Passau (Passau), Schloss Hacklberg Zitieren
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Ende des 17. Jahrhunderts unter den Fürstbischof Sebastian von Pötting und Johann Philipp von Lamberg erhielt das Sommerschloss Hacklberg seine innere wie äußere Gestalt. Durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg sowie der anschließenden Vernachlässigung des Baus wurde der rückwärtige Teil zerstört und das Innere stark in Mitleidenschaft gezogen. Dank alter Fotografien sowie der umfassenden Restaurierung zwischen 1987 und 1989 durch die Hand von Martin Zunhammer kann das Freskenprogramm des südlich gelegenen elliptischen Saal rekonstruiert werden. Für die Ausstattung zeichnet die in Passau tätige Künstlerfamilie Carlone verantwortlich. Die Stukkaturen wurden unter Leitung von Giovanni Batista Carlone geschaffen und die Fresken sind Johann Carlone zugeschrieben.
Eingefasst in opulenten Frucht- und Pflanzengirlanden aus Stuck ist im runden Mittelspiegel der Decke der Göttervater Zeus mit Zepter und Krone auf Wolken sitzend zu sehen. Er ist umgeben von den Personifikationen von Tag und Nacht, der Winde und der Gestirne. Unterhalb von ihm bändigen die Dioskuren zwei Pferde. Dieses Mittelfresko wird von drei kleineren rechteckigen Spiegeln flankiert: die drei Grazien und Horen sowie die vier Erdteile. In den Wandnischen des Raumes runden Statuen der vier Elemente und vier Jahreszeiten, personifiziert durch antike Götter, das kosmologische Programm ab. Der Eintretende als Zugehörige der irdischen Welt wird in diesem elliptischen Saal mit dem durch Galileo und Kepler geprägten Leitbild des barocken Wirklichkeitsverständnisses konfrontiert. In diesem unterliegt die Welt einer eindeutigen und unaufhaltsamen Gesetzlichkeit der Abläufe. Diese natürliche Ordnung, die durch die personifizierten Naturkräfte des Himmels und Erde konstituiert wird, überwacht Zeus als „anima del mondo“. Durch Lambergs Wappen oberhalb des westlichen Kamines sowie seinem Sternzeichen „Zwilling“ im Mittelfresko, dargestellt durch die Dioskuren, stellt sich der Bauherr explizit in diese symbolisierte Harmonie des Kosmos. Dies verweist auf zwei Funktionen des Lustgebäudes. Zum einen entsprach seine aufwendige Ausstattung dem barocken Repräsentationsbedürfnisses des adeligen Bauherrn. Zum anderen diente er als Fluchtort vor dem Alltagsleben auch der Rekreation von Körper und Geist. Hier folgten die Passauer Bischöfe einer in der höfischen wie auch monastischen Welt gebräuchlichen Tradition, in ihren Gärten extravagante Erholungsstätten oder wie Henriette Louise d’Oberkirch in ihren Mémoires diese bezeichnete the prettiest trinkets in the worldzu errichten.
- Deckenmitte: Der Göttervater Jupiter als Weltherrscher
- drei Kartuschen oberhalb des Südportals bzw. der beiden Wandkamine
- drei Horen
- drei Grazien
- die vier Erdteile
- Statuen an der Wand in Nischen: 4 Jahreszeiten und Elemente repräsentiert durch antike Gottheiten
Die Fresken sind heute nur noch fragmentarisch erhalten. Wie eine historische Aufnahme vom Anfang des 20. Jahrhunderts im Bestand des Bildindexes für Kunst und Architektur zeigt, befanden sie sich zu diesem Zeitpunkt noch in einem guten Zustand. Allerdings führten die Zerstörung der Nordhälfte sowie des Dachaufbaus infolge von Bombentreffern gegen Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 sowie die folgende weitergehende Vernachlässigung des Baus zur endgültigen Zerstörung der Fresken. Auch eine umfassende Restaurierung zwischen 1987 und 1989 konnte die Freskenausstattung nicht mehr retten. Das Mittelbild mit der Darstellung „Jupiter als Weltenherrscher“ wurde von Martin Zunhammer teilweise rekonstruiert.[1]
[1] Vgl. Koopmann 2005, 1–7; Hübner 2007, 14f., 19.
Als Vorlage diente eine Komposition von Jan Miel, die wiederum von Cornelius Bloemaert gestochen wurde. Verbreitung fand der Kupferstich unter anderem als Frontispiz von:
- P. Daniello Bartoli, Historia della Compagnia di Giesu, Roma: de Lazzeri 1659 und
- Pedro Cubero-Sebastian, Peregrinacion del mundo…, Napoles: Carl. Porsile 1682.
Die Fresken werden heute von der Forschung dem Italiener Giovanni Carlone zugeschrieben.[1] Wolfram Hübner begründet dies über die wiederkehrende Zusammenarbeit mit dem Passauer Hofstuckateur Pietro Camuzzis[2] sowie des zwei Jahre später folgenden Auftrags die „Hochfürstl. Bibliothec“ auszustatten. In der Anfertigung des Bibliotheksfreskos in der Alten Residenz bediente sich Carlone wiederum an Vorlagen. Dieses Mal orientierte er sich in der Gestalt des Parnass an eine Komposition von Simon Vouet. Dieser hatte das Thema 1640 ursprünglich im Hotel Seguier ausgeführt; es fandVerbreitung über einen Kupferstich von Michel Dorigny.
[1] Vgl. Hübner 2007, 14f.
[2] 1693 arbeitet Carlone erneut mit Camuzzi in der Ausstattung der Kirche Maria Hilf in Vilshofen zusammen. Vgl. Hübner 2007, 14.
Zuletzt aktualisiert am: 03.02.2019