 zu einer erneuten Begutachtung ihren Hofbaumeister, den Italiener Giovanni Antonio Viscardi nach Mering, der der Kirche Einsturzgefahr zertifizierte.
[2] KF Mering 1995 17.
[3] Vgl. KF Mering 1995, 17f; Kretschmer 2002, 97–126.
[4] Rechnungsband von 1747, fol. 3 „Sonderbahre Einnamb“, zitiert nach: Kretschmer Baumaterialien 2002, 103.
[4] Siehe Anm. 1.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016