Oberigling (Landsberg am Lech), SS. Peter und Paul Zitieren
Das Ausstattungsprogramm, das in zwei Phasen 1735 und 1759 entstanden ist, ist nur noch im Chor im Original erhalten. Es zeigt Maria vom Trost als Helferin gegen die Türken umgeben von den vier Erdteilen. Das Langhausfresko stellte, bevor es 1829 Reparaturen am Dach zum Opfer fiel, Die Einsetzung der Bruderschaft Maria von Trost dar. In dieser Darstellung sollen mehrere Mitglieder der Hofmarksfamilie von Donnersberg sowie zehn Pfarrherren inkludiert gewesen sein, die allesamt „im Portrait sehr gut getroffen“[1] gewesen waren. Während das Langhausfresko direkt auf die Bruderschaft Bezug nimmt, steht das Chorfresko ganz im Dienst einer der grundlegenden Aufgaben der Bruderschaft: der Memoria. Laut Volksmund soll der kniende Mann vorn links im Bild als Empfänger des Bruderschaftsgürtels Maria Eusebius Augustin von Donnersberg darstellen – ein Bruder des „Bruderschaftsgründers“ und Onkel des Hofmarksherrn zur Zeit der Ausmalung. Er starb 1685 während der Offensive der Habsburger gegen die Osmanen im Alter von 23 Jahren eines „heldenmüthigen Todes“[2].
Dieses Mittelfresko ist umgeben vier Einzelkartuschen, die jeweils einem Repräsentanten der vier Erdteile gewidmet sind.
[1] Aus der Chronik des Pfarrers Innozenz Wolfmüller, zitiert nach: Fees-Buchecker 2009, 95.
[2] Dellinger 1851, 22; vgl. CdbM 1/1976, 169; Müller 1991, 99 und 173. Während Joachim Dellinger schreibt, dass Eusebius Augustin während der Belagerung von Ofen starb, verorten die Autoren des CdbM sowie Mechthild Müller seinen Tod in der Schlacht von Raab (heute: Györ). Allerdings ist für 1685 weder für Ofen noch für Raab eine solche Belagerung beziehungsweise Schlacht überliefert. In Ofen fand die erste Belagerung vom 27. Juni bis 30. Oktober 1684 und die zweite Mitte Juni bis 2. September 1686 statt. Am 16. August 1685 errangen die christlichen Truppen unter Führung von Karl V. von Lothringen in der Schlacht bei Gran (heute: Esztergom) einen Sieg über das osmanische Heer. Somit kann es sich hierbei um einen Irrtum beim Todesjahr oder beim Sterbeort handeln. Allerdings schreiben Steichele/Schröder, die Autoren der Bistumsbeschreibung, auf die sich das CdbM bezieht, lediglich, dass Eusebius Augustin „1685 in baierischen Kriegsdiensten in Ungarn fiel“. Bisthum Augsburg 8/1912–1932, 293.
von West nach Ost:
ORGELEMPORENBRÜSTUNG (erneuert 1853)
- oben:
- die Rede Petri im Anschluss an das Pfingstwunder (Apg 2, 14)
- der Wandel auf dem Meer (Matth 14, 27-31)
- die Predigt des heiligen Paulus un Damaskus
- die Heilung eines Lahmen durch den heiligen Paulus
- Unterseite:
- die Befreiung Petri – Inschrift: Petrus wird durch einen Engel befreit
- die Heiligen Petrus und Paulus
- die Taufe des heiligen Paulus durch Ananias (Apg 13) – Inschrift: St: Paulus wird von Ananias getauft.
- unten:
- die Kreuzigung Petri
- das letzte Abendmahl
- die Enthauptung des heiligen Paulus
LANGHAUS (erneuert 1853)
Begegnung der heiligenPetrus und Paulus vor ihrem Martyrium
CHOR
- Decke:
- Mittelbild: Maria vom Trost als Beschützerin in einer Türkenschlacht
- Seitenbilder: die vier Erdteile
- Zwickel: Wirksamkeit des Heilszeichens der Gürtelbruderschaft als Embleme
- Frau führt Drachen an einem schwarzen Gürtel – Spruchband: CVNCTIS AMOENA
- Türke bedroht eine Frau mit seinem Säbel, wobei der Stich von ihrem schwarzen Gürtel abgewendet wird – Spruchband: DESTRVIT INSIDIAS
- Mann bindet sich mit einem schwarzen Gürtel an dem Mast eines Schiffes zum Schutz vor einem aufkommenden Sturm fest – Spruchband: GLOBO RESISTIT.
- Räuber überfällt einen Pilger, der einen schwarzen Gürtel trägt – kein Spruchband
- Wand – Oratorienbrüstung:
- nördlich: die Berufung des Petrus
- südlich: die Bekehrung des Saulus
Die wesentlichen Eingriffe in das Deckenprogramm erfolgten:
1829 Reperaturen am Dach; Zerstörung des Langhausfreskos
1853 Neufreskierung des Langhauses durch Karl Vorhölzer aus Diessen
1922 Veränderung des Chorbogens und Neubemalung
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016