Im rechten Teil des Langhausfreskos in der Ringinger Marienkapelle hat sich Johannes Baptist Bitzenhofer von seinem Vetter Franz Ferdinand Dent (1723–1791) im Alter von 64 Jahren verewigen lassen. Er ist als Priester in schwarzer Soutane, weißem Chorhemd, roter Stola und einem schwarzen Beffchen gekleidet. Mit seiner linken Hand verweist er auf die neben ihm dargestellte Pfarrkirche St. Martin, die er zu Beginn seiner Ringinger Amtszeit 1749 ebenfalls von Dent ausstatten hat lassen. Hinter ihm begleitet ihn eine Gruppe von Menschen: seine Pfarrgemeinde. Als Einziger nimmt er selbstbewusst direkten Blickkontakt mit dem Betrachter auf. Der Ausdruck seines fast faltenfreien Gesichts steht im Widerspruch zu seinem für das 18. Jahrhundert hohem Alter[1], insbesondere zu seiner präsentierenden Haltung und den von ihm realisierten Projekte (Pfarrkirche und Kapelle). Die dunklen Augenringe und die zusammengezogenen Augenbrauen verleihen ihm ein kränkliches, müdes Aussehen. Der Grund für diese Darstellungsweise bleibt im Dunkeln.
Johannes Baptist Maria Bitzenhofer wurde am 15. August 1699 in Zeil geboren. Als Taufpaten standen ihm der Propst des Kollegiatsstifts Zeil Joseph Diepolder und die Gräfin Maria Franziska Elisabeth von Waldburg-Zeil (1668–1727) zur Seite. Seine Mutter Maria Benedicta Bitzenhofer (*1675) war eine geborene Dent aus Gebrazhofen. Sein Vater Johann Adam Bitzenhofer arbeitete als Gerichtsschreiber und Rentamtsverwalter für die reichsgräfliche Familie von Waldburg-Zeil. Er hatte zwei Brüder und eine Schwester: Anton Willibald Maria (1699–1776), Franz Kajetan Joseph (1701–1754) und Maria Franziska Josepha (1703–1766). Alle drei Brüder schlugen die geistliche Laufbahn ein. Während sein jüngerer Bruder Franz Kajetan Joseph zunächst Zeil’scher Hofkaplan und schließlich Stiftspropst wurde, schaffte es Johannes Baptist Maria „nur“ zum Pfarrer. Zwischen 1725 bis 1731 war er in Kirchen und Kirchtal bei Engen Kaplan. Zu dieser Zeit wohnte in Kirchen auch sein Onkel mütterlicherseits mit seinen Kindern. Darunter befand sich auch der erst zweijährige Franz Ferdinand, zu dessen Förderer Bitzenhofer werden sollte. Im Anschluss übernahm er die Pfarrstelle in Neufra an der Donau, von wo er 1741 nach Ringingen wechselte. Beide Pfarreien unterlagen der fürstenbergischen Patronatsherrschaft. Hier lebte er bis zu seinem Umzug nach Melchingen anlässlich seiner Pensionierung am 31. Januar 1784. Der Tod ereilte ihn acht Monate später am 1. Oktober 1784.[2]
In seiner Zeit als Pfarrer von Ringingen ließ er 1749 die Pfarrkirche St. Martin und 1763 die Marienkapelle von seinem Vetter Dent ausstatten. Neben dem Porträt findet sich am Antependium des Altars auch sein Wappen: „eine Staude mit drei Hagebutzen auf einem Dreiberg auf dem Schirm und als Helmzier einen Mann mit quadrierter Brust, mit Hut und einem Hagebutzenstängel in der Rechten. Die Linke ist in die Hüfte gelegt und hält einen geraden Stängel mit Blüten.“[3] Während die Pfarrkirche noch unter seinen Vorgängern zwischen 1707 und 1724 erbaut worden war, sorgte er für den Neubau der Marienkapelle. 1770 gründete er auch die „Marianische Bruderschaft und Bundesvereinigung unter dem Titel und Schutz Maria vom Guten Rath“[4]. Zwischen 1755 bis 1776 lebte sein ältere Bruder Anton Willibald bei ihm in Ringingen.
[1] Die Lebenserwartung im 18. Jahrhundert betrug durchschnittlich 27 Jahre, wobei ihn sein gehobener Stand als Geistlicher bevorzugte. Vgl. Dülmen 1/2005, 207–215.
[2] Vgl. ausführlich Pfeffer 1932, 32f.
[3] Kraus 1968, 14.
[4] Kraus 1968, 11. Hier sind auch die Regeln und Satzungen zusammengefasst.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016