Landshut (Landshut), St. Blasius Zitieren
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Im Zentrum des Bildes leuchtet die Monstranz mit der konsekrierten Hostie der Sonne gleich am Himmel. Engel umgeben es. Im unteren Teil des Freskos ist eine Landschaft zu sehen. Diese irdische Landschaft wird durch eine Tempelarchitektur, gebaut auf einem dreistufigen Podest, sowie einem Hain von Palmen begrenzt. Im Zentrum des Geschehens auf Erden befinden sich zwei Frauengestalten, die sich um ein Kirchenmodell mit päpstlichem Wappen gruppieren.
Die Frau auf der linken Seite des Modells ist Europa, die sich mit ihrer linken Hand, in der sie ein hölzernes Kreuz hält, an die Kirche lehnt. Europa, die auf einem roten Kissen kniet, trägt auf ihrem langen gewellten Haar eine goldene Krone und richtet ihren Blick empor zur Eucharistie. Ihr weißes Gewand wird von einem, über die Schultern geworfenen goldenen Umhang bedeckt. Der Umhang aus schwerem Tuch wird von zwei hinter ihr befindlichen Pagen gehalten. Die rechte Hand Europas weist auf einen zu ihren Füßen an den Stufen krächzenden Adler, der einen Reichsapfel mit einer seiner Krallen umfasst.
Die Frauengestalt an der rechten Seite des Kirchenmodells ist Asien. Sie trägt ein überlanges grün-gelbes Kleid und darüber einen blauen Mantel, der von einer schwarzen Brosche gehalten wird. Als Kopfputz dient ihr ein Turban in der Form eines Hennins, von dem ein Flinder herabhängt. Zu ihrer linken Seite steht ein Kohlebecken auf einem kleinen Tisch. Sie versorgt es mit frischem Weihrauch, den sie in ihrer rechten Hand emporhält.
Nicht mehr auf den Stufen, sondern auf der anschließenden Rasenfläche steht Afrika ebenso reich gekleidet und dargestellt als dunkelhäutige männliche Gestalt. Er kommt in Begleitung eines Pagen, der einen Sonnenschirm über den Abgesandten des schwarzen Kontinents hält. Ein Papagei hält sich am Stiehl des Sonnenschirms fest.
Ihm gegenüber – ebenfalls auf der Rasenfläche – kniet Amerika in Rückenansicht. Anders als seine Geschwister ist er in einem kurzen Gewand gekleidet, dessen Borte in Federn ausläuft. Darüber trägt er einen roten Mantel und auf dem Rücken einen Köcher voller Pfeile. Eine Federkrone schmückt sein Haupt. Wie Afrika wird er in Anbetungshaltung mit gefalteten Händen gezeigt. Ihm gleich tut es auch sein Begleiter, der bis auf einen Federrock unbekleidet ist.
Für weiterführende Informationen zum Thema siehe das Schlagwort „Eucharistie (Huldigung)“ in der rechten Seitenleiste.
von West nach Ost:
LANGHAUS
- nördliches Seitenschiff: Szenen aus dem Leben des heiligen Dominikus und die Rosenkranzkönigin
- Mittelbilder (Decke):
- die mysthische Vermählung der heiligen Katharina
- der Garten paradiesischer Wunder und am Himmel die Rosenkranzspende an den heiligen Dominikus im Beisein weiterer Heiliger sowie Ordensangehörige – Inschriftenkartusche: IN PLENITUDINE SANCTORUM DETENTIO MEA [Ekkli 24]
- der heilige Dominikus verbrennt die Bücher der Häretiker [Signatur]
- Hauptschiff (Wand): die vier Kirchenväter, der Kirchenlehrer Thomas von Aquin, der große Prediger Bernhard von Clairvaux und weitere Dominikanerheilige
- südliches Seitenschiff: das Martyrium des Kirchenpatrons Blasius
CHOR
- Mittelbilder:
- Verherrlichung der Eucharistie durch die vier Erdteile (A)
- Darstellung des harfespielenden Davids, umgeben von musizierenden Engeln
- Seitenbilder von (A): vier Evangelisten
Eine erste Restaurierung, deren exakte zeitliche Durchführung im Dunkeln ist, soll um 1900 erfolgt sein.[1] Der Restaurator Franz Dambeck, der über die zweite Restaurierung Anfang der 1960er-Jahre einen Bericht verfasst hatte, beurteilt die vorausgegangenen Eingriffe mit folgenden Worten: „Sie war mit den Fresken etwas gewalttätig umgegangen, vor allem wies das Chorfresko breite Stellen massiver Übermalungen auf. Die teilweise Vergoldung des Chordeckenstucks war in Ölgold ausgeführt worden. Der gesamte Stuck sowie die gesamten Wandflächen waren weiß gekalkt worden. Unter dieser Tünche konnte nur an einigen Medaillons kalt-grüne Farbspuren aufgedeckt werden, im übrigen war nirgends eine Farbgebung oder auch nur leichte Tönung festzustellen […] Zudem fand sich am Stuck des Langhauses keine Spur einer ehemaligen Vergoldung. Entweder ist bei der letzten Restaurierung eine alte Farbtönung so radikal beseitigt worden, wie dies kaum irgendwo anzutreffen ist – oder sie hat nie bestanden.“[2]
Die konstatierten Übermalungen sind aufgrund eines „künstlerischen Anliegens“ nur im Fresko „David mit Harfe“ erfolgt, „das anschließende Bild im Chor [Eucharistieanbetung] wies keine derartige Korrekturen mehr auf“[3]. Erstaunlich ist, dass Eingriffe von Dambeck unerwähnt bleiben, die ein Vergleich historischer Aufnahmen[4] im Bestand des Fotoarchivs Bildindex für Kunst und Architektur in Marburg mit Fotos nach der Restaurierung von 1962/63 offenbaren. Auf den alten Aufnahmen mit Aufnahmevermerk „vor 1945 bzw. vor dem 1. Weltkrieg“ sind in den Kartuschen des Langhauses seitlich des Deckengemäldes sowie oberhalb der Arkadenscheitel noch erklärende Inschriften zu erkennen. Die Inschriften sowie auch die Namen der an den Langhauswänden angebrachten Heiligen müssen folglich im Zuge der Sechzigerjahre-Restaurierung getilgt worden sein[5], da eine vierte ebenfalls undatierte Restaurierung zwischen 1900 und 1963 nicht wahrscheinlich ist. Letztlich wurden die Inschriften auch nicht mehr im Rahmen der letzten Restaurierung Ende des Jahrtausends wiederhergestellt.
[1] Vgl. Dambeck 1966, 27.
[2] Dambeck 1966, 27.
[3] Dambeck 1966, 28. Vgl. auch die historische Aufnahme im Marburger Fotoarchiv mi04759g04
[4] Auf den Aufnahmen ist als Aufnahmedatum „Vor 1945“ vermerkt. Vgl. Signaturen mi01906g07, mi04759g05 und mi01906g06.
[5] Wie von Christine Liebold in ihrer Dissertation von 1981 vermutet: vgl. Liebold 1981, 165 Anm. 293 und 167 Anm. 299.
Zuletzt aktualisiert am: 02.12.2015