Anton Widmann, manchmal auch Heinrich Anton Widmann / Wiedmann / Wiedemann oder auch Widtmann genannt, zählt zu den Künstlerpersönlichkeiten, über die heute fast nichts bekannt ist. Weder Geburts- noch Sterbedatum sind überliefert. Wohn- und Wirkungsort war hauptsächlich Kißlegg. Nachgeschaut in gängigen Künstlerlexika findet sich lediglich ein Stuckateur Andreas Widemann, der 1751 in Kißlegg geboren wurde und 1815 in Fulda verstarb.[1] Es könnte sich hierbei unter Umständen um einen Sohn oder Neffen des hier tätigen Künstlers handeln. Über Widmanns Tätigkeit geben Archivalien in verschiedenen Archiven selektive Einblicke. Ein „Antoni Widemann Mahler“ wird im überlieferten Kißlegger „Register deren Künstler vndt Handtwerckhs Leüthen von Georgii als den 23t April 1725 bis Ao 1726 et 27 den Kißlegg-Trauchburgischen neyen Schloßbau betrefend“[2] erwähnt. Zeitgleich fertigte von 1726 bis 1728 ein Anton Widmann aus Kißlegg im Allgäu Vergoldungsarbeiten für das circa 180 Kilometer entfernte Schweizer Benediktinerkloster Einsiedeln[3] an.[4] Ob es sich hierbei um den Rötseer Künstler oder um dessen Vater oder einen Verwandten handelt, ist nicht feststellbar.
Jedenfalls ist der Künstler in Kißlegg selber erst wieder 1738 für „Anstreicharbeiten und Faßmalereien“[5] in der Pfarrkirche St. Gallus und Ulrich in Kißlegg zu fassen[6]. Wiederum zehn Jahre später werden in der „Bauw Rechnung Vber den Neuven Kirchenbauw von Röthsee“[7], die die Barockisierung vom 15. Mai bis 30. November 1748 verortet, ein „Maurer Sim(m)on“ und „Maler Antony“ genannt, wobei Letzterer hierfür mit 150 fl. bezahlt wird. Laut dem KDV des ehemaligen Kreises Wangen von 1954 soll es sich um Simon Gast, Mauerermeister von Thann und Anton Widmann, Maler von Kißlegg handeln.[8] Eventuell hat er auch direkt im Anschluss die dekorative Ausmalung des Rittersaals in Schloss Wolfegg übernommen. Augenscheinliche Parallelen in Gestaltung, Farbigkeit und Flächigkeit sprechen für eine Beteiligung Widmanns in Wolfegg.[9] Als nächstes findet sich in den „Rechnungen über den Bau des Schlößchens zu Rimpach 1753–1765“ ein Maler „Anton Widmann/Kisslegg“[10]. Bauherr des Schlosses war Franz Karl Eusebius von Waldburg-Trauchburg (1701–1772), Fürstbischof von Chiemsee. Mit dem Tod seines älteren Bruders Friedrich Anton Marquard (1700–1744) hatte er die Herrschaft Trauchburg-Kißlegg geerbt. Für sein neues Jagdschloss in Rimpach engagierte er nicht nur den Waldburger Hausmaler Anton Widmann für einzelne Malerarbeiten, sondern auch Schlosser und Schreiner aus Kißlegg.[11]
[1] Vgl. ThB 35/1942, 515.
[2] Aufbewahrt: Schloss Zeil, Fürstlich Waldburg-Zeilʼsches Archiv, Abt. Kißlegg.
[3] Asam hat hier gemalt. In der Passionskuppel gibt es in der Pendentifzone aus Stuck vier Erdteile
[4] Stiftsarchiv Einsiedeln, A TP. 16: Rechenbuch des Abtes Thomas Schenklin (reg. 1714–1734); vgl. Vgl. Pfeiffer 1903, 55; Henggeler 1961, 85, 90–92.
[5] Die Kirche wurde von Franz Anton Erler (~1700–1756) in Zusammenarbeit mit seinem Gehilfen Benedikt Gambs (~1703–1751) ausgemalt. Die Tätigkeit Widmanns wird von den Verfassern des KDV von Wangen (1954, 194) auf kleinere Tätigkeiten beschränkt.
[6] Vgl. Pfeiffer 1903, 55; KDV Wangen 1954, 194.
[7] Vgl. KD Wangen 1954, 277.
[8] Schahl/Matthey 1954, 277
[9] s. ausführlich „Wolfegg, Rittersaal – Zuschreibungsproblematik“.
[10] vgl. Erlbeck 1982, 35. Erlbeck, Grit, Das Jagdschlösschen Rimpach bei Leutkirch, Mag. Arb., Tübingen 1982.
[11] Vgl. Erlbeck 1982, 37, 41
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016