Sinning (Neuburg-Schrobenhausen), St. Nikolaus [Fresken] Zitieren
Von West nach Ost:
VORHALLE
- Mittelbild: Vertreibung der Wechsler aus dem Tempel
- Seitenbilder: die vier Kirchenväter
ORGELEMPORENBRÜSTUNG
- oben:
- König David mit der Harfe
- Emblem (Grisaille): Schwan auf einem Sarkophag – Inschrift: IMPLET FATA VLTIMA L AETU
- himmlischer Chor beim Tod des heiligen Nikolaus
- Emblem (Grisaille): Fliegende Vögel im Sonnenschein – Inschrift: INVITAT AD AETHERA CANT
- Rückführung der Bundeslade nach Jerusalem mit Musik
- unten:
- Verteilung des heilkräftigen Wassers des heiligen Nikolaus an Gläubige
- Emblem (Grisaille): der heilbringende Brunnen – Inschrift: LANGUIDA VIVIFCANT
- Überführung der Leichnahms des heiligen Nikolaus nach Bari und Beginn der Manna di S. Nicola (Nikolausöl)
- Emblem (Grisaille): Olivenernte – Inschrift: OLEUM MEDICINA: SALUTIS
- Heilung eines Kranken durch Anwendung des Öls des heiligen Nikolaus
LANGHAUS
Decke
- nördliche Seitenbilder:
- Emblem (Grisaille): Busch in Flammen – Inschrift: NEC FLAMMA NOCEBIT
- Hilfe in der Feuernot
- Verteilung von Getreide an Hungernde
- Beschenkung der drei Jungfrauen mit drei Goldkugeln (sog. Jungfrauenlegende)
- Rettung in Seenot
- Emblem (Grisaille): Leuchtturm mit Lichtkorb – Inschrift: SPES TVTA SALVTIS
- Mittelbilder
- musizierende Engel – Inschrift: A SOLIS ORTU | USQUE AD OCCASUM PS
- Verherrlichung des heiligen Nikolaus als Sieger über die Sünden – Inschriftenkartusche: SANCTO | NICOLAO | A BARI HVIVS | ECCLESIAE | TAVMATVRGO | SINGVLARI | CULTIVI (= 1742)
- der heilige Nikolaus steht als drei Tage alter Säugling im Badezuber (sog. Säuglingswunder) – Inschrift: IVNCTA POLO ALTA SEQVOR
- südliche Seitenbilder
- Emblem (Grisaille): Wanderer ruht unter einem Baum – Inschrift: IN TURBINE TUTUS
- Schutz vor einem heftigen Gewitters
- Befreiung der unschuldigen Ritter/Feldherrn (sog. Stratelatenlegende)
- Erweckung der drei Scholaren (sog. Schülerlegende)
- Austreibung des Teufels
- Emblem (Grisaille): eine efeuumrankte Pyramide – Inschrift: HAC STANTE VIREBO
WAND
- nördliche Wand oberhalb der Kanzel: Emblem (Grisaille): der gute Hirte – Inschrift: EGO SUM PASTOR BONUS
- südliche Wand oberhalb des Baldachins des Gekreuzigten: Emblem (Grisaille): Tränken eines Weinstockes – Inschrift: HINC VITA INDE LIBERTAS
CHORBOGEN
der Heilige Geist als Taube
CHOR
Decke:
- nördliche Seitenbilder:
- Emblem (Grisaille): Lamm mit Kreuz – Inschrift: SACRIFICIUM IUSTITIAE Psal: 50
- Speisung der 5000
- Emblem (Grisaille): ein weinumranktes Kreuz – Inschrift: VITIS VERA ioan: 15 [Joh 15]
- Mittelbilder:
- Verherrlichung der Eucharistie durch die vier Erdteile
- das letzte Abendmahl
- südliche Seitenbilder
- Emblem (Grisaille): Pelikan füttert seine Kinder – Inschrift: UT VITAM HABEANT ioan: 10 [Joh 10]
- Paschamahl
- Emblem (Grisaille): Mannaregen – Inschrift: PANIS VITAE ioan: 6 [Joh 6]
ORATORIENBEKRÖNUNG
- nördlich: Embelm (Grisaille): Herzen als Zielscheiben – Inschrift: TENDAMUS IN UNUM
- südlich: Emblem (Grisaille): die Sonne erstrahlt eine Sonnenuhr am Himmel, darunter Burglandschaft – Inschrift: QUAM DENOTAT HORA
Im Zuge der letzten Restaurierung 1998 erfolgte durch die Firma Erwin Wiegerling aus Augsburg eine Reinigung der Raumschale und Ergänzung der Stuckaturen. Im Bezug auf die Fresken stellt das Corpus der barocken Deckenmalerei auf Basis des Restaurationsbericht Folgendes fest:
„Die Fresken wurden gereinigt, soweit wie möglich von Übermalungen befreit, Die Schäden durch mikrobiellen Befund und Salzausblühungen reduziert, die Putz- und Malschichtschollen fixiert, Risse geknittet und Retuschen angebracht, die etwas heller als die originale Malschicht gehalten wurden. Im AR [Altarraum] hatte sich der Putzträger des Deckenbildes über dem Hochaltar gravierend abgesenkt. Eine ca. 50x20 cm große Putzscholle mit intakter Malschicht mußte hier fixiert werden. Im Mittelfeld ist in den hellen Partien die in den Putz geritzte Quadrierung gut sichtbar.“[1]
Die Übermalungen können entweder von der bekannten vorausgegangenen Renovierung im Jahre 1941 stammen oder von einer bislang nicht dokumentierten.[2] Darüber hinaus rührt der flächige Eindruck der Gesichter der Figuren daher, dass weitergehende Modellierungen mittels der Seccotechnik durchgeführt wurden. Diese fiel der problematischen Konservierung dieser Maltechnik zum Opfer, da die Schäden an den Malschichten mit dem Einsatz dieser Technik in Verbindung stehen.[3]
Der Außenbau wurde wie das Innere noch zweimal 1937 und 1980 renoviert.
[1] CdbM 10/2005, 283.
[2] Wie sehr die allegorische Malerei Gegenstand der Kritik im 19. Jahrhundert war, belegen die Aufzeichnungen des Sinninger Ortspfarrers Carl August Böhaimb von 1856. In diesen schreibt er teils ironisch: „Sämmtliche drei Altarblätter sind ohne großen Kunstwerth und noch geringer sind die Freskomalereien, sämmtlich Szenen aus dem Leben des heil. Nikolaus, oder nach dem damaligen Zeitgeschmack Allegorien auf ihn vorstellend, womit die Decke nebst dazwischen angebrachter Stuckkatorarbeit ganz überladen ist. Die Unterschriften der Allegorien sind in lateinischer Sprache verfaßt, woraus man schließen könnte, daß die Sininger Bauern sehr gute Lateiner sein müssen.“ Böheimb 1856, 76.
[3] Vgl. ebenda. Zur kürzeren Dauerhaftigkeit dieser Maltechnik vgl. bspw. den Restaurationsbericht der berühmtesten „Malruine“ das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci Marani 1997, 191–229.
Im Gegensatz zum Baumeister sowie Stuckateuren liegt kein Vertrag mit dem Freskanten vor. Auch die Baurechnnungen, die gewöhnlich Aufschlüsse dieser Art bieten, fehlen. Infolgedessen handelt es sich bei dem hier genannten Künstler Matthias Wolker um eine Zuschreibung. Während das KD Schwaben die Künstlerfrage 1958 noch unbeantwortet ließ,[1] klärt das Corpus der barocken Deckenmalerei diese 2005 vorläufig, indem es die Ausstattung dem Bergmüller Schüler Johann Georg Wolcker zugunsten von dessen Bruder Matthias Wolcker abschreibt. Die Autoren begründen dies mit ihrer „ausdrucksstarken, jedoch nicht sehr nuancierten Charakterisierung“[2], die an Wolkers Malweise in der Stadtpfarrkirche St. Peter in Dillingen an der Donau anknüpft. Hier wie auch in einem anderen für Wolker belegtem Werk in der Pfarrkirche St. Georg in Aislingen finden sich ebenfalls Darstellungen der vier Erdteile.
[1] Vgl. KD Schwaben 5/1958, 694f.
[2] CdbM 10/2005, 283.
Zuletzt aktualisiert am: 27.02.2016