Franz Karl Eusebius von Waldburg-Trauchburg-Kißlegg-Friedberg-Scheer Zitieren
* 23. Aug 1701, † 06. Jul 1772, Fürstbischof

Auftraggeber von

Diözese (historisch)

Kurzbiografie 

Der Erbauer[1] des Schlosses Rimpach, Franz Karl Eusebius (1701–1772) wurde am 23.08.1701 als jüngster Sohn der Gräfin Maria Sophia, geb. Oettingen-Wallerstein (1666–1743) und des Grafen Christoph Franz von Waldburg-Trauchburg (1669–1717) auf Schloss Dürmentingen geboren. Über seine früheste Kindheit ist nichts bekannt. Als Franz Karl Eusebius 16 Jahre alt war, verstarb in Innsbruck sein Vater, der Mitglied im Reichshofrat und Geheimer Rat am kaiserlichen Hof in Innsbruck gewesen war. [2] Er wie auch seine sieben Geschwister kamen unter die Vormundschaft von Johann Maria von Waldburg-Wolfegg-Waldsee (1661–1724). Franz Karl Eusebius studierte bereits seit dem 6.12.1715 an der Universität Salzburg und ging zu Beginn der 1720er ans Collegium Germanicum et Hungaricum nach Rom.[3] 1719 folgte er zunächst als Domherr in Salzburg und dann 1720 Basel (resigniert 1727) seinem Bruder Joseph Wilhelm (1694–1756), der im Herbst 1719 seine Kanonikate in beiden Domkapitel niedergelegt hatte, um das Erbe ihres Vaters anzutreten.[4]

Im Erbteilungsvertrag von 1719 verzichtete Franz Karl Eusebius auf seine Erbansprüche zugunsten seiner drei Brüder Joseph Wilhelm, Johann Ernst II. (1695–1737) und Friedrich Anton Marquard (1700–1744). Er machte in Salzburg rasch Karriere. Am 22.2.1728 wurde er Präsident des Kriegsrates und zwei Jahre später, am 1.1.1730, des Hofrates. Zwanzig Jahre nach seinem Aufschwörungseid in Salzburg wählte ihn das Salzburger Domkapitel am 7.3.1739 zum Dekan. Diese Amt resignierte er zwar 1747, wurde aber 1755 Senior des Domkapitels. Ebenfalls 1739 zeichnete ihn Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian (reg. 1727–1744) mit dem Titel eines Geheimen Rates aus. Der Fürsterzbischof und sein Nachfolger Jakob Ernst von Liechtenstein (reg. 1745–1747) vertrauten Franz Karl Eusebius des Öfteren immer wieder diplomatische Missionen an wie anlässlich der Verhandlungen über die Kaiserwahl 1742 oder über Salzangelegenheiten und über die Schäden in Folge des Österreichischen Erbfolgekriegs mit Bayern 1745.[5] Fürsterzbischof Jakob Ernst nominierte ihn 1746 zum Fürstbischof von Chiemsee, zu dem er innerhalb von zwei Wochen in Salzburg konsekriert und in der Kirche des Augustinerchorherrenstifts Herrenchiemsee[6] investiert wurde. Seine ständige Residenz war der Chiemseehof in der Salzburger Altstadt, wo er auch am 6.07.1772 verstarb. In seiner neuen Funktion berief er wie seine Vorgänger[7] keine zwei Jahre später eine Diözesansynode in St. Johann in Tirol ein, wo die Chiemseer Fürstbischöfe seit dem 15. Jahrhundert eine Sommerresidenz hatten.[8] Er visitierte 1752 zunächst nur den bayerischen Teil, dann 1763 das gesamte Bistum. In seinem Testament bedachte er besonders Kirchen in seiner oberschwäbischen Heimat.[9] Darüber hinaus beschenkte er die Almosenpflege der Grafschaft Trauchburg sowie die Kapelle des Chiemseehofes, indem er dieser eine zweite Hofkaplanei stiftete.

Nicht nur seine geistlichen Ämter beschäftigten ihn. 1744 mit dem Tod seines Bruders Franz Anton Marquard (1700–1744), der sieben Jahre zuvor, 1737, die Herrschaft Trauchburg-Kißlegg von ihrem gemeinsamen Bruder Johann Ernst II. (1695–1737) geerbet hatte, fiel diese in den Besitz von Franz Karl Eusebius. Zwanzig Jahre später, wiederum mit dem Tod des letzten männlichen Spross der Trauchburger Linie in Friedberg-Scheer, Leopold August (1728–1764) wurden die 1719 geteilten Herrschaften unter seiner Führung letztmalig vereint. Beide Herrschaften standen kurz vor dem finanziellen Ruin.[10] Franz Karl Eusebius bewies Geschick in der wirtschaftlichen und finanziellen Verwaltung des zerrütteten Besitzes.[11] Hierzu residierte er bei Aufenthalten zunächst wohl im Neuen Schloss von Kißlegg. [12] Als leidenschaftlicher Jäger boten sich ihm auf dem Trauchburger Gebiet insbesondere die große und waldreiche Gebirgslandschaft der Adelegg an.[13] An dessen nord-westlichen Ausläufern ließ er, „um bequemer zu wohnen“ [14] zwischen 1754 und 1757 gegenüber vom alten Brauhaus von Rimpach ein kleines Jagdschloss bauen. Die in ihren Grundmauern bis ins 14. Jahrhundert zurückgehende Kirche ließ er 1765 ebenfalls vom Kaiserl. Oberamtsbaumeister beider Graf- und Herrschaften Bregenz und Hohenegg Johann Georg Specht (1720–1803) und dem schwäbischen Maler Franz Anton Dick (†1784) barockisieren. Im gleichen Jahr gründete er auch eine Kongregation zur Anbetung der hl. Eucharistie und bedachte diese besonders in seinem Testament von 1768.[15]

Mit seinem Tod 1772 wurden die Herrschaften wieder geteilt: Trauchburg-Kißlegg kam an Franz Anton von Waldburg-Zeil (†1790) und Friedberg-Scheer wurde gemeinsam von den Oberhäuptern der Linien Wolfegg-Wolfegg, Wolfegg-Waldsee und Zeil-Wurzach bis zum endgültigen Verkauf 1786 an die Fürsten von Thurn und Taxis verwaltet.[16]

[1] In der Oberamtsbeschreibung Wangens von 1841 wird fälschlicherweise Friedrich Karl von Waldburg als Bauherr genannt. Vgl. Pauly 1841, 176.

[2] S. ausführlich Kurzbiographie „Joseph Wilhelm von Waldburg-Trauchburg-Friedberg-Scheer (1694–1756)“, Anm. ??.

[3] In der Bibliothek der Fürsten von Waldburg-Zeil auf Schloß Zeil hat sich ein Vorlesungsmanuskript aus dem Jahr 1723 erhalten, das auf einen Studienaufenthalt in Rom verweist. Vgl. Bosshart-Pfluger 1983, 315 Anm. 1609; Gatz 1990, 544.

[4] Franz Karl Eusebius leistete seinen Aufschwörungseid in Salzburg am 30.6.1719 und in Basel am 17.9.1720, wobei er in Basel am 1.12.1727 resignierte. Vgl. Riedl 1867, 140, 273; Vgl. Bosshart-Pfluger 1983, 314, 329.

[5] Vgl. Gatz 1990, 544f.

[6] In Herrenchiemsee wurde Franz Karl Eusebius in sein neues Amt als Fürstbischof am 18.08.1746 eingeführt. Vgl. Gatz 1990, 545.

[7] Wie z.B. 1709 unter Fürstbischof Johann Sigmund von Kuenburg (reg. 1708–1711) und 1713 unter Fürstbischof Franz Anton Adolph von Wagensperg (reg. 1712–1723).

[8] Eine alte Aufnahme eines verschollenen Gemäldes der Synode hat sich erhalten. Siehe hierzu Fischer 2008, 3.

[9] Wie die Kirche St. Leonhard in Rimpach und die Loreto-Kapelle in Neutrauchburg. Vgl. Rauh 1968, 54.

[10] Während im Fall von Trauchburg-Kißlegg Johann Ernst II. zwischen 1719 und 1737 mithilfe von groß angelegten Verkäufen zu einer Reduktion der Schulden beitrug, resultierte die sieben jährige Verwaltung von Friedrich Anton Marquard in einen Anstieg um fast 100 000 fl. von 400 000 auf „nahezu eine halbe Million Schulden“ (Vgl. Rauh 1971, 183f.). Dies führte dazu, dass 1749 der Reichshofrat den Fürsten Joseph Wilhelm Ernst von Fürstenberg (1699–1762) mit der Untersuchung der Schulden nicht nur der Herrschaft Friedberg-Scheer, sondern auch der ebenso verschuldeten Herrschaft Trauchburg-Kißlegg beauftragte. Vgl. Richter 1990, 212f.; Zürn 1998, 406; ders. 2006, 247.

[11] Zwischen 1744 und 1764 schaffte es Franz Karl Eusebius die auf der Herrschaft lastenden Schulden in Höhe von nahezu einer halben Million Gulden zu halbieren. Vgl. Rauh 1968, 61; Rauh 1971, 183, 191; Zürn 2006, 250.

[12] Hier Grit Erlbeck wiedersprechend, residierte Franz Karl Eusebius nicht in Alttrauchburg, die zu dieser Zeit nicht mehr als eine Ruine gewesen ist, sondern vermutlich im Neuen Schloss von Kißlegg, das erst in den 1720er von Johann Ernst II. erbaut worden war. Die Alttrauchburg wurde schließlich 1784 unter den Grafen von Waldburg-Zeil endgültig abgebrochen. Vgl. Petzet 1959, 72; Erlbeck 1982, 3; Thierer 2006, 310.

[13] Vgl. Rauh 1968, 61f.

[14] Pauly 1841, 179.

[15] Vgl. Rauh 1968, 54; ders. 1971, 193–198. Wie die zweite Auflage einer 312 Seiten umfassende Unterweisung in der Anbetung des allerheiligsten Altarsakraments in Rimpach aus dem Jahr 1848 belegt war die Bruderschaft auch noch im 19. Jahrhundert sehr lebendig. Das Büchlein wurde von der Bayerischen Staatsbibliothek digitalisiert und online gestellt: „Verehrung des allerheiligsten Altars-Sakramentes in Betrachtungen und Gebeten zum allgemeinen Gebrauche, besonders aber für die Mitglieder der Mechthildischen Bruderschaft zur ewigen Anbetung des allerheiligsten Altarssakramentes in Rimpach, Kempten: Kösel 1848“, http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10704788-3. è BESTEHT sie noch heute?

[16] Vgl. Rauh 1971, 199–204.

Bibliografie 

Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016

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Forschungsplattform Erdteilallegorien im Barockzeitalter / Research Database Continent Allegories in the Baroque Age

Nirgendwo hat der Barock eine solche Dichte an Allegorien der vier Erdteile – Europa, Asien, Afrika und Amerika – hervorgebracht wie im Süden des Heiligen Römischen Reiches. In ihnen manifestieren sich die Vorstellungen des Barock von der Gestalt der Welt, ihrer politischen, sozialen und spirituellen Ordnung, vom Fremden wie vom Bekannten. Diese einzigartige Sammlung dokumentiert Darstellungen der vier Erdteile in Fresken, Stuck, Gemälden oder Skulpturen in ihren ursprünglichen Ausstattungskontexten. Baugeschichten sind ebenso erfasst wie Künstler und Auftraggeber.

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