Klimmach (Augsburg), Zur Schmerzhaften Muttergottes Zitieren
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Die vier Erdteile haben sich um eine Weltkugel versammelt. Von links nach rechts folgen auf die weibliche Personifikation Europa die männlichen Vertreter Asien, Amerika und Afrika. Alle tragen weite buntfarbige Gewänder und sind anhand von einzelnen Attributen als jeweiliger Repräsentant zu identifizieren. Zu Füßen Europas liegen auf einem roten Kissen die Symbole ihrer Macht: Krone, Tiara, Szepter, Collane mit Kreuzanhänger und ein Doppelkreuz. Asien trägt einen Turban mit einem Halbmond und hält ein Weihrauchfass in die Höhe. Amerika ist von rotbrauner Gestalt und hält einen Pfeil. Eine Federkrone schmücken ihr und das Haupt Afrikas. Letzter ist von dunkler Hautfarbe. Alle haben ihren Blick auf das Herz Marias gerichtet, das von zwei Putti getragen wird.
von West nach Ost:
ORGELEMPORENBRÜSTUNG
(~1708): Passionszyklus [Ölgemälde]
nördliche Seitenkapelle (Florian Bosch, 1953):
- über dem Eingang zur Kapelle: Engel mit Christusmonogramm IHS
- Mittelbild: Gnadenstuhl (ersetzt) – Spruchbänder: SANCTUS, SANCTUS, SANCTUS | ECCE! MYSTERIUM FIDEI!
- Seitenbilder: 4 Embleme:
- Taube mit Zweig im Schnabel – Inschrift: Opus Iustitiae pax
- Dreieck mit Auge – Inschrift: Pater vidit in abscondito
- leer
- Lamm mit Federbusch auf dem Kopf vor dem geöffneten Buch mit den sieben Siegeln – Inschrift: Dignus es accip.[ere] et aperire
- Pendentifbilder: 4 Embleme
- Getreidgarben, Sonne – Inschrift: ut sol electa?
- Krone mit Marienmonogramm – Inschrift: Quae est ista
- Vogel auf Zweig, aufgehende Sonne – Inschrift: quasi aurora consurgens
- Landschaft bei Vollmond – Inschrift: pulchra ut luna
LANGHAUS (1707/08):
- nördliche Inschriftenkartuschen:
- CRVX CLAVIS COELI
- CRVX SPES CHRISTIANORUM
- JN CRVCE MORIAR
- Mittelbilder:
- IHS (stuckiert)
- die Auffindung des Kreuzes durch die heilige Helena
- die Vision Konstantin des Großen
- der heilige Michael
- südliche Inschriftenkartuschen:
- CRUX REGIA VIA
- O CRVX AVE SPES VNICA
- JN CRVCE SALVS
SÜDLICHE SEITENKAPELLE (1729)
- über dem Eingang zur Kapelle: Engel mit Marienmonogramm MARIA
- Mittelbild: Verherrlichung des Herzens Mariens durch die vier Erdteile
- Seitenbilder: 4 Embleme
- Sonnenfinsternis über Landschaft – Inschrift: Morientis sideris umbra.
- Einzug in die Arche Noah Inschrift: Armat & castigat
- Weinrebe mit Sichel beschnitten – Inschrift: Ut mero gaudeas.
- Zwei Vögel auf einem Feld – Inschrift: creavit gem.
- Pendentifbilder: 4 Embleme
- Kreuz auf einer Hand abgebildet – Inschrift: Remissas manus erigite.
- entflammtes Herz mit Kreuz, von einem Dolch durchstossen – Inschrift: Usque ad divisionem animae
- Patriarchalkreuz auf Berg – Inschrift: Iustus meus ex fide vivit
- Anke – Inschrift: Gloriam spei restineamus.
CHORBOGEN
Inschriftenkartusche: NOS AVTEM GLORIARI OPORTET IN CRVCE DOMINI NOSTRE JESV CHRISTI
CHOR (1707/08)
- nördliche Wand:
- Hl. Helena (Ölbild)
- Seenot mit Hans von Rechenberg (Oratoriumsbrüstung)
- nördliche Inschriftenkartusche:
- ET DOMIN, IN VOCE TVBAE
- PSALLITE PSALLITE REGI!
- nördliches Seitenbild: musizierende Engel
- Mittelbilder:
- Heiliger Geist als Taube
- Himmelfahrt Christi
- südliches Seitenbild: musizierende Engel
- südliche Inschriftenkartuschen:
- ASCENDIT DEVS IN JVBILO
- DEO NOSTRO PSALLITE
- südliche Wand:
- Kaiser Konstantin (Ölbild)
- Einzug in die Arche Noah (Oratoriumsbrüstung)
1872, 1899 und 1926 Innenrenovierung
1951–1954 Innenrenovierung:
- Ausmalung der nördlichen Seitenkapellen durch Florian Bosch
- Freilegung der Embleme in der südlichen Seitenkapelle
1974/75 Außenrenovierung
Die Klimmacher Pfarr- und Wallfahrtskirche Heiliges Kreuz befand sich seit dem 13. Jahrhundert auf kurbayerischem Gebiet, das von verschiedenen Pfandinhabern verwaltet wurde. Zur Zeit der Ausstattung wurde die Herrschaft direkt von Mitgliedern der Wittelsbacher Familie verwaltet. So richtete der amtierende Pfarrer Michael Menner (reg. 1699–1739) sein Klageschreiben an die Herrschaftsinhaberin, die Witwe des bayerischen Herzogs Maximilian Philipp von Bayern-Leuchtenberg, Mauritia Febronia von Bayern:
„[E]in pfortsambes und miserables ansechen unter währentem Gottesdienst sich eraignet, in deme wegen starkhen Zulauff des kürchfahrenten Landvolks ein solches Geschrey entstanden, daß es villmehr dem Umbringen als einer geziemenden Gottesdienst beywohung gleichsahe, sintemahlen nit wenige erbärmlich geschrien, in ohnmacht sinkende keinen Ausgang finden khunten, sondern über die Köpf der stehenten müeßten herausgezogen werden … Noch mehr hat den Scheckhen vermehret das biegen und krachen der Paarkirchen [Empore], so denen Unten stehenten nit wenig Schröckhen einjagete. Übrigens hat auch der halbe Thaill des Volcks ufm Freithoff ausser der Kirchen wegen der Enge im Regen und schneewetter verfrohrner mit wehklagen stehent verbleiben miessen […]“[1],
Angesichtes der Einsturzgefährdung unterstützte sie das Bauvorhaben großzügig.[2] Nach ihrem Tod, 1706, fiel die Herrschaft an ihren Neffen, den Kurfürsten Maximilian II. Emmanuel von Bayern.
Der Neubau unter Leitung von Matthias Stiller, der auch die Stuckausstattung anfertigte, dauerte von 1705 bis 1708. Finanziert wurde er aus den Einnahmen der Wallfahrt. Die Malereien im Langhaus sowie im Chor stammen von der Hand des Malers Michael Niggl. Zwanzig Jahre später, 1729, wurden durch Stillers Sohn Michael am Langhaus querhausartige Seitenkapellen angebaut. Die Freskierung mit der Darstellung der Verherrlichung des Herzens Mariens durch die vier Erdteile in der rechten Seitenkapelle wird ebenfalls Niggl zugeschrieben. Anlass war nun allerdings die Gründung einer Bruderschaft zu Ehren der Sieben Schmerzen Mariä.[3]
[1] Zitiert nach: KF Klimmach 2004, 2.
[2] KF Klimmach 2004, 2.
[3] Vgl. Epple Stiller 1984, 48.
Zuletzt aktualisiert am: 02.12.2015