Ebbs (PB Kufstein), Mariä Himmelfahrt Zitieren
Den höchsten Punkt des Schalldachs bilden das Nomen Sacrum IHS in einem Strahlenkranz. Darunter steht eine Skulptur des Apostels Paulus. Mit der rechten Hand segnet er die unterhalb im Halbkreis angeordneten geflügelten Putti, die die vier Weltteile repräsentieren. Sie stehen oder sitzen auf den ausladenden Schwüngen des Schweifwerks, das sich von den Rändern des Schalldachs hin zu dem Sockel aufschwingt, auf dem der Apostel steht. Links außen steht Amerika, erkennbar an dem Federputz auf ihrem Kopf, an dem Bogen in ihrer Hand und dem Köcher voller Pfeile auf ihrem Rücken. Links vorne kniet Europa mit gefalteten Händen, gekennzeichnet durch das Krönchen auf ihrem Haupt. Rechts vorne sitzt Asien mit ausgestreckten Beinen und lebhaft gestikulierenden Armen. Auf dem Kopf sitzt ein goldener Turban mit Halbmond, Feder- und Haarbusch. Rechts hinten steht schließlich Afrika, ausgestattet mit Federrock, Federkragen und Federkrone. In der linken Hand hält sie einen Sonnenschirm.
Der Bildhauer Josef Martin Lengauer wählte eine sehr verbreitete Anordnung der Erdteile. Europa und Asien sind an prominenter, gut sichtbarer Stelle vorne angebracht. Amerika und Afrika sind hingegen an den rückwärtigen Ecken platziert. Diese beiden Erdteile sind darüber hinaus durch die dunkle Hautfarbe und den Federschmuck als stereotyp barbarisch oder exotisch charakterisiert.
An den Ecken des Kanzelkorbs sind vier weitere Putti angebracht. Drei davon sind anhand der Attribute Herz, Kreuz und Anker als Verkörperungen der Tugenden Liebe, Glaube und Hoffnung zu identifizieren. Das Attribut des vierten Putto ist nicht mehr vorhanden, eine Identifizierung ist daher vorerst nicht möglich. Ein links auf der Brüstung des Kanzelkorbs sitzender Putto hält ein Kreuz mit dem Gekreuzigten. Die goldenen Kartuschen auf den Wänden des Kanzelkorbs zeigen Szenen, die das Thema des guten Hirten variieren. Der Kanzelfuß geht unmittelbar in das darunter stehende Beichtgestühl über, an der Verbindungsstelle prangt das Emblem der gekreuzten Schlüssel Petri.
Insgesamt steht die Ausstattung der Kanzel im Zeichen der Kirche. Alles geht von Christus aus, folgerichtig krönt das Nomen Sacrum den Kanzelbau. Gleichzeitig erinnert es an die Worte IHS, die das abgeschlagene Haupt des Paulus ausgerufen haben soll. Der Kirchenvater Paulus segnet die ganze Welt, vertreten durch die vier Erdteile. Das über ihm angebrachte Monogramm „Der Kirchenvater Petrus“ ist im Symbol der Schlüssel unterhalb des Kanzelkorbs präsent. Dies ist gleichzeitig ein Verweis auf das Bibelwort von dem Felsen, auf den Jesus seine Kirche baut (Mt 16,18). Die Allegorien der christlichen Tugenden verweisen auf die Botschaft der Kirche. Das Thema des guten Hirten kann als Bezug auf Christus genauso wie auf die beiden Apostel oder die Rolle der Kirche gedeutet werden.
KANZEL
- Schalldach:
- Nomen sacrum IHS
- Paulus
- umgeben von den vier Erdteilen, von Westen nach Osten:
- Amerika
- Europa
- Asien
- Afrika
- Schalldeckel unten: Heiliger Geist
- Kanzelkorb:
- Putti, von Westen nach Osten:
- Liebe (flammendes Herz)
- Glaube (Kreuz)
- Hoffnung (Anker)
- Putto ohne Attribut
- Medaillons zum Thema des Guten Hirten (Johannes 10), von Westen nach Osten
- Johannes 10,3: „Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus.“
- Johannes 10,4: „Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme.“
- Johannes 10,11-10,15: „Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.“
- Putti, von Westen nach Osten:
- Kanzelfuß: Schlüssel Petri
- Beichtgestühl unter der Kanzel:
- links: Statue des Hl. Josef mit Kind
- rechts: Statute des Hl. Johannes Nepomuk
1954 Restaurierung des Kircheninneren
Zuletzt aktualisiert am: 12.03.2016